Nachhaltigkeit, Stabilität, Gemeinschaftsgefühl sowie eine enge Bindung zu den Mitarbeitern machen Familienunternehmen besonders. Aber nur die Hälfte der Familienunternehmen hat klar geregelt, wer in Zukunft die Zügel in der Hand halten wird.
Zusammen mit der LGT Bank Österreich hat EY Österreich eine Studie in Auftrag gegeben, die Familienunternehmen über ihre Nachfolgeregelung befragt. Die Gründer eines Unternehmens neigen dazu, die nächste Generation erst mit Verzögerungen ans Ruder zu lassen.
Wunschnachfolger Erbengeneration
Die Weitergabe innerhalb der Familie hat hohe Priorität: Bei knapp neun von zehn Betrieben mit Nachfolgeplanung übernimmt ein Familienmitglied das Zepter. Nur bei acht Prozent ist ein externer Geschäftsführer vorgesehen, vier Prozent planen das Unternehmen zu verkaufen. Der Gründergeneration fällt die Staffelweitergabe besonders schwer – je jünger der Betrieb, desto weniger wird über die Nachfolge nachgedacht.
Erben wollen nicht
Die größten Problemfelder werden im Bereich der Erbengenerationen verortet: Sieben von zehn Managern meinen, die größte Herausforderung sei das mangelnde Interesse der Erben, den Betrieb zu übernehmen. Zwei Drittel geben an, dass die Erben nicht das entsprechende unternehmerische Profil mitbringen würden. Gleichzeitig sind die Erwartungen hoch: Im Grunde soll die nächste Generation das Unternehmen mit denselben Werten und denselben Mitarbeitern auf Kurs halten.
Neuerungen durch Erben nicht erwünscht
Bei aller Wichtigkeit von Stabilität und nachhaltigem unternehmerischen Handeln – hier wird unterschätzt, dass die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells in Zeiten des Wandels essenziell ist. Nur knapp mehr als ein Drittel der derzeitigen Unternehmenslenker erwartet von der Nachfolgegeneration eine Transformation des Geschäftsmodells.
Erfolgreiche Übernahme passiert frühzeitig
Bei der Nachfolgeregelung hat eine David gegen Goliath-Stellung nichts verloren. Als wichtigster Treiber für eine erfolgreiche Übergabe gilt klare Kommunikation, wie die Studie bestätigt. Auch Rechtzeitigkeit und Struktur sind wesentlich für einen reibungslosen Ablauf. Denkt man früh darüber nach, wie man das Unternehmen gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft steuert, kann man die Erwartungen des jeweils anderen zeitig abstecken.
Mangel an Managern und Fachkräften
Vor allem gut vorbereitete und in anderen Betrieben geschulte Jungunternehmen sind hervorragend geeignet, um das Familienunternehmen auf dem Fundament des bisher Erreichten weiterzuentwickeln und für die Zukunft zu rüsten. Doch genau das ist oftmals der Knackpunkt: Wie viele heimische Unternehmen sehen auch acht von zehn der befragten Führungskräfte aus Familienunternehmen den Fachkräftemangel als größte Herausforderung. Diese Aussagen decken sich mit dem EY-Mittelstandsbarometers, demnach sich der Fachkräftemangel durchaus besorgniserregend durch alle Unternehmensgrößen und Branchen zieht. Das überraschende Studienergebnis: Für zwei Drittel (65 Prozent) ist das Finden adäquater Führungskräfte genauso problematisch wie die Nachfolgeplanung.
Loslassen
Plant man die Staffelübergabe im Voraus, hat man genug Puffer, um sich gemeinsam zu den wichtigsten Fragen Gedanken zu machen. Wer übernimmt das Unternehmen? Wo wollen wir wirtschaftlich hin? Wie können wir unsere innerbetrieblichen Werte festigen? Und: Die ältere Generation hat Zeit, sich ans Loslassen zu gewöhnen, während sie mit Rat und Tat zur Seite steht.