Bankkunden wollen mehr Regionalität und digitale Angebote

23. November 2020 Drucken
Bankkunden wollen mehr Regionalität und digitale Angebote
© Erste Bank

Die Coronakrise zeigt, wie anfällig globale Wertschöpfungsketten sein können. Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die Förderung der Region und der regionalen Wirtschaft für die Kunden von Banken stark an Bedeutung gewonnen. Dies zeigt die aktuelle Studie der Unternehmensberatung Eurogroup Consulting (EGC).

Laut der Studie wünschen sich 86 Prozent der 1.000 befragten Bankkunden in Österreich, dass sich ihre Hausbank mehr für die Region bzw. das lokale Wirtschaftsleben einsetzt. Geht es um die konkrete Rolle, die die Bank dabei einnehmen soll, nennt knapp die Hälfte der Befragten die des klassischen Finanzpartners. Jeweils rund 40 Prozent sehen die Geldinstitute jedoch auch als regionale Netzwerker bzw. als Ökologie-Berater. Ebenso nehmen die Befragten ihre Hausbank in die Verantwortung, wenn es um den Klimawandel geht. So wünschen sie sich in diesem Punkt umweltbewusstes Sponsoring (46 Prozent) bzw. sehen die Banken als regionale Förderer (44 Prozent) und sprechen sich für eine ökologische Finanzberatung (43 Prozent) aus.

„Kunden trauen Banken eine aktive Rolle als Förderer der Region zu“, so Heinrich Piermeier, Geschäftsführer bei EGC Österreich. Mit einer entsprechenden Ausrichtung könnten Banken das Kundenvertrauen stärken, um das es derzeit laut der Studie über alle Bankgruppen hinweg nicht besonders gut bestellt ist. Nur 37 Prozent der Befragten bezeichnen das Verhältnis zu ihrer Hausbank als vertrauensvoll. 63 Prozent erklären, ein geschäftsmäßiges, neutrales oder gar misstrauisches und distanziertes Verhältnis zu haben. Auffällig allerdings: Die Regionalbanken führen das Vertrauens-Ranking deutlich an. So attestieren die Kunden den Sparkassen inkl. Erste Bank zu 47 Prozent ein vertrauensvolles Verhältnis. Piermeier: „Dieser Vertrauensvorsprung ist für die Banken von großer Bedeutung. Denn ohne emotionale Bindung wird für Filialbanken schwer, im Preiskampf gegen Direkt- und Neobanken zu bestehen.“

Regionaler Online-Marktplatz

Ein konkretes Beispiel, wie sich diese Verbundenheit weiter ausbauen lässt, ist ein regionaler Online-Marktplatz, auf dem ein vielfältiges Angebot an regionalen und idealerweise auch nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen erhältlich ist. Einem solchen Marktplatz gegenüber sind 92 Prozent der Befragten aufgeschlossen. 41 Prozent würden ihn auf jeden Fall nutzen. 51 Prozent sind interessiert, wenn sie hier attraktive Angebote finden. Damit ist die Zustimmung in Österreich noch höher als in den Nachbarländern Deutschland und Schweiz, wo die Studie zeitgleich durchgeführt wurde. Dies zeigt laut EGC-Experten Piermeier: „Ein regionaler Marktplatz kann die Konkurrenz mit international agierenden Plattformen aufnehmen und die Antwort auf die Bigtechs sein, die immer näher an die Wertschöpfungskette der Banken rücken.“

Auf einem regionalen Marktplatz könne der Kunde zum Beispiel zusätzliche Dienstleistungen im Bereich Bauen und Wohnen, aber auch im Bereich Job und Arbeit in Anspruch nehmen. Auf diese Weise entstehe ein regionales Ökosystem, aus dem sich zahlreiche Synergien ergeben. So hilft die Vermittlung von Arbeitskräften den Firmenkunden in der Region bei der Bewältigung des Fachkräftemangels und den Privatkunden beim Finden eines attraktiven Arbeitsplatzes. Die Bank wiederum erhöht die Zahl der Kontakte mit ihren Kunden deutlich und kann sich neue Ertragsquellen erschließen.

Keine Scheu vor Super-App

Zudem zeigt die Studie für die regionalen Marktplätze weitere Entwicklungs- und Ausbaumöglichkeiten auf. So befürworten 70 Prozent der Befragten, dass die Bank ihnen einen persönlichen Assistenten zur Seite stellt, der sie über finanzielle Belange hinaus berät. Und noch weiter in die Zukunft gedacht: Eine Super-App, in die neben den sozialen Netzwerken, Messenger-Dienste, die Verwaltung von Strom- und Versicherungsverträgen sowie Behördenanliegen auch interessante Onlineshops und Bezahldienste integriert werden, können sich 51 Prozent aller Befragten sowie 71 Prozent der Studienteilnehmer zwischen 16 und 24 Jahren vorstellen. „Der regionale Online-Marktplatz kann damit zu einer regionalen Super-App weitergedacht werden“, erklärt Günther Seyer, ebenfalls Geschäftsführer bei EGC Österreich.

46 Prozent der Bankkunden bezeichnen sich als digitale Kunden

In der aktuellen Coronakrise geben mit 46 Prozent der größte Teil aller befragten Bankkunden an, digitale Kunden zu sein. 26 Prozent bezeichnen sich eher als persönlichen und 28 Prozent als hybriden Kunden. 54 Prozent der Kunden der Sparkassen sind mit dem digitalen Angebot ihrer Hausbank sehr zufrieden. Seyer: „In Zukunft wird kein Weg daran vorbeiführen, dem Kunden konkurrenzfähige, reibungslos funktionierende digitale Kontaktwege zu bieten, die er bequem zu jeder Zeit und an jedem Ort nutzen kann. Dieses Angebot wird zunehmend als selbstverständlich betrachtet.“

Die wichtigsten Links von Behörden und Institutionen für Unternehmen rund um das Coronavirus finden sich hier.