Österreich hinkt bei digitalen Bezahlmethoden hinterher

05. Mai 2021 Drucken
Österreich hinkt bei digitalen Bezahlmethoden hinterher
© Erste Bank

Kontaktlose und digitale Bezahlmethoden haben durch die Corona-Pandemie weltweit einen enormen Zuwachs erfahren und werden den Standard im “New Normal” prägen. Eine Studie vom Zahlungsdienstleister Klarna zeigt, dass Österreich im internationalen Vergleich bei der Adaption von innovativen Technologien aus dem Finanzsektor weit abgeschlagen sind.

Egal ob Bezahlung mit der Karte, dem Smartphone, der Smartwatch oder mittels biometrischer Daten: österreichische Verbraucher stehen kontaktlosen Bezahlmethoden skeptisch gegenüber. Über alle Länder hinweg rangieren sie am Ende der Rangliste. Nur Deutschland liegt bei der Akzeptanz von Kartenzahlung noch dahinter. Während die Kartenzahlung (Schweden: 72 Prozent) oder Mobile Payment (Niederlande: 17 Prozent) in anderen Ländern hoch geschätzt wird, bleibt man hierzulande dem Bargeld treu (47 Prozent). Österreich droht möglicherweise ins Hintertreffen zu geraten, da die Digitalisierung der Bezahlsysteme global schnell voranschreitet und neue Standards setzt.

Die Österreicher sind nach wie vor Bargeld-Liebhaber und ziehen dies allen anderen Bezahlmethoden vor. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Befragten bevorzugt Bargeld bei der Bezahlung. Zum Vergleich: Bis auf Deutschland (49 Prozent) geben unter den Befragten aller anderen Länder weniger als 30 Prozent an, Bargeld beim Einkauf nutzen zu wollen. Die Vorliebe für Kartenzahlung ist bei österreichischen Verbrauchern die zweitniedrigste in der gesamten Studie. Nur 41 Prozent würden beim Einkaufen mit Karte bezahlen. Mehr als die Hälfte der Befragten der anderen Ländern (bis auf Deutschland) favorisiert das Bezahlen mit der Karte. Skandinavische Verbraucher sind im internationalen Vergleich das Pendant: Hier wird am wenigsten Bargeld genutzt (Schweden: 9 Prozent; Finnland: 15 Prozent; Norwegen: 14 Prozent). Die Kartenzahlung ist dahingehend in der gesamten Studie in den nordischen Staaten am beliebtesten (Schweden: 72 Prozent; Finnland: 70 Prozent; Norwegen: 67 Prozent).

Das Bezahlen per Smartphone wird von österreichischen Verbraucher im internationalen Vergleich am wenigsten geschätzt. Obwohl die Form des kontaktlosen Bezahlens mittlerweile vielerorts möglich ist, würden es nur 7 Prozent der Befragten hierzulande nutzen. In den USA (13 Prozent), Großbritannien (14 Prozent), Australien (17 Prozent) und den Niederlanden (17 Prozent) erfreut sich Mobile Payment hingegen großer Beliebtheit.

Ebenso werden neuere Lösungen, wie Zahlung per Smartwatch (2 Prozent) und biometrischen Technologien, wie Gesichtserkennung oder Fingerabdruck (2 Prozent) von Verbrauchern in Österreich nicht präferiert. Hier sind die Skandinavier wieder in einer Vorreiterposition.

Digitale Bezahlmethoden: Junge Generation hängt die Älteren ab

Junge Konsumenten erteilen der Kartenzahlung eine Absage, nur 30 Prozent der 18-25 jährigen würden diese präferieren. Bei älteren Verbrauchern (56-65 Jahre: 49 Prozent; +66 Jahre: 47 Prozent) gibt es deutlich mehr Befürworter. Bargeld ist bei allen Altersgruppen in Österreich beliebt. Insbesondere bei den 18-25 jährigen (50 Prozent) und den 46-55 jährigen (54 Prozent) steht die Barzahlung hoch im Kurs. Bei den digitalen Bezahloptionen sind vor allem ältere Verbraucher weiter abgeschlagen. Sie würden die Zahlung via Smartphone, Smartwatch oder biometrischen Technologien am wenigsten in Anspruch nehmen.

