Wöchentliche Echtzeitdaten zu Zahlungskartenumsätzen zeigen gegenwärtig Rückgänge um beinahe 90 Prozent bei inländischen und um über 95 Prozent bei ausländischen Touristen. Die Wintervorsaison bis Weihnachten zählt zu den unterdurchschnittlichen Umsatzwochen, aber die Weihnachtswoche ist traditionell der Auftakt für die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Laut einer neuen Studie erwartet die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) auf Basis der von der Regierung angekündigten Hotelschließungen bis über die Weihnachtsferien für den Dezember einen Nächtigungsrückgang um 95 Prozent gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum.
Für das Gesamtjahr 2020 bedeutet der Ausfall der Wintervorsaison inklusive der Weihnachtswoche, dass gegenüber dem Vorjahr mit einem Nächtigungsminus im Ausmaß von 36 Prozent zu rechnen ist. Der weitere Verlauf der Wintersaison ist mit sehr hoher Unsicherheit behaftet. Die sieben umsatzstärksten Wochen des heimischen Tourismus fielen 2019 in den Zeitraum Anfang Jänner bis Mitte März. Die touristischen Möglichkeiten Anfang 2021 werden daher das Gesamtergebnis des Tourismusjahres 2021 wesentlich mitbestimmen.
Herbstferien linderten Umsatzausfall nur kurzfristig
Seit Mitte September sind die Umsätze in österreichischen Beherbergungsunternehmen gemäß Daten von Zahlungsdiensteanbietern zurückgegangen. Dieser Rückgang ist das Resultat steigender Neuinfektionszahlen sowohl in Österreich als auch in unseren Nachbarländern, die zunehmend zu Reisewarnungen wichtiger Herkunftsländer, vor allem Deutschlands, führten. Die Herbstferien unterbrachen diesen Trend kurzzeitig, in der Kalenderwoche 44 (26.10. bis 1.11.) lagen die Ausgaben der Inländer im Vorjahresvergleich sogar leicht im Plus. Durch die flächendeckende Sperre von Hotellerie und Gastronomie seit dem 2. November gehen die Ausgaben der Konsumenten in diesen Bereichen gegen null. Konkret liegen die Ausgaben inländischer Gäste in Beherbergungsunternehmen beinahe um 90 Prozent, die Ausgaben ausländischer Gäste in Beherbergung und Gastronomie um über 95 Prozent unter jenen des Vorjahres. Die geringfügig bessere Entwicklung im Vergleich zum ersten Lockdown im Frühjahr könnte durch die nun erlaubten Geschäftsreisen erklärt werden.
Mit der Verlängerung der behördlichen Schließung von Gastronomie und Hotellerie sowie den weiterhin aufrechten Reisewarnungen Deutschlands und Italiens gegenüber Österreich verschiebt sich der Start der für den österreichischen Tourismus wichtigen Wintersaison in das Jahr 2021. Für den Dezember erwartet die OeNB auf Basis der angekündigten Einschränkungen einen Nächtigungsrückgang aller Touristen um 95 Prozent. Der nochmaligen Abschwächung bei Inlandstouristen im Vergleich zum November liegt die Annahme zugrunde, dass ab Mitte Dezember, feiertagsbedingt, auch die Nächtigungen von Geschäftsreisenden zurückgehen werden. Für das Gesamtjahr 2020 ergibt sich auf Basis der Nächtigungszahlen von Statistik Austria bis einschließlich Oktober sowie der OeNB-Prognose für November und Dezember ein Rückgang der Nächtigungen um insgesamt 36,5 Prozent. Während der Nächtigungsrückgang ausländischer Touristen bei 41 Prozent liegt, gehen die Nächtigungen österreichischer Touristen im Gesamtjahr um 23 Prozent zurück.
Hohe Bedeutung des Wintertourismus für Österreich
Der weitere Verlauf der Wintersaison ist mit sehr hohen Unsicherheiten behaftet. Aufgrund der hohen Bedeutung des Wintertourismus für den österreichischen Tourismus ergibt sich ein wesentliches Risiko für die Wirtschaftsentwicklung in den kommenden Wochen und Monaten.
Die gemessen an Zahlungskartenumsätzen sieben umsatzstärksten Wochen des heimischen Tourismus fielen 2019 in den Zeitraum Anfang Jänner bis Mitte März; die Woche mit dem höchsten Umsatz war die erste Jännerwoche. Der Wintertourismus ist, gemessen am Umsatz, wichtiger als der Sommertourismus. Dafür gibt es zwei wesentliche Gründe: Bei einer stetig steigenden Anzahl an verfügbaren Gästebetten verzeichnen die Beherbergungsunternehmen im Winter eine höhere Auslastung. Zudem liegen die durchschnittlichen Ausgaben pro Person und Tag im Winter um beinahe 20 Prozent über jenen im Sommer. Dahinter stehen höhere Winterpreise für die Unterkunft, für Speisen und Getränke und die „Mobilität vor Ort“ (v. a. Liftkarten). Sie werden daher das Gesamtergebnis des Tourismusjahres 2021 wesentlich mitbestimmen.
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