Nach kräftigen Einbußen aufgrund der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 zeigte der regionale Außenhandel im ersten Halbjahr 2021 deutliche Zeichen der Erholung. Die meisten Bundesländer konnten das Vorkrisenniveau wieder erreichen oder sogar übertreffen. Besonders kräftig fiel die Exportsteigerung mit mehr als +25 Prozent in Vorarlberg aus. Importseitig erzielte Oberösterreich den größten Zuwachs mit einem Plus von 28,4 Prozent“, sagt Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Im 1. Halbjahr 2021 wies der gesamtösterreichische Außenhandel Steigerungen in Höhe von +22,9 Prozent beim Import sowie +17,3 Prozent beim Export auf. Alle neun Bundesländer konnten im Vergleich zum 1. Halbjahr 2020 Zuwächse beim Export verzeichnen. Die größte relative Zunahme betraf Vorarlberg (+25,9 Prozent bzw. +1,26 Mrd. Euro), gefolgt von der Steiermark (+23,9 Prozent bzw. +2,50 Mrd. Euro) und Oberösterreich (+22,7 Prozent bzw. +3,91 Mrd. Euro). Wien, das im 1. Halbjahr 2020 exportseitig die stabilste Entwicklung zeigte, hatte im 1. Halbjahr 2021 mit +1,5 Prozent den geringsten Zuwachs aller neun Bundesländer.
Vorkrisenwerte wieder erreicht
Der Großteil der österreichischen Bundesländer konnte im 1. Halbjahr 2021 wieder die Werte der Vorkrisenperiode (1. Halbjahr 2019) erreichen oder sogar übertreffen. Importseitig erzielten alle neun Bundesländer höhere Außenhandelswerte im Vergleich zum 1. Halbjahr 2019. Exportseitig lagen die Steiermark (-3,3 Prozent) und das Burgenland (-0,2 Prozent) noch leicht unter dem Niveau des 1. Halbjahres 2019. Vorarlberg konnte seine Exporte um 15,4 Prozent im Vergleich zum 1. Halbjahr 2019 steigern; Tirol erreichte mit +6,5 Prozent ebenfalls einen starken Zuwachs.
Wie im 1. Halbjahr 2020 verbuchten auch im 1. Halbjahr 2021 fünf Bundesländer einen Handelsbilanzüberschuss, das heißt, es wurden mehr Waren von diesen Bundesländern exportiert als importiert. Das höchste Aktivum entfiel dabei auf Oberösterreich mit 4,20 Mrd. Euro, gefolgt von der Steiermark mit 2,73 Mrd. Euro und Vorarlberg mit 1,70 Mrd. Euro. Das deutlichste Passivum verzeichnete Wien mit 10,54 Mrd. Euro.
Mehr als ein Viertel der österreichischen Exporte entfiel auf Oberösterreich
Die Exporte von Waren aus Österreich beliefen sich im 1. Halbjahr 2021 auf insgesamt 80,35 Mrd. Euro. Mehr als ein Viertel davon (21,11 Mrd. Euro bzw. 26,3 Prozent) entfiel auf Oberösterreich. Die Steiermark war mit 12,94 Mrd. Euro bzw. 16,1 Prozent weiterhin das Bundesland mit den zweithöchsten Ausfuhrwerten, gefolgt von Niederösterreich (11,80 Mrd. Euro bzw. 14,7 Prozent) und Wien (10,57 Mrd. Euro bzw. 13,2 Prozent).
Die gesamtösterreichischen Warenimporte lagen im 1. Halbjahr 2021 bei 85,60 Mrd. Euro. Mit einem Wert von 21,11 Mrd. Euro hatte Wien den einfuhrseitig höchsten Anteil (24,7 Prozent), darauf folgten Oberösterreich (16,91 Mrd. Euro bzw. 19,8 Prozent) und Niederösterreich (14,01 Mrd. Euro bzw. 16,4 Prozent). Gemessen an der Handelsintensität (Summe aus Einfuhren und Ausfuhren) waren Oberösterreich, Wien und Niederösterreich die Bundesländer mit den höchsten Außenhandelswerten.
Maschinen und Erzeugnisse der chemischen Industrie bedeutendste Waren
In den meisten Bundesländern dominierte sowohl ein- als auch ausfuhrseitig der Außenhandel mit Maschinen. In Tirol überwogen die Einfuhren von organischen chemischen Erzeugnissen mit einem Anteil von 19,5 Prozent und die Ausfuhren von pharmazeutischen Erzeugnissen mit einem Anteil von 17,9 Prozent an den gesamten Importen und Exporten des Bundeslandes. In Niederösterreich belegten traditionell die mineralischen Brennstoffe den ersten Rang bei den Einfuhren (Anteil: 14,6 Prozent); in Wien waren Edelmetalle einfuhrseitig (Anteil: 13,5 Prozent) sowie pharmazeutische Erzeugnisse ausfuhrseitig (Anteil: 25,2 Prozent) am wichtigsten. Den höchsten Anteil eines einzelnen Warenkapitels am gesamten Handel eines Bundeslandes hatte einfuhrseitig Zugmaschinen, Kraftwagen und dergleichen in Salzburg (39,2 Prozent).
Außenhandel: Wichtigster Handelspartner bleibt Deutschland
Wie im 1. Halbjahr 2020 war auch in der aktuellen Berichtsperiode Deutschland für alle österreichischen Bundesländer sowohl bei den Ein- als auch bei den Ausfuhren der wertmäßig bedeutendste Handelspartner. Einfuhrseitig verzeichneten alle Bundesländer Steigerungen von mindestens 10 Prozent mit diesem Nachbarland. Die stärksten relativen Zuwächse verzeichneten Salzburg (+28,7 Prozent), das Burgenland (+28,1 Prozent) sowie die Steiermark (+23,3 Prozent). Anteilsmäßig kamen im 1. Halbjahr 2021 mehr als 43 Prozent aller Einfuhren nach Salzburg aus Deutschland.
Auch Ausfuhrseitig entwickelte sich der Außenhandel mit Deutschland dynamisch. Während die Steiermark (+29,2 Prozent) und Vorarlberg (+24,8 Prozent) starke Zuwächse mit diesem Handelspartner verzeichneten, stiegen die Exporte von Wien (+5,9 Prozent) und dem Burgenland (+8,0 Prozent) vergleichsweise moderat. Mit einem Anteil von 37,8 Prozent war Deutschland für Oberösterreich der mit Abstand wichtigste Exportpartner.
Importseitig war bei allen neun Bundesländern zumindest ein Land außerhalb der Europäischen Union unter den drei wichtigsten Handelspartnern zu finden. Mit Ausnahme von Tirol befand sich China bei allen Bundesländern in der Einfuhr unter den Top-3-Partnerländern. Exportseitig gab es mit Niederösterreich ein Bundesland, dessen drei bedeutendste Exportpartner ausschließlich EU-Mitgliedsstaaten umfassten. Die stärksten absoluten Zuwächse mit einem Land außerhalb der Europäischen Union verzeichnete einfuhrseitig Wien im Handel mit der Schweiz (+0,96 Mrd. Euro auf 2,29 Mrd. Euro) und ausfuhrseitig Oberösterreich im Handel mit den Vereinigten Staaten (+0,33 Mrd. Euro auf 1,45 Mrd. Euro).