Insbesondere die Gruppe der 18-25 jährigen und 26-35 jährigen präferiert innovative Bezahltechnologien. 13 Prozent der 18-25 jährigen geben an, die Bezahlung per Smartphone an der Kasse zu bevorzugen. Bei den 26-35 jährigen sind es 9 Prozent. 4 Prozent der 18-25 jährigen würden sowohl die Smartwatch als auch biometrische Verfahren zur Zahlung nutzen. Zum Vergleich: Nur 4 Prozent der 56-65 jährigen würden mit dem Smartphone zahlen wollen, Biometrische Technologien werden von den 56-65 jährigen (2 Prozent) und den über 66 jährigen (1 Prozent) fast gar nicht präferiert.

“Das vergangene Jahr hat die digitale Vernetzung im Alltag beschleunigt. Anhand unserer Studie müssen wir jedoch leider feststellen, dass sich viele Österreicher noch schwer tun, neue, digitale Bezahlmöglichkeiten anzunehmen. Während viele andere Länder die Weichen für die Zukunft stellen, droht Österreich im internationalen Vergleich abgehängt zu werden. Eine Bevölkerung, die digitalen Technologien offen und interessiert gegenüber steht, ist auch Grundlage und Gradmesser der Innovationskraft eines Landes. Daher sehen wir jetzt auch Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Pflicht, den Austausch über die Chancen der Digitalisierung in die Mitte der Gesellschaft zu bringen, um so mehr Offenheit für neue digitale Möglichkeiten zu schaffen”, erklärt Cheng Chieh Chen, Country Lead Klarna Österreich.

Pandemie hat Zahlungsverhalten der Österreicher verändert

Eine Studie der Zahlungsplattform Paysafe kommt zu dem Schluss, dass die Österreicher gegenüber neuen Technologien bis hin zu Kryptowährungen aber durchaus aufgeschlossen sind. 27 Prozent der Befragten geben an, dass sie aufgrund der Erfahrungen der letzten 12 Monate nun neue Technologien nutzen – auch bei Zahlungen im Internet: 27 Prozent nutzen nun häufiger eine digitale Wallet, 8 Prozent greifen häufiger auf eCash zu, und immerhin 5 Prozent nutzen Kryptowährungen intensiver als zuvor. 

Für rund 10 Prozent der Konsumenten war die Covid-Pandemie der Anlass, erstmals online einzukaufen. Zugleich geben 29 Prozent an, heute mehr als vor einem Jahr zu befürchten, persönlich Opfer von Betrug im Internet zu werden. Dies gilt insbesonders im Zusammenhang mit der Eingabe von persönlichen Daten beim Bezahlen im Online-Shop: Gleich 40 Prozent geben an, diese Daten nur mit großem Unbehagen weiterzugeben. Folgerichtig will eine Mehrheit von 51 Prozent nun möglichst nur mehr dort einkaufen, wo solche Daten gar nicht benötigt und entsprechende Zahlungsformen angeboten werden. Und das macht die Konsumenten wählerischer: 55 Prozent geben an, konsequent nur solche Online-Shops zu nutzen, wo sie mit ihrer bevorzugten Zahlungsform bezahlen können. Und das ist für viele eCash: So erklären 23 Prozent, dass sie mehr online einkaufen würden, wenn Händler bargeld-basierte Zahlungsarten akzeptierten.

Udo Müller, CEO von paysafecard, sieht klare Konsequenzen: „Viele Menschen haben durch die Pandemie erstmals oder verstärkt im Internet eingekauft – das zeigt die Offenheit und Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Parallel dazu ist aber das Grundbedürfnis nach Sicherheit nicht gesunken, sondern aufgrund der Befürchtungen vor Betrug deutlich gestiegen. In der ‚Bargeld-Nation‘ Österreich liegt auf der Hand, dass cash-basierte Zahlungsformen im Internet mehr denn je gefragt sind.“