Detaillierte Finanzdaten von Unternehmen könnten zukünftig zeitnah digital übermittelt werden. Mit statistischen Methoden und künstlicher Intelligenz könnte das Finanzamt die Daten dann auswerten. Professorin Eva Eberhartinger, Leiterin der Abteilung für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre der WU, hat in einer aktuellen Studie die Akzeptanz der „E-Steuerprüfung“ bei Steuerprüfern und Steuerzahlern in Österreich untersucht. Unternehmer stehen dieser neuen Möglichkeit demnach positiv gegenüber. Steuerprüfer hingegen sind skeptischer, die Sorge vor unrichtigen Steuerzahlungen und vor einem Machtverlust des Finanzamtes steht im Vordergrund, so das Ergebnis der Studie. Dabei zeigte sich auch: Die Einführung einer E-Steuerprüfung ist sensibel und muss freiwillig bleiben.
Diskrepanz in der Akzeptanz zwischen Steuerzahler und Steuerprüfer
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Akzeptanz der Steuerzahler von diesen Merkmalen abhängt, insbesondere vom Datenschutz und der Rechtssicherheit. Das bedeutet, dass Daten nicht auf Vorrat gespeichert werden, und dass die sofortige elektronische Prüfung eine spätere konventionelle Steuerprüfung für den gleichen Zeitraum ausschließt. Während die vier Merkmale die Akzeptanz und das Vertrauen der Steuerzahler zu erhöhen scheinen, verursachen dieselben Merkmale Bedenken bei den Steuerprüfern. Eine E-Steuerprüfung würde in ihren Augen die Macht des Finanzamtes abschwächen und einen möglichen Steuermissbrauch begünstigen. Insbesondere würden sie diese Art der Prüfung nur dann empfehlen, wenn damit keine Rechtssicherheit verbunden wäre und eine spätere konventionelle Steuerprüfung möglich bliebe.
E-Steuerprüfung: Sensibles Projekt, Freiwilligkeit wichtig
„Unsere Studie ist eine der ersten, die sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung in der Steuerverwaltung beschäftigt und auch die Sichtweise von Steuerprüfern miteinbezieht. Die Ergebnisse sind relevant für politische Entscheidungsträger, um die Digitalisierung zu fördern und um die Steuerehrlichkeit zu verbessern“, so Eva Eberhartinger. Die Ergebnisse legen nahe, dass hier besonders sensibel agiert werden muss, was für die Einführung auf freiwilliger Basis spricht. Ohne Rechtssicherheit wird die verlangte Transparenz nicht akzeptiert werden, es braucht neben dem verantwortungsvollen Umgang mit Daten auch einen Anreiz für steuerpflichtige Personen, etwa das Ausbleiben der herkömmlichen Steuerprüfung.
Das Forscher-Team der WU (Eva Eberhartinger, Paul Brezina, Maximilian Zieser) befragte per Online-Fragebogen insgesamt 331 steuerpflichtige Unternehmen und 531 Steuerprüfer. Die Umfrage konzentrierte sich auf vier spezifische Merkmale: Datenschutz, Rechtssicherheit, Transparenz und Unabhängigkeit von Steuerberatern. Die Studie „The Future of Tax Audits? The Acceptance of Online-Based, Automated Tax Audits and their Effects on Trust and Power“ kann hier heruntergeladen warden.