Der Mindestlohn für rund 13.000 Fleischer liegt derzeit bei 1.400 Euro brutto – viel zu wenig für eine derart fordernde Arbeit, finden die Arbeitnehmervertreter. Sie verlangen eine deutliche Lohnerhöhung von vier Prozent. Nachdem drei Verhandlungsrunden zum Kollektivvertrag 2019 gescheitert sind, folgen nun Betriebsversammlungen.
Die Produktionsgewerkschaft Pro-GE wirft den Arbeitgebern vor, lediglich eine Lohnerhöhung von einem Prozent anzubieten, was deutlich unter der Inflationsrate liegt. „Verbesserungen für die Arbeiterinnen und Arbeiter sind den Arbeitgeberverhandlern bislang völlig »wurscht«“, so Erwin Kinslechner, PRO-GE Branchensekretär und KV-Verhandler der Arbeitnehmerseite.
Unterschiedliche Perspektiven bei Rahmenrecht
Und auch im Rahmenrecht hapere es, etwa bei der finanziellen Unterstützung von Lehrlingen für Fahrten zur Berufsschule. Weiters werden höhere Zuschläge und bezahlte Pausen bei langen Arbeitszeiten oder bei Arbeiten im Kältebereich gefordert – sowie die kollektivvertragliche Klarstellung, dass Umkleidezeiten als Arbeitszeit zu gelten haben. Nun reagieren die Arbeitnehmervertreter. „Vor der nächsten Verhandlungsrunde am 4. September solle es neben Betriebsversammlungen und Informationsveranstaltungen auch gezielte Protestaktionen vor den Betrieben geben, teilten sie in einer Aussendung mit. Im Vorjahr wurde ein KV-Anstieg von im Schnitt 3,17 Prozent vereinbart.
Arbeitgeber verweisen auf hohen Preisdruck
Die Arbeitgeber verteidigen unterdessen ihr Angebot einer Lohnerhöhung um ein Prozent. „Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage der Fleischwirtschaft durch massive Preissteigerungen beim Rohstoff Schweinefleisch, bedingt durch den Ausbruch der Schweinepest in China, ist ein Abschluss weit über dem Verbraucherpreisindex nicht verkraftbar“, so Innungsmeister Rudolf Menzl.
Umkleidezeit ist Arbeitszeit
Die Arbeitgeber verweisen auf ein Gerichtsurteil vom Herbst des Vorjahres, wonach die Umkleidezeiten auch zur Arbeitszeit gehören. Dies würde sich auf die Lohnkosten mit rund zwei Prozent niederschlagen, was in den Verhandlungen berücksichtigt werden müsse. „Mit der von der Gewerkschaft PRO-GE geforderten Steigerung von vier Prozent bedeutet allein das eine Erhöhung der Lohnkosten um rund sechs Prozent“, rechnen sie vor. Für den Obmann der Fleischwarenindustrie, Karl Schmiedbauer, ist „ein derartiger Kostenschub schlichtweg nicht zu verdienen“. Am 4. September wird weiter verhandelt. (APA)