Coronakrise: Jobsuchende kompromissbereit bei Branche und Gehalt

23. Juni 2020 Drucken
Coronakrise: Jobsuchende kompromissbereit bei Branche und Gehalt
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Wer in der Krisenzeiten einen Job sucht, ist mehrheitlich offen für Neues und würde sogar Kompromisse beim Gehalt eingehen. Dennoch wollen sich Bewerber nicht unter Wert verkaufen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Recruiting-Unternehmens StepStone.

Was bedeutet Corona für Menschen, die im Moment auf der Suche nach einer neuen Stelle sind? Mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) gibt an, ihre Suchkriterien verändert und ihre Stellensuche auf andere Branchen und Bereiche ausgeweitet zu haben. Gut ein Drittel (35 Prozent) gibt an, aktuell sogar noch verstärkter nach einer neuen Stelle zu suchen, ein weiteres Drittel (34 Prozent) ist auch bereit, für eine neue Stelle Kompromisse einzugehen. Knapp jeder Vierte (23 Prozent) würde auch ein geringeres Gehalt akzeptieren, um wieder in Beschäftigung zu kommen, 16 Prozent können sich auch einen Umzug für den neuen Job vorstellen.

„Das ist eine Chance, die Arbeitgeber durchaus für sich nützen können“, sagt Barbara Oberrauter-Zabransky, Studienleiterin bei StepStone Österreich. „Manche Talente sind wegen Corona einmalig für kurze Zeit am Markt. Unternehmen, die jetzt die Augen offenhalten und für die Zeit nach der Krise vorsorgen, sind ideal für einen Neustart gerüstet.“

Bewerbungsprozesse werden digital

Bedingt durch Corona erfahren Bewerbungsprozesse aktuell einen Digitalisierungsschub: Jeder fünfte Bewerber (21 Prozent) gibt an, Vorstellungsgespräche aktuell virtuell oder telefonisch zu absolvieren. Das bestätigt auch Oberrauter-Zabransky: „Wir sehen, dass man auf Arbeitgeberseite seit Corona verstärkt auf eine digitale ‚candidate journey‘ setzt. Arbeitgeber minimieren damit nicht nur die Ansteckungsgefahr, sondern bleiben auch in Zeiten wie diesen agil genug, um rasch und unkompliziert neues Personal an Bord zu holen.“

Aber auch für Kandidaten hat die digitale Bewerbung Vorteile, so die Expertin: „Sie sparen nicht nur die Zeit für die Anfahrt, sondern führen das Gespräch auch in einer gewohnten Umgebung.“

Gute Atmosphäre schlägt Gehalt

Wichtig ist Jobsuchenden derzeit überraschenderweise vor allem eines: Eine gute Arbeitsatmosphäre. Zwei Drittel aller Bewerber (67 Prozent) legen Wert darauf, sich im zukünftigen Unternehmen menschlich wohlzufühlen. „Vielleicht ist das eine Reaktion auf die verschärften Bedingungen, die die Krise all jenen aufzwingt, die derzeit nach einem Job suchen“, so Oberrauter-Zabransky. Dennoch wollen sich Bewerber nicht unter Wert verkaufen: Die Hälfte aller Bewerber (50 Prozent) legt Wert auf ein angemessenes Gehalt, weitere 48 Prozent sehnen sich nach einem sicheren Arbeitsplatz.

Hoch im Kurs stehen auch flexible Arbeitszeiten: Gut ein Drittel (35 Prozent) aller Bewerber will Arbeit und Privatleben damit besser vereinbaren. Wenig Bedeutung werden hingegen klassischen Employer Branding-Angeboten wie dem „Werte-Fit“ (4 Prozent) und Mitarbeiterbeteiligungsangeboten (fünf Prozent) beigemessen.

„Diese Dinge gelten in der Krise offenbar als Luxus, auf den man zugunsten eines sicheren Arbeitsplatzes zu verzichten bereit ist“, so Oberrauter-Zabransky. „Unternehmen, die aktuell Fachkräfte suchen, sollten ihre Kommunikation mit Kandidaten dahingehend umstellen.“