Anlässlich des Europäischen Datenschutztages am 28. Jänner hat Deloitte österreichische Unternehmen um ihre Selbsteinschätzung zum Thema Datenschutz gebeten. Das Ergebnis: Mehr als drei Viertel haben in Bezug auf ihren generellen Datenschutz das Gefühl, (sehr) gut aufgestellt zu sein. Das Datenschutz-Bewusstsein ist demnach – fast vier Jahre nach Inkrafttreten der DSGVO – in der Wirtschaft sehr hoch. Auch für das kommende Jahr hat die Mehrheit der Befragten konkrete Pläne: Fast 60 Prozent haben für 2022 Projekte geplant, um die Datensicherheit in ihrem Unternehmen weiter zu verbessern. Lediglich 26 Prozent sehen keine Notwendigkeit, in den nächsten Monaten Schritte für eine Optimierung zu setzen.
Georg Schwondra, Partner und Cyber Security Experte bei Deloitte Österreich, warnt jedoch vor Selbstüberschätzung und betont: „Datenschutz ist kein zu erreichender Endzustand. Er sollte viel mehr als Prozess verstanden werden, der kontinuierlich angepasst und verbessert werden muss. Nur so können sich die Unternehmen für eine sich ständig verändernde Bedrohungslandschaft wappnen.“
Zielgerichtete Maßnahmen geplant
Um Vorfälle im neuen Jahr zu verhindern oder rechtzeitig zu erkennen, fassen die österreichischen Betriebe konkrete Maßnahmen ins Auge: Regelmäßige Schulungen von Mitarbeiter:innen sowie Awareness-Kampagnen sollen das Thema Datenschutz nachhaltig in den Vordergrund rücken. Auch die fortlaufende Verbesserung bestehender Berechtigungskonzepte soll dabei helfen, den Datenschutz in der eigenen Organisation zu optimieren – vor allem in größeren Unternehmen werden diese Punkte sehr konkret angegangen.
„In den letzten Jahren lag der Fokus auf der Erfüllung der Dokumentationspflichten der DSGVO. Nun geht es darum, die dokumentierten Anforderungen auch in der Praxis zu erfüllen und durch technische sowie organisatorische Maßnahmen im Betrieb zu etablieren“, so Georg Schwondra.
Technische Maßnahmen zur Datenklassifizierung
Mittels einer Datenklassifizierung können bessere Geschäftsentscheidungen getroffen werden. Durch das Löschen nicht benötigter Daten werden Speicherkosten gesenkt und rechtliche Compliance erreicht. Derzeit setzen insbesondere Großunternehmen und staatlich regulierte Bereiche technische Maßnahmen zur Datenklassifizierung ein. „Die Datenklassifizierung stellt einen wesentlichen Bestandteil der Datensicherheitsstrategie dar. Bei mindestens einem Viertel der heimischen Unternehmen besteht hier noch Aufholbedarf“, erläutert Georg Schwondra. „Der Mittelstand und kleinere Betriebe zeigen bereits erste Tendenzen hier nachzuziehen.“
Rund zwei Drittel der Befragten geben an, dass sie im vergangenen Jahr von keinem (wahrgenommenen) Datenschutz-Vorfall betroffen waren. Ein Drittel bemerkte mindestens einen Vorfall. Die Umfrage zeigt, dass es unabhängig von der Unternehmensbranche und -größe zu Datenschutzverletzungen kommen kann. Das Problem: Viele bleiben noch unentdeckt.
Viele Datenschutz-Vorfälle bleiben unbemerkt
„Aus der Beratungspraxis wissen wir, dass vor allem KMU nicht selten aus technischen oder organisatorischen Gründen solche Vorfälle gar nicht erst identifizieren können. Sie wiegen sich dann in einer falschen Sicherheit“, erklärt Sascha Jung, Partner bei Deloitte Legal und externer Datenschutzbeauftragter bei Unternehmen. „Generell kann damit gerechnet werden, dass es in jedem Unternehmen zumindest zu einigen Vorfällen pro Jahr kommt.“
Laut Studie wird nur jeder vierte der erkannten Vorfälle an die Behörde gemeldet. „Damit die heimischen Betriebe der gesetzlichen Meldepflicht nachkommen können, sollten sie ihre Prozesse zur Identifizierung, Bewertung und Meldung von Datenschutz-Vorfällen in regelmäßigen Abständen überarbeiten und aktualisieren“, so Jung abschließend.