Corona-Pandemie verändert Handelsbranche nachhaltig

14. September 2021 Drucken
Corona-Pandemie verändert Handelsbranche nachhaltig
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Die Corona-Pandemie verändert die heimische Handelsbranche und die Konsumentenpräferenzen nachhaltig. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative, quantitative und qualitative Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag der Wirtschaftskammer (WKÖ).

Die gestiegene Bedeutung von Regionalität, Nachhaltigkeit und Online-Handel werde auch nach der Pandemie nicht abnehmen und die Handelsbranche nachhaltig verändern, sagte Gallup-Meinungsforscherin Andrea Fronaschütz bei der Studienpräsentation in Wien. „Nachhaltigkeit ist mehr als ein Trend“, so Fronaschütz. Seit der Pandemie seien auch die Themen Gesundheit, Freizeitaktivitäten im Freien, Ernährung, Wohnen und Heimwerken bei den Konsumenten mehr im Fokus, geht aus der Befragung hervor.

Im stationären Handel führte die Pandemie zu niedriger Einkaufsfrequenz, kürzerer Verweildauer in den Geschäften und deutlich weniger Spontankäufen. Die Befragten stellten dem Handel beim Pandemie-Management insgesamt ein gutes Zeugnis aus. Die Schutzmaßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen seien „im wesentlichen zufriedenstellend“ gewesen. 12 Prozent würden einen Eintrittstest im Handel gut finden, eine klare Mehrheit lehnt dies ab.

Onlinehandel wächst deutlich

Das Wachstum des Onlinehandels beschleunigte sich in der Corona-Pandemie deutlich. Jeder zweite Befragte hat häufiger online eingekauft. Vor allem Kleidung, Schuhe, Elektro/Elektronik und Bücher wurden bestellt. Der US-Handelsriese Amazon hat eine sehr dominante Stellung in Österreich, kleine heimische Mitbewerber tun sich schwer mitzuhalten. Für sieben von zehn befragten Käufern ist Amazon die erste Adresse und jeder siebente Online-Shopper hat noch nie bei einem österreichischen Anbieter gekauft, heißt es in der Gallup-Umfrage.

„Die Corona-Pandemie hat das Einkaufsverhalten stark verändert. Niedrige Einkaufsfrequenz, kürzere Verweildauer in den Geschäften und kaum noch Spontankäufe auf der einen Seite, Wertschätzung von Regionalität, Nachhaltigkeit und Gesundheit auf der anderen – so vielfältig und zum Teil widersprüchlich sind die Trends im Handel. Die Bevölkerung sehnt sich zurück nach Altbekanntem. Viele wollen bummeln gehen und den Einkauf in den Geschäften wieder sinnlich erleben. Um sich dabei richtig wohlzufühlen, darf ein Kaffee oder ein Essen zwischen den Einkäufen nicht fehlen“, so Rainer Trefelik, Obmann der Bundesparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ).

Handelsbranche: Konsumenten kaufen bewusster ein

73 Prozent denken nach, ob sie die Produkte wirklich brauchen. Erfreulich ist, dass 70 Prozent verstärkt bei lokalen Händlern einkaufen wollen und ganze 68 Prozent stärker als vor der Krise auf Regionalität und die Auswahl heimischer Produkte achten. Händler sollten laut den Experten diesen Trend der Nachhaltigkeit, der sich immer mehr verfestigt, zur Grundlage ihrer Angebotspalette und Geschäftsphilosophie machen. „Die Bevölkerung überlässt ihre Einkaufsentscheidung viel seltener dem Zufall. Die Einkäufe werden im Vorfeld geplant. Es werden also viel öfter nur jene Waren gekauft, die der Konsument als wirklich notwendig empfindet. Dadurch hat sich auch die Verweildauer in den Geschäften stark reduziert“, so Fronaschütz.

„Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und damit ein Revival des Spontankaufs auszulösen, dürfen keine Barrieren aufgebaut werden. Es gelingt umso leichter, alle Freiheiten zurückzugewinnen, je höher der Prozentsatz der geimpften Bevölkerung ist. Händler selbst haben es natürlich – gewissermaßen im eigenen Haus – in der Hand, ihre Attraktivität zu erhöhen, indem sie vermehrt auf Service setzen. Die Erwartungen in diesem Punkt sind angestiegen“, zitiert Trefelik aus einer kürzlich präsentierten JKU-Studie zum Thema Servitisation. Die aktuelle Gallup-Erhebung bestätigt diesen Trend. So muss der Handel noch mehr Gewicht auf Beratung, Zustellung, Convenience und Omni-Channeling setzen. 

Stationärer Handel mit deutlichem Imagegewinn 

9 von 10 der Befragten konzedieren dem Handel in der Krise Verantwortungsbewusstsein und mehr als ein Drittel bringen dem Handel nunmehr größere Wertschätzung entgegen. Auch die Schutzmaßnahmen und Sicherheitsvorkehrungen hielten die Befragten im Wesentlichen für zufriedenstellend. 

Sowohl die Geschäfte als auch die Gastronomie müssen offen bleiben, beide brauchen einander. Eine Fachkräfte- und Lehrlingsoffensive ist genauso notwendig wie die Stärkung der Digitalisierung von KMU. Einmal mehr betont der Sprecher des österreichischen Handels: „Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, muss Fair Play im Abgaben- und Steuerrecht verwirklicht werden und verweist auf den Plan der OECD, eine Mindestbesteuerung von Gewinnen im internationalen Gleichklang einzuführen.“ (APA/red)