So hart diese Krise war, so sehr glaube ich daran, dass sie in vieler Hinsicht ein Wendepunkt ist. Es findet ein Umdenken im Spannungsfeld zwischen globaler Effizienz und lokaler Resilienz statt. Nachhaltigkeit wird aus dieser Nach-Corona Welt nicht mehr wegzudenken sein. Wir haben das Jahr 2020 genutzt und uns gut für das nächste Zeitalter vorbereitet, in dem Umweltschutz, Soziales und die ordnungsgemäße Unternehmensführung tragende strategische Schwerpunkte sein werden. Mit unserer „Responsible Finance Policy“ haben wir auch unsere Kreditvergaberegeln auf diese Themen ausgerichtet“, sagt Bernd Spalt, CEO der Erste Group.
Die erst kürzlich kommunizierte Entscheidung, bis 2030 aus der Kohlefinanzierung auszusteigen, leite sich ebenfalls von dieser Richtlinie ab. „Es ist mir freilich bewusst“, so Spalt weiter, „dass es Menschen gibt, die sich ein schnelleres Tempo wünschen. Ich verstehe das. Aber gleichzeitig haben wir als Bank eine Verpflichtung, unsere Kunden behutsam in dieser Transformation zu begleiten. Ein allzu schnelles Abdrehen würde entweder dazu führen, dass andere Quellen gefunden werden, oder aber, dass in einigen Wohnungen sehr schnell die Heizkörper kalt blieben.“
Nach der Platzierung einer grünen Retail-Anleihe für die S IMMO und des ersten grünen und Sustainability-linked Bond für VERBUND hat die Erste Group erst kürzlich ihre erste eigene Nachhaltigkeits-Anleihe begeben. Sie ist eine halbe Milliarde schwer und war mehr als zweifach überzeichnet. Der Emissionserlös ist für die Finanzierung ökologischer als auch sozialer Projekte reserviert. Bernd Spalt: „Der 750-Milliarden-Euro Recovery Fund der Europäischen Union wird wirtschaftliche Kräfte freisetzen. Wir bereiten uns darauf vor, diese Kräfte zu verstärken.“ Die Bankengruppe will auch bei weiteren Bank-Emissionen einen Fokus auf ESG-Emissionen legen.
ERSTE produziert eigenen Strom
Die Erste Group möchte ihren eigenen CO2-Fußabdruck sukzessive bis zur Klimaneutralität verkleinern. Dieser wurde seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens (Ende 2015) bereits um ein Viertel verkleinert. Die Firmenzentrale, der Erste Campus in Wien, wird bereits mit 100 Prozent Öko-Strom versorgt. Kürzlich wurde außerdem eine Photovoltaik-Anlage mit 764 Modulen auf einer Fläche von etwa 2.000 Quadratmeter installiert, die bis zu 250.000 Kilo-Watt-Stunden pro Jahr produzieren kann. Das entspricht dem Energieverbrauch von 125 Haushalten. Damit sei der Erste Campus „zu einem kleinen Kraftwerk geworden“, wie ihr Bankchef in seiner Rede vor den Aktionärinnen und Aktionären ausführt. Bernd Spalt: Ich weiß, das alles ist noch nicht genug. Aber: Es ist ein Anfang“.