Neben dem auf historisch hohem Niveau liegenden Güterhandel wurde die heimische Leistungsbilanz vor allem durch die strukturell wichtigste Einnahmequelle, den Reiseverkehr getragen. Nach Schätzungen der Welttourismusorganisation (UNWTO) ist im Jahr 2020 jedoch mit einem Einbruch des internationalen Tourismus im Ausmaß von 60 Prozent bis 80 Prozent zu rechnen. Auch im Güterhandel signalisiert der auf LKW-Fahrleistungen basierende Exportindikator der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) seit Mitte März 2020 einen Rückgang der Ausfuhren, der sich im April deutlich (auf –27 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat) beschleunigte. Im Mai zeichnet sich ein etwas geringerer Rückgang ab.
Österreichs Leistungsbilanz schloss im Jahr 2019 mit einem Plus von 10,5 Milliarden Euro und übertraf damit das ohnehin schon ausgezeichnete Ergebnis des Jahres 2018 (+9,0 Milliarden Euro). Nur in den Boomjahren 2007/2008 (+10,8/+13,2 Milliarden Euro) konnten noch höhere Überschüsse erzielt werden. „Damit stellt Österreich erneut seine prinzipiell hohe internationale Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis“, erläutert OeNB-Vize-GouvernEuro Gottfried Haber.
Tourismus als Säule des Erfolgs
Wie in den vergangenen Jahren war der Reiseverkehr (+10,2 Milliarden Euro) die tragende Säule dieses Erfolgs. Österreich verzeichnete die höchsten Nettoerlöse aus den drei Hauptzielländern des heimischen Tourismus, Deutschland (+6,9 Milliarden Euro), den Niederlanden (+1,3 Milliarden Euro) und der Schweiz (+1,2 Milliarden Euro). Die höchsten Nettoaufwendungen stammen aus den Hauptreisedestinationen der Österreicherinnen und Österreicher, nämlich Kroatien (– 0,9 Milliarden Euro), Italien (–0,6 Milliarden Euro) und Griechenland (–0,4 Milliarden Euro).
Schätzungen der Welttourismusorganisation (UNWTO) lassen für das Jahr 2020 – je nach Dauer und Umfang der durch Covid-19 bedingten Reiseeinschränkungen, beispielweise zeitlich beschränkte Grenzkontrollen und Einreisestopps, – einen weltweiten Rückgang der Ankünfte ausländischer Touristen im Ausmaß von 60 Prozent bis 80 Prozent erwarten. Daten der Statistik Austria weisen auf einen massiven Einbruch internationaler Ankünfte in Österreich im März 2020 (–70 Prozent) hin.
Unternehmensbezogene Dienstleistungen haben seit 2008 (+5,3 Milliarden Euro) stetig an Bedeutung verloren und bilanzierten 2019 nahezu ausgeglichen (+0,2 Milliarden Euro).
Im Güterhandel hat die Dynamik 2019 deutlich nachgelassen. Sowohl die Güterexporte (153,2 Milliarden Euro) als auch die Importe (149,5 Milliarden Euro) zeigten mit jeweils +1 Prozent ein verlangsamtes Wachstum. Im Jahr 2018 lagen die Zuwächse noch bei 7,8 Prozent bzw. 6,3 Prozent. Per saldo lagen die Einnahmen aus dem Güterverkehr mit +3,8 Milliarden Euro aber immer noch auf einem historisch hohen Niveau.
EU wichtigster Absatzmarkt
Österreichs wichtigster Absatzmarkt für Güter blieb weiterhin die Euroopäische Union (EU), in die 68 Prozent aller Güterexporte gingen. Der Eurooraum steht für 51 Prozent der Ausfuhren, wobei der wichtigste Handelspartner Deutschland Waren im Wert von 42,7 Milliarden Euro (28 Prozent aller Güterexporte) absorbierte. Ein ähnliches Bild zeigten die Güterimporte, die zu 74Prozent aus der EU bzw. zu 58Prozent aus dem Eurooraum kamen. In der regionalen Saldo-Betrachtung ist weiterhin der Beitrag der USA, der im Vergleich zum Vorjahr fast unverändert geblieben ist, mit +7,7 Milliarden Euro der höchste.
Die Auswirkungen der 2020 einsetzenden Covid-19-Pandemie auf Österreichs Außenwirtschaft zeichnen sich in den Ergebnissen des aktuellen Exportindikators der OeNB ab, der die Entwicklung der Güterexporte auf Basis von LKW-Fahrleistungen schätzt. Im März 2020 ergab sich ein Rückgang der nominellen Güterexporte um 10,4 Prozent, der sich im April auf 27,3 Prozent beschleunigte. Daten zur wöchentlichen LKW-Fahrleistung zeigen jedoch, dass sich der Rückgang zuletzt abgeschwächt hat und die Güterexporte im Mai weniger stark zurückgehen werden als noch im April.
Der Kapitalverkehr mit dem Ausland war im Jahr 2019 durch eine deutliche Verbesserung der Nettovermögensposition Österreichs geprägt, die auf einen historischen Höchststand von 38,4 Milliarden Euro kletterte (2018: 14,2 Milliarden Euro).
Die Bestände österreichischer Direktinvestoren im Ausland erreichten mit 209 Milliarden Euro ebenso eine neue Rekordmarke wie jene der ausländischen Investoren in Österreich (183 Milliarden Euro). Etwa drei Viertel aller Direktinvestitionen in Österreich haben ihren Ursprung in Euroopa, dieser Anteil ist seit vielen Jahren sehr stabil. Asien wurde aber mit 11,7 Prozent aller passiven Direktinvestitionen im Jahr 2019 erstmals zur wichtigsten außerEuroopäischen Quellregion.
Das grenzüberschreitende Wertpapiergeschäft Österreichs war 2019 aktiv- wie passivseitig durch Nettozukäufe gekennzeichnet, nachdem 2018 per saldo Papiere abgestoßen worden waren. Österreichische Anleger zeigten vor allem Interesse an Investmentzertifikaten (+5,0 Milliarden Euro), ausländische Investoren kauften insbesondere Bankanleihen zu (+10 Milliarden Euro).
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