Delta-Variante schafft laut Experten Unsicherheit für Luftfahrt

18. Juni 2021 Drucken
Delta-Variante schafft laut Experten Unsicherheit für Luftfahrt
© Adobestock/BluePlanetStudio

Neue Coronamutationen könnten nach Ansicht des Luftfahrtbeauftragten der deutschen Regierung den lang erhofften Neustart der Airline-Branche bremsen.

Die Branche zittert vor der Verbreitung der Delta-Variante. „Zurzeit ist großer Optimismus da und die Buchungen gehen durch die Decke“, sagte der Luftfahrtbeauftragte Thomas Jarzombek am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Das hängst natürlich am Ende alles von der Infektionslage ab“, sagte er am Rande der Nationalen Luftfahrtkonferenz in Berlin.

„Als ungewisse Komponente gibt es natürlich jetzt die Delta-Variante und wie die sich ausbreitet.“ Man sehe hier in Großbritannien, dass dies die Eröffnungsstrategien nach dem Lockdown nachhaltig verzögert habe. „Und so können da immer wieder Ungewissheiten hineinkommen. Es sei klar, dass viele Menschen nach den Belastungen der Coronakrise nun wieder gerne Urlaub machen wollten. „Viele dürsten jetzt regelrecht danach, wieder eine Reise zu machen mit dem Flugzeug.“

In der Debatte um Kurzstreckenflüge, die vor allem bei deutschen Umweltpolitikern in der Kritik stehen, warb Jarzombek zwar für den Ausbau von attraktiven Bahnverbindungen. Er betonte aber, dass von Planung bis Umsetzung etwa der ICE-Schnellstrecke Berlin-München 26 Jahre vergangen seien. Trotz schnellerer Prozesse könnten ähnliche Projekte 20 bis 25 Jahre dauern. „So lange können wir nicht warten mit dem Thema Klimaschutz.“

Delta-Variante zwingt zum Umdenken

Der CDU-Politiker erklärte aber auch: „Wir können gar nicht alle Kurzstrecken auf die Bahn auslagern.“ Auf viel geflogenen Verbindungen – etwa nach Mallorca – sollten möglichst Flugzeuge mit Elektroantrieb oder Hybridantrieb eingesetzt werden. „Ich glaube es ist realistisch, dass wir die Kurzstreckenverkehre in den 2030er Jahren auch emissionsfrei kriegen, wenn wir da jetzt richtig Druck machen.“ Insgesamt müsse man das Bemühen um alternative Kraftstoffe verstärken.

Die Flugzeuge dürften kleiner werden und wären damit weniger rentabel. „Man muss diese Wirtschaftlichkeitslücke zu den großen Maschinen von heute füllen“. So könnte man weniger Personal an Bord haben und womöglich auch nur noch einen Piloten. Zudem schlug Jarzombek eine Steuerbefreiung wie bei E-Autos vor. Rund ein Fünftel der Inlandsflüge könne man sofort ersetzen, wenn deutsche Flughäfen besser an den Fernverkehr der Deutschen Bahn angeschlossen seien. „Das betrifft insbesondere München.“

Zudem könnte man bei Langstreckenflügen die Klimabelastung reduzieren, wenn man bestimmte Routen fliegen würde – „aber für den Preis, dass man mehr Kerosin verbraucht“, sagte Jarzombek. „Das ist bei den Airlines sehr unpopulär.“ Denn freiwillig mache dies keiner, wenn globale Konkurrenten keine solchen Auflagen hätten. „Denn das ist natürlich ein beinharter Kostenwettbewerb.“ Dieses Thema müsse man international angehen. (APA/red)

Die wichtigsten Links von Behörden und Institutionen für Unternehmen rund um das Coronavirus finden sich hier.