EU-Aufbaufonds nährt Hoffnung auf höheres Wirtschaftswachstum

02. August 2021 Drucken
EU-Aufbaufonds nährt Hoffnung auf höheres Wirtschaftswachstum
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Auch wenn die Covid-Infektionszahlen mit der Delta-Variante wieder ansteigen, wächst mit den höheren Impfraten auch der Optimismus auf eine Wirtschaftserholung. Mehr noch: Die Wirtschaft in Europa wächst wieder und der EU-Aufbaufonds beflügelt die positiven Prognosen zusätzlich.

Die Kernmärkte der Erste Group haben im Krisenjahr 2020 ihre Resilienz unter Beweis gestellt. Auch im ersten Quartal 2021 zeigten sich die Volkswirtschaften Zentral- und Osteuropas (CEE) sowie Österreichs gegenüber den Covid-Restriktionen widerstandsfähig. Zwar verursachten die Lockdowns negative Auswirkungen bei Dienstleistungen sowie im Einzelhandel – der in der CEE-Region traditionell wichtige Produktionsbereich war aber meist deutlich weniger stark betroffen. Das Vertrauen in die Region spiegelt sich auch an den lokalen Börsen wider: Die Marktkapitalisierung in den CEE-Indizes stieg innerhalb des ersten Halbjahrs um 17,6 Prozent im gewichteten Durchschnitt. Der EU-Aufbaufonds verspricht zudem zusätzliche BIP-Impulse zw. 0,7 und 2,9 Prozent bis 2026.

Für das laufende Wirtschaftsjahr hat die Erste Group ihre Prognosen im Laufe des zweiten Quartals für alle ihre Märkte angehoben. Für das Gesamtjahr 2021 erwarten die Ökonomen der Erste Group weitestgehend ein Wachstum über dem Durchschnitt der Eurozone (+4,4 Prozent). 

„Die Volkswirtschaften in Zentral- und Osteuropa haben sich in der Krise gut geschlagen. Nun deuten die Indikatoren auf eine wirtschaftliche Erholung, die im Osten der EU dynamischer ausfällt als im Westen. Ich glaube außerdem, dass der EU-Aufbaufonds für zusätzliche Wachstumsimpulse in den nächsten Jahren sorgen wird”, sagt Bernd Spalt, CEO der Erste Group. Relativierender Nachsatz: „Abzuwarten bleibt freilich die weitere Entwicklung der Pandemie.“ 

EU-Aufbaufonds als zusätzlicher Aufschwungstreiber 

Zusätzlichen Schwung versprechen die Konjunkturpakete des EU-Recovery Fund, die das Wachstum vor allem ab 2022 deutlich ankurbeln werden. In Relation zur Wirtschaftskraft betragen die Zahlungen an die CEE Staaten zwischen 3,3 Prozent (Tschechien) und 13,4 Prozent (Rumänien) des BIP von 2020.  

An die Mittel sind klare Wachstumserwartungen geknüpft. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass die Zuschüsse aus dem Recovery Fund in den Volkswirtschaften in CEE das BIP zwischen 1,2 Prozent (Tschechien) und 2,9 Prozent (Rumänien) zum Jahr 2026 erhöhen können. Da die Mitgliedstaaten ihre Pläne gleichzeitig umsetzen, tragen die grenzüberschreitenden Ausstrahlungseffekte (“Spillover-Effekt”) zusätzlich zum gesamten positiven Effekt auf das BIP bei bzw. machen sogar einen erheblichen Teil davon aus.  

Strukturreformen geben Anlass für zusätzlichen Optimismus  

Noch nicht berücksichtigen die Analysen weitere positive Beiträge zur langfristigen Wirtschaftsleistung, die potenzielle Strukturreformen vor allem in den Bereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung haben können. Teile der Mittel des Recovery Fund sind explizit an Bedingungen und Meilensteine in diesen Bereichen geknüpft. In Digitalisierung und Nachhaltigkeit wird in den kommenden Jahren verstärkt investiert werden. Die für beide Bereiche vorgesehenen Finanzierungsvolumina dürften damit eine starke und anhaltende Nachfrage erfahren und zusätzliche private Investitionen und Co-Finanzierungen auf Unternehmensebene auslösen.  

Geschäftsausblick: Kreditwachstum und höheres Ergebnis 2021 

Die positiven Konjunkturaussichten stimmen die Erste Group optimistisch. Die Bankengruppe rechnet für das Gesamtjahr mit Risikokosten unter 30 Basispunkten, einem Nettokreditwachstum im mittleren einstelligen Bereich und steigendenden Betriebserträgen. Trotz negativer Zinsen in der Eurozone rechnet die Bank mit einer geringfügigen Steigerung des Zinsüberschusses und bei der zweiten wichtigen Einnahmenkomponente, dem Provisionsüberschuss, wird ein Anstieg im hohen einstelligen Bereich erwartet. Außerdem sollten positive Impulse vom Wertpapiergeschäft, der Versicherungsvermittlung und einer Erholung des Zahlungsverkehrsgeschäfts ausgehen. 

„Der Aufschwung in unserer Region und die Stärke unseres Geschäftsmodells machen mich zuversichtlich, dass wir für das Gesamtjahr 2021 einen Nettogewinn erzielen können, der deutlich über dem Niveau von 2020 liegt“, sagt Erste Group Chef Bernd Spalt. 

Eine Fortsetzung oder weitere Verschärfung der staatlichen Maßnahmen gegen Covid-19 sowie potenzielle – derzeit noch nicht quantifizierbare – politische, regulatorische und wirtschaftliche Risiken könnten die Erreichung dieses Ziels erschweren.