Wirtschaftsmacht China: Droht das Boot zu kippen?

13. Februar 2019 Drucken
Wirtschaftsmacht China: Droht das Boot zu kippen?
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Der Handelskrieg, das Abkühlen der Weltwirtschaft und wachsende Unsicherheiten am Heimatmarkt: Die Probleme, die sich der chinesischen Volkswirtschaft in den Weg stellen, werden nicht weniger.

Der Handelskrieg, das Abkühlen der Weltwirtschaft und wachsende Unsicherheiten am Heimatmarkt: Die Probleme, die sich der chinesischen Volkswirtschaft in den Weg stellen, werden nicht weniger. Markus Auer, Discretionary Portfolio Manager bei der Erste Asset Management, hat das Krisenpotential im Reich der Mitte untersucht. 

Konsum, Export, Infrastruktur und Verschuldung: Das sind die vier Standbeine, die Chinas Wirtschaft in Balance halten. Derzeit erscheinen drei der vier Beine ausgesprochen wacklig.

Der große städtische Einzelhandels-Blues

Während der gesamtchinesische Konsum immer noch im Steigen begriffen ist, fällt das jährliche Wachstum in innerstädtischen Einzelhandelsverkäufen schon seit 2010. Dort wird der Großteil der Güter mit hohem Wertschöpfungsanteil konsumiert. Seit 2015 schien das jährliche Wachstum stabil zu sein, was Analysten zu der Annahme verleitete, dass die Umsätze wieder steigen würden. Der Handelskonflikt, der 2018 begann, brachte als Folgeerscheinung geringeres Konsumentenvertrauen und somit ein Ende dieser Hoffnungen. Ein weiteres Absinken der Wachstumsraten ist nunmehr das wahrscheinlichste Szenario.

Ein Pyrrhus-Sieg im Handelskrieg mit den USA?

Der Handelskonflikt war der dominierende Faktor in 2018, dies trotz der Tatsache, dass sich die Folgen erst allmählich zu manifestieren beginnen. Im Dezember 2018 erreichte der Außenhandelsüberschuss Chinas mit den USA einen neuen Rekord. Zwar bestehen widersprüchliche Erklärungsansätze bezüglich dieses ausgesprochen hohen Niveaus, doch steht fest, dass Donald Trump und die „Hawks“ innerhalb seiner Administration davon Notiz nehmen werden. Ein Handelsabkommen rückt damit in zunehmende Ferne und wird weiterhin das Wachstum belasten.

Infrastrukturbedarf wird geringer

Wenn Konsum das Blut der chinesischen Wirtschaft ist, so stellt die Infrastruktur das Rückgrat dar. Es hält Staatsunternehmen am Leben, bereitet den Weg für zukünftiges Wachstum und ist primär von zwei Rohmaterialien abhängig: Beton und Stahl. Nach einer bemerkenswerten Rallye seit 2015 verzeichnete der Stahlpreis 2018 einen Verfall , was auf ein Austrocknen der Infrastruktur-Pipeline hinweist. Zwar musste die letzte Investitionswelle im Infrastrukturbereich natürlich irgendwann abebben, doch war das starke Gefälle, welches der Stahlpreis aufwies, überraschend und  könnte auf eine turbulente Zukunft hindeuten.

Drei außer Gefecht, bleibt noch einer?

Mit drei wackeligen Beinen stützt sich Wirtschaft des chinesischen Drachen nunmehr auf das vierte, das der Verschuldung. Hier hat die chinesische Regierung ohne Zweifel großen Einfluss über die Bank of China. Zwar ist das Verschuldungsniveau schon hoch, doch besteht nach wie vor Spielraum, bevor die Verschuldung ein besorgniserregendes Volumen erreicht.

Nicht in eigener Hand

Zusammenfassend kann man konstatieren, dass China sich Problemen ausgesetzt sieht, die es nicht alle vollends unter eigener Kontrolle hat. China hat auf unangenehme Art und Weise herausgefunden, was es bedeutet, die wirtschaftliche Vormachtstellung der USA herauszufordern und sieht sich nicht nur nationalem Schmach von Seiten des US-Präsidenten mit lockeren Fingern ausgesetzt, sondern musste sich auch selbst hausgemachte Probleme eingestehen, die zu lange ignoriert worden waren.

Wachstum von fünf Prozent bedeutet Rezession

Ob dies nun zu einer Rezession in China führt (d.h. zu einer Periode von fünf Prozent oder weniger an Wirtschaftswachstum) oder lediglich eine Periode durchschnittlichen Wachstums mit sich bringen wird, ist noch unklar. Da letztere Szenario ist jedenfalls wahrscheinlicher. Der chinesische Drache kann gut auf einem Bein dahinschlittern und ein Ende in einem großen Feuerball vermeiden.

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