Skepsis: Warum die digitale Verwaltung in Österreich so wenige Nutzer findet

26. Juni 2019 Drucken
Skepsis: Warum die digitale Verwaltung in Österreich so wenige Nutzer findet
15743421084831574341247790

Nur jeder zweite Österreicher ist mit der digitalen Verwaltung der Behörden zufrieden. Länder wie Großbritannien (63 Prozent), Estland (62 Prozent) haben deutlich höhere Zustimmungsraten.

Österreicher und Österreicherinnen gehören bei der Nutzung digitaler Verwaltung („E-Government“) zu den Muffeln. Laut einer Umfrage der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) verwenden erst drei von zehn Bürgern die  digitale Dienstleistungen öffentlicher Einrichtungen.

Damit liegt Österreich weit hinter anderen, vergleichbaren Ländern. BCG führt die Untersuchung alle zwei Jahre durch, befragt wurden 14.000 Bürger.

Indien verfügt über die doppelte Nutzerrate

Wie die Untersuchung unter dem Titel „Digital Government Survey“ zeigt, machen in Indien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten rund sieben von zehn Bürgern von öffentlichen Onlineservices Gebrauch, in Argentinien, Malaysia, Marokko oder China immerhin fünf von zehn. Ähnliche Muffel wie die Österreicher sind lediglich die Kanadier oder die Schweizer.

Frage des Angebotes

„Die geringe Zahl der Nutzer in Österreich deutet darauf hin, dass die Angebote nicht dem entsprechen, was die Bürger wollen“, sagte Benjamin Grosch, BCG-Partner und Leiter der Beratung im öffentlichen Sektor von BCG in Deutschland, in einer Aussendung am Dienstag. Denn während knapp 90 Prozent der befragten Österreicher das Internet zwar täglich für persönliche Belange nutzen, beschränkt sich der Gebrauch digitaler Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung auf jeden dritten.

Nutzerfreundlichkeit hat noch Luft nach oben

Der Befragung zufolge hat Österreichs Verwaltung Potenzial in Sachen Nutzerfreundlichkeit: Vermisst werde im täglichen Gebrauch etwa eine einfache und intuitive Bedienung, eine Online-Live-Beratung durch Behördenmitarbeiter sowie die Möglichkeit, Ratschläge und Erfahrungen mit anderen Nutzern auszutauchen. Zudem gaben acht von zehn Befragten zwar an, dass sich das Angebot in den vergangenen zwei Jahren verbessert habe, aber nur 26 Prozent sind der Meinung, dass es sich dabei um eine deutliche Verbesserung gehandelt habe.

Geringe Zufriedenheit

Überhaupt sei das Niveau der Zufriedenheit vergleichsweise gering: Nur jeder zweite Österreicher sei insgesamt mit den Digitalangeboten der Behörden zufrieden. Länder wie Großbritannien (63 Prozent), Estland (62 Prozent), die Niederlande (62 Prozent), Indien (60 Prozent) und Australien (59 Prozent) haben höhere Zustimmungsraten zum digitalen Behördenservice.

KI trifft auf Vorbehalte

Vorbehalte hat man hierzulande bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) für Behördenservices. Als Grund dafür wird etwa angeführt, dass moralische und ethische Fragen nicht geklärt seien und die Entscheidungsfindung mit Hilfe Künstlicher Intelligenz nicht nachvollziehbar sei. Die größten Skeptiker sind in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen zufinden. Hingegen sei die Mehrheit der Österreicher grundsätzlich offen für den nicht personenbezogenen Einsatz KI wie etwa zur Regulierung des Verkehrsflusses oder zur Vorhersage von Ausfällen bei Maschinen. (APA)