Studie: Kunstfleisch soll Tierfleisch bis 2040 weitgehend ersetzen

22. Mai 2019 Drucken
Studie: Kunstfleisch soll Tierfleisch bis 2040 weitgehend ersetzen
© A. T. Kearney

Der milliardenschwere Börsengang von „Beyond Meat“ war nur der Anfang. Laut einer Studie werden im Jahr 2040 bis zu 60 Prozent der Fleischprodukte nicht mehr von Tieren stammen, sondern durch Kunstfleisch ersetzt.

Der milliardenschwere Börsengang von „Beyond Meat“ war nur der Anfang. Laut einer Studie werden im Jahr 2040 bis zu 60 Prozent der Fleischprodukte nicht mehr von Tieren stammen, sondern durch Kunstfleisch ersetzt.

Das „Ende der Fleischproduktion wie wir sie kennen“ prophezeit eine Studie von A.T. Kearney zum Thema Kunstfleisch. Bereits 2040 würden nur 40 Prozent der konsumierten Fleischprodukte von Tieren stammen, so die Analyse mit dem Titel „How will Cultured Meat and Meat Alternatives disrupt the Agricultural and Food Industry?“. Darin gehen die Autoren zwar von einem weiterhin wachsenden globalen Fleischmarkt aus, allerdings verdrängen neue Fleischalternativen und kultiviertes Fleisch zunehmend gewöhnliches Fleisch. Für die Agrar- und Lebensmittelbranche bedeute diese Entwicklung massive Veränderungen ihrer Produktionsbedingungen. Da die Anzahl der Menschen von (heute) 7.6 auf zehn Milliarden (2050) anwachsen wird, bietet kultiviertes Fleisch die Chance, die Ernährung der Weltbevölkerung dauerhaft und nachhaltig sicherzustellen.

Positiv für den Klimaschutz

Vegane Fleischalternativen und Kunstfleisch könnten zudem einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz beitragen. So ist die Konvertierungsrate von Pflanzenkalorien in Fleischkalorien rund viermal besser als die bei traditionellem Fleisch, da ihre Herstellung deutlich zielgerichteter auf das Endprodukt Fleisch ausgelegt und mit weniger Energieverlust verbunden ist. Beispielsweise benötigt die Produktion von 1 kg Fleisch ca. 7 kg Getreide. Kultiviertes Fleisch könnte somit die Flächen- und Düngeproblematik deutlich reduzieren und den Einsatz von Antibiotika und anderer Stoffe zur Aufzucht und zum Schutz von Tieren obsolet machen.

Ernährung für die Weltbevölkerung

Schätzungen gehen derzeit von einem Viehbestand von etwa 1,4 Milliarden Rindern, einer Milliarde Schweinen, 20 Milliarden Stück Geflügel und 1,9 Milliarden Schafen, Lämmern und Ziegen aus. Die Feldfruchtproduktion, die direkt für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, macht dabei aber nur 37 Prozent aus. Die meisten Ernteerträge werden an Tiere verfüttert, um Fleisch zu produzieren, das letztendlich vom Menschen konsumiert wird. Wild, Fisch und Meeresfrüchte sind darin nicht eingerechnet. Da Prognosen von einem Anstieg der Weltbevölkerung von heute 7,6 Milliarden Menschen auf rund zehn Milliarden im Jahr 2050 ausgehen, wird kein Weg an künstlichem Fleisch und Fleischalternativen vorbeiführen.

Fleischmarkt wächst auf 1800 Milliarden Dollar

Die Studie geht von einer radikalen Veränderung der Ernährungsindustrie durch die völlig neuen Geschäftsmodelle und Lieferketten. Der globale Fleischmarkt von jährlich rund 1.000 Milliarden US Dollar werde bis 2040 auf rund 1.800 Milliarden anwachsen. Bis 2018 flossen rund 950 Millionen US Dollar in Start-Ups. Davon allein 50 Millionen US Dollar in die noch vergleichsweise junge Idee, Fleisch durch Zellvermehrung und -strukturierung herzustellen, ohne ein Tier zu töten.

Preis & Geschmack ab 2030 ebenbürtig

Seit der ersten, geschmacklich äußerst durchwachsenen, Verkostung eines gezüchteten Burger im Jahr 2013 habe sich viel getan. Laut Angaben des niederländischen Lebensmitteltechnologieunternehmens Mosa Meat sei es inzwischen gelungen, Fleisch in großen Bioreaktoren mit 10 000 Litern Fassungsvermögen zu züchten. Trotzdem liegt der Preis für ein Kilo Zuchtfleisch noch bei mehreren Tausend Dollar. Doch der könne in den nächsten Jahren deutlich sinken, wenn Verfahren für die Massenproduktion ausgereift sind. Bei einem Preis von 40 Dollar pro Kilo Kunststeak könnte Laborfleisch massentauglich werden, heißt es bei A.T. Kearney. Diese Schwelle könnte bereits 2030 erreicht sein.

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