Der Druck, die Gastronomie aufzusperren, ist groß“, sagt Dieter Scharitzer, WU-Professor am Institut für Marketing-Management, zur Umfrage seines Instituts zu möglichen Coronamaßnahmen. 70 Prozent würden eine Registrierung akzeptieren und 67 Prozent eine FFP2-Maske tragen. Weitere 37 Prozent wollen das von den Infektionszahlen abhängig machen. Nur 12 Prozent sind aktuell dagegen, zeigt die Befragung von 1.000 internetaffinen Menschen.
Scharitzer hat die Umfrage in ähnlicher Form zum vierten Mal seit Ausbruch der Coronakrise durchgeführt. Wie auch andere Erhebungen zeigt die Umfragenserie eine steigende Impfbereitschaft. 60 Prozent der Österreicher sind derzeit bereit, sich impfen zu lassen. Zwei Drittel der Befragten glauben, dass durch eine Impfung die Corona-Pandemie erfolgreich zu bekämpfen ist. Die grüne Impfkarte halten 45 Prozent für eine gute Maßnahme, wenn es für alle einen Impfstoff gibt. 50 Prozent lehnen sie ab, da dies einer Impfpflicht gleichkomme.
Stimmung deutlich schlechter als vor Weihnachten
Ziemlich dramatisch ist zuletzt das Vertrauen in das Coronamanagement der Regierung eingebrochen. Während im November noch 58 Prozent und im Jänner 57 Prozent der Regierung vertrauten, waren es Ende Februar nur mehr 40 Prozent. Scharitzer verweist allerdings darauf, dass auch andere politische Entwicklungen wie die Ermittlungen gegen Finanzminister Gernot Blümel und Ex-Justizminister Brandstätter (beide ÖVP) mitgewirkt haben könnten. Die Umfrage zeigt aber, dass inzwischen mehr als die Hälfte der Österreicher (52 Prozent) meinen, die Bundesregierung habe im Coronamanagement versagt.
Die Menschen würden nach dem langen Lockdown eine Perspektive suchen, so Scharitzer, ganz allgemein sei die Stimmung deutlich schlechter als noch vor Weihnachten. Jetzt sehen nur mehr 59 Prozent ihre eigene Zukunft positiv, im Oktober waren es noch 73 Prozent, im November 68 Prozent. Der Anteil der Menschen, die davon ausgehen, dass die Pandemie negative Folgen für die Gesellschaft haben wird, ist von 34 Prozent im April 2020 über 63 Prozent im November auf nunmehr 81 Prozent gestiegen. Viele realisieren erst jetzt, dass die Pandemie nicht so schnell vorbeigeht, sagt Scharitzer.
Bereitschaft für Coronamaßnahmen sinkt
Die lange Zeit mit hohen Infektionszahlen wirkt sich zwar in der Betroffenheit, nicht aber in der subjektiven Risikowahrnehmung der Österreicher aus. Denn inzwischen haben zwar 57 Prozent im Bekanntenkreis jemanden mit einem positiven Test (im April waren dies noch 18 Prozent; im Oktober 29 Prozent, im November 49 Prozent). Aber nur mehr 26 Prozent schätzen ihr eigenes Infektionsrisiko als hoch ein, im Herbst des Vorjahres glaubten dies noch 34 bis 38 Prozent.
Zwar gaben 88 Prozent der Befragten an, sie würden sich an die Maßnahmen halten, angesichts der anderen Antworten geht Scharitzer aber davon aus, dass dies eher eine „sozial erwünschte“ Antwort ist, als die Realität abzubilden. „Die Bereitschaft, sich den Maßnahmen zu unterwerfen, sinkt schon deutlich“, vermerkt Scharitzer. Man dürfe auch nicht übersehen, dass inzwischen 41 Prozent weniger Geld in der Tasche haben. Vor Weihnachten sei es noch einfacher gewesen, ins Neue Jahr seien viele mit einer Hoffnung gestartet, die sich nicht erfüllt habe. Insgesamt herrsche eine „seltsame Stimmung“.
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