Laut der Befragung kommen die Maßnahmen, die auf Grund von Covid-19 gesetzt wurden nicht an. An der Befragung nahmen 650 Unternehmen aus ganz Österreich teil, darunter 45 Prozent EPU. Die anderen teilnehmenden Betriebe beschäftigen im Durchschnitt 48 Mitarbeiter, sind also typische KMU. Die Ergebnisse fallen je nach Branche unterschiedlich aus, was die Dimension der umsatz- und Investitionsrückgänge angeht
„Relativ einig sind sich die Unternehmen bei der Bewertung der Hilfsmaßnahmen durch die Bundesregierung. Und die fällt fast konträr zur Bewertung durch die Regierung und die WKÖ aus“, fasst Stephan Blahut, Generalsekretär des Gewerbevereins, die Bewertung der Maßnahmen durch die Praktiker aus der Wirtschaft zusammen. 67 Prozent aller befragten Unternehmen sind der Meinung, dass die wegen Covid-19 gesetzten Maßnahmen der Regierung weit an der Praxis vorbeigehen:
- 33 Prozent sagen, die Maßnahmen der Bundesregierung „helfen nicht“
- 26 Prozent geben an, dass die Maßnahmen nur „helfen, wenn endlich Geld kommt“
- 8 Prozent finden die Maßnahmen für die jeweilige Branche nicht passend
- 26 Prozent meinen, dass die Maßnahmen „etwas helfen“
- 4 Prozent bewerten die Maßnahmen als „sehr hilfreich“
- 3 Prozent brauchen keine Hilfe
So reagierten die Betriebe auf die Corona-bedingten Umsatzeinbrüche:
- 73 Prozent reduzierten den betrieblichen Aufwand
- 55 Prozent reagierten mit Zahlungsaufschüben
- 55 Prozent nahmen Steuerstundungen in Anspruch
- 53 Prozent beantragten Eigenkapital-Zuschüsse
Im Schnitt eine halbe Million Euro Umsatzrückgang wegen Covid-19
Der auf die flankierenden Maßnahmen zur Bekämpfung von Covid-19 zurückzuführende bisherige Umsatzrückgang wurde im Mittel mit 498.000 Euro beziffert, das ist ein Rückgang um 73 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für das Gesamtjahr 2020 wird ein Umsatzrückgang von 44 Prozent erwartet.
Investitionsrückgänge 2021 noch höher als 2020
Ursprünglich für 2020 geplante Investitionen – die infolge von Covid-19 und der damit einhergehenden Planungsunsicherheit aufgrund ausbleibender Krisenhilfen verschoben oder gestrichen werden – beziffern die Unternehmen mit durchschnittlich 354.000 Euro oder 77 Prozent des ursprünglich geplanten Investitionsvolumens. „Besonders alarmierend: 2021 fällt der Investitionsrückgang noch schlimmer aus und liegt bei 467.000 Euro oder 64 Prozent des ursprünglich geplanten Investitionsvolumens“, so Blahut.
Tourismus: Wertschöpfungsturbo mit besonders hohen Rückgängen
Für die Hotellerie ist das erst der Beginn eines langen Weges durch ein finsteres Tal. „An seinem Ende werden weniger regionale Leitbetriebe, Investitionen und Beschäftigte stehen“, warnt Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung: „Nach Lehman hat es 10 Jahre gedauert, bis wir die Umsatzrückgänge aufgeholt haben – und das war nichts gegen Corona.“ Hotels verzeichneten bisher einen Umsatzrückgang um 929.000 Euro, fahren die Investitionen heuer um durchschnittlich 784.000 Euro zurück und nächstes Jahr um 950.000 Euro: „Unsere Ausgabenrückgänge sind die Einnahmenrückgänge des Gewerbes. Fehlen uns Gäste, fehlen dem Handel Kunden. Wollen wir da wie dort Arbeitsplätze retten, und das muss die Politik wohl, braucht es effektivere Maßnahmen als bisher“, zieht Michaela Reitterer aus den vorliegenden Daten Schlüsse über die Branchengrenzen hinweg.
Handel: Beschäftigungsintensives Rückgrat der Volkswirtschaft braucht sofortige Struktur- und Steuerreform
Alle Bereiche im Einzel- und Großhandel stehen vor massiven Herausforderungen, die Händler rechnen heuer mit Umsatzeinbußen von durchschnittlich 32 Prozent. „2020 werden im Handel wohl ein Drittel der Umsätze wegbrechen. Die Investitionen werden ebenfalls zurückgefahren, wovon alle Branchen betroffen sind. Wir haben mittlerweile mehr als 550.000 Arbeitslose und 1,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit. Nachdem die Kriseninstrumente die Firmen nur langsam erreichen, muss die Kaufkraft der Bevölkerung gestärkt werden, damit Selbsthilfe möglich ist. Ein Vorziehen der bereits paktierten Steuerreform sowie die Ausgabe von 500 Euro-Schecks an alle Personen mit Hauptwohnsitz Österreich und einem Jahreseinkommen unter 11.000 Euro sind dafür entscheidend“, sagt Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.
EPU: Einnahmen 2020 halbiert
Besonders trifft die Krise EPU: Der bisherige Umsatzrückgang wird mit 80 Prozent besonders hoch angesetzt, für das gesamte Jahr 2020 rechnen die Kleinstunternehmen mit einem Rückgang um 50 Prozent. Die Hilfsmaßnahmen werden besonders kritisch gesehen: Kritisiert quer über alle Branchen ein Drittel die Maßnahmen pauschal als nicht hilfreich, sind es hier 52 Prozent: „Auch wenn jedes EPU und Kleinstunternehmen für sich genommen unbedeutend erscheint, hat die Gruppe dieser Unternehmen durch die hohe Beschäftigungswirkung und der Wertschöpfung einen relevanten gesamtwirtschaftlichen Impact“, so Sonja Lauterbach, Sprecherin von EPU Forum.
Feedback ernst nehmen
Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender des Senats der Wirtschaft – einem freiwilligen Verband mit 600 Mitgliedern aus Industrie, Handel, Gewerbe und Dienstleistung – appelliert an die Bundesregierung, das Feedback aus den Unternehmen ernst zu nehmen um rasch gegenzusteuern und Schlimmeres zu verhindern: „Die Kollateralschäden von Covid-19 treffen den Standort und die Wirtschaft deutlich härter, als die Bewertung der Hilfsmaßnahmen durch die Bundesregierung und die Funktionäre der Wirtschaftskammer annehmen lässt, quer durch alle Branchen, Bundesländer und Unternehmensgrößen. Wir müssen alles daran setzen, eine Negativspirale aus Arbeitslosigkeit, Investitions- und Konsumrückgang bis hin zum Zulauf zu den politischen Rändern zu verhindern.“ Die staatlichen Hilfsmaßnahmen sind gut gemeint, die Anstrengungen in Ministerien, Banken, AMS & Co. fruchten aber nicht ausreichend. Die Ergebnisse der Umfrage finden Sie hier zum Download.
Die wichtigsten Links von Behörden und Institutionen für Unternehmen rund um das Coronavirus finden sich hier.