Coronavirus: Wie Lieferketten in schwierigen Zeiten geschützt werden

17. Februar 2020 Drucken
Coronavirus: Wie Lieferketten in schwierigen Zeiten geschützt werden
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Die durch das Coronavirus verursachten Zwangspausen belasten die Lieferketten im weltweiten Handel. Kann die Epidemie nicht rasch eingedämmt werden, drohen auch österreichischen Unternehmen Lieferschweirigkeiten.

Die durch das Coronavirus verursachten Zwangspausen in vielen chinesischen Unternehmen belasten die Lieferketten im weltweiten Handel. Kann die Epidemie nicht rasch eingedämmt werden, drohen Lieferschwierigkeiten auch österreichischen Unternehmen, warnt Kearney Österreich.

Das Coronavirus und die damit verbundenen Betriebsschließungen in und um  Wuhan sorgen weltweit für Turbulenzen in den Lieferketten. Passagier- und Frachtflüge sind ausgesetzt, Fabriken bleiben geschlossen und auch der Export von Europa nach China leidet. Laut WHO ist noch kein Anti-Serum in Sicht. Eine Studie von Kearney Österreich sieht in erster Linie die Gefahr von Lieferproblemen, die aber erst mit gewissen Zeitverzögerungen drängend werden. Der Grund: Im Gegensatz zu klassischen Katastrophen, wie großen Erdbeben oder Tsunamis, die die Infrastruktur ganzer Landstriche in Mitleidenschaft ziehen, werden die Lieferketten bei einer Epidemie nicht auf einen Schlag ausgelöscht. Da die Infrastruktur erhalten bleibt, könnte die Produktion nach der Eindämmung schnell wieder hochgefahren werden. „Im Moment sind die Lieferketten noch nicht wirklich unterbrochen. Waren können frei bewegt werden, es kommt eher zu Reiseeinschränkungen. Eine Gefahr für die Lieferketten entsteht dann, wenn die Fabriken über längere Zeit großflächig geschlossen werden“, heißt es in der Studie.

Task Forces zur Problemlösung

Wann genau die Produktion wiederaufgenommen wird, ist derzeit reine Spekulation. Kearney verweist auf Beobachtungen, dass Unternehmen mit wesentlichen Lieferanten in der Region Task Forces aufbauen, um einen Produktionsausfall möglichst zu verhindern. Hier sind Firmen in der Elektronik– und Automobilindustrie besonders betroffen. Nun kommt es darauf an, direkte Kontakte zu den Lieferanten in der Region zu knüpfen und laufende Transporte umzuleiten.“

Aktives Krisenmanagement als Wettbewerbsvorteil

Um Lieferengpässe zu vermeiden, empfehlen die Experten die Intensivierung des eigenen Krisenmanagements. Wer über das beste und agilste Krisenmanagement verfügt und sich rasch die (noch) am Markt verfügbaren Kapazitäten sichert, hat einen Wettbewerbsvorteil. „Während der Überschwemmungen 2011 in Thailand hat ein deutscher Automobilbauer sofort alle global verfügbaren Bestände an Elektronikkomponenten aufgekauft und so die Produktion abgesichert“, heißt es bei Kearney. Der Coronavirus sei eine Feuerprobe für das Risikomanagement: sich nie von einem einzigen Standort mit einer kritischen Komponente abhängig machen. Bezieht man den CO2 Ausstoß durch lange Transportwege, vermehrte Wetterkapriolen, die die Logistik beeinträchtigen, neue Gesundheitsrisiken wie Corona usw. mit ein, dann müssen sich Firmen die Grundsatzfrage stellen, ob man bei globalen Lieferketten nicht stärker auf Lagersicherheitsbestände und einen zweiten Lieferanten setzen sollte.

Single Sourcing wird zur Falle

Es sei zu erwarten, dass auch in Zukunft Naturkatastrophen passieren oder Epidemien ausbrechen werden. Investition in professionelles Lieferantenrisikomanagement rechne sich schnell, so die Kearney-Experten. In der Praxis heiße das: Kritische Materialien und somit Lieferanten identifizieren, Transparenz in der Lieferkette schaffen, Szenario basierte Krisenstrategien erarbeiten und strategische Lieferantenpartnerschaften darauf basierend aufbauen.

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