Wenn man sich die kroatische Anleihenrendite ansieht, so war das jüngste Rating-Upgrading ein erwartbares Szenario. Die volkswirtschaftlichen Parameter verbessern sich, konstatiert Ivana Kunstek, Senior Fund Managerin von der Erste Asset Management Croatia.
Obwohl der Verschuldungsgrad (Verschuldung/BIP) mit 73,3 Prozent nach wie vor hoch ist, ist zu beobachten, dass er in den letzten drei Jahren um zehn Prozentpunkte reduziert werden konnte. Gute Makrodaten in Verbindung mit guten Marktdaten ermöglichen die Chance, den Verlauf der Verschuldung zumindest auf einem nachhaltigen Niveau zu halten. Angesichts der Tatsache, dass sich die Renditen der langfristigen Anleihen unter der Wachstumsrate des kroatischen BIPs befinden, bestehen gute Chancen, die Verschuldungskennzahlen auf „Lehrbuch-Niveau“ zu senken.
Anhaltende Verbesserungen im Budget
Der stark besteuerte Inlandskonsum bleibt das Rückgrat der Erholung für die Wirtschaft in Kroatien. Es wurde von der dreistufigen Einkommenssteuerreform, die vor allem Erwerbstätige mit mittleren und hohen Einkommen betraf, zusätzlich gestärkt. Man muss allerdings sagen, dass diese Einkommensschichten in Kroatien eher selten sind. Sie stellen doch ein Potenzial dar, mit dem die Regierung arbeiten will. Fiskalüberschüsse sind keine Seltenheit mehr, sondern eher die Regel – trotz des Sturzes des größten kroatischen Handelsunternehmens und des Umstandes, dass Staatsgarantien im Rahmen eines vor kurzem aufkommenden Problems in der Schiffswerftindustrie aktiviert werden mussten.
Neue KÖSt kommt
Im August sollten Änderungen im Körperschaftssteuergesetz schlagend werden und den schwächelnden und noch immer seinen Schuldenberg abbauenden Unternehmenssektor unterstützen. Gleichzeitig kommt es in den Haushalten zu ungezügelter Kreditaufnahme: Das Gesamtvolumen an Konsumentenkrediten ist nur zehn Prozent vom Gesamtvolumen an Eigenheimfinanzierungen entfernt. Die steigende Durchdringung mit EU-Fonds ist ebenso positiv zu sehen, da sie das Investitionswachstum fördert. Der EUR-Wechselkurs wird beruhigt und ein jahrelanges Aufwertungsmuster der Lokalwährung unterstützt – und zwar nur Monate, bevor Kroatien sich offiziell um die Lancierung des Wechselkursmechanismus II (ERM2-Prozess) bemühen wird.
Währung als letzter Hemmschuh
Letzteres sollte eine reine Formalität darstellen, da sich Kroatien bereits mit vier von fünf Kriterien (1.Kompatibilität von Rechtswesen, 2.Preisstabilität, 3.Budget und 4.Konvergenz der langfristigen Zinsen) qualifiziert – einzig Kriterium Nummer 5, die Währungsstabilität, steht hier noch aus. Doch diese wird auch erst dann einer Überprüfung unterzogen, wenn man offiziell um Mitgliedschaft ansucht. Die historische Zeitreihe des Wechselkurses zeigt deutlich das Bekenntnis der kroatischen Zentralbank zur Aufrechterhaltung einer engen Bandbreite von Euro / Kroatische Kuna, wenngleich mit Anzeichen saisonaler Volatilität (bei der wir von keiner Änderung in der nahen Zukunft ausgehen).
Ein verlorenes Jahrzehnt?
Analysten warnen davor, dass all dies möglicherweise nicht reichen könnte. Dazu ist zu sagen: Kroatien ist tatsächlich in seiner Vergleichsgruppe eher ein Nachzügler. Es stimmt, dass das kroatische BIP auf normierter Basis noch immer nicht das Niveau von vor zehn Jahren erreicht hat. Und es stimmt, dass Kroatien Glück hat, dass seine Haupthandelspartner wirtschaftlich gut dastehen und die Flaggschiff-Industrie, der für 20 Prozent des BIPs verantwortlich zeichnende Tourismus, den Trend mitgemacht hat. Es ist auch korrekt, dass die beachtliche Emigration die pro-Kopf-Zahlen nach oben verzerrt.
Einige vergleichbare Staaten haben sich zu einer großangelegten Pensionsreform entschieden. Kroatien hat dies nicht getan. Die von Pensionsfonds gehaltenen Staatsanleihen machen beinahe 25 Prozent der Staatsschuld aus. Die Verbringung dieser Aktiva in die Erste Säule bei gleichzeitiger Sterilisierung hätte sich jederzeit positiv auf die Verschuldungskennzahlen ausgewirkt. Obwohl diese Idee im Raum stand, verschwand sie erstaunlicher Weise wieder in der Lade, aus der sie gekommen war.
Pensionsfonds widerstehen fiskalischen Anreizen
Kroatien steht ein weiteres gutes Jahr bevor. Der Fortschritt ist ein langsamer, und ja, es hätte besser gemacht werden können. Doch das sind versunkene Kosten. Wir sehen Aufwärtspotenzial im Fondsvermögen (jenseits von EUR 800 Mio.), die Immobilienpreise erholen sich, Haushalte nehmen Kredite und das globale Umfeld erzeugt positives Momentum für zukünftige Fremdkapitalemissionen. Sollte Fitch im Juni zu einem ähnlichen Urteil wie S&P Global Ratings kommen, so könnte dies zusätzlichen Schwung verleihen und einen großartigen Sommer einläuten.