Beim täglichen Ausmisten des Reitstalls kam Thomas Pülzl die Idee, Pferdemist als Dünger zu verkaufen. Denn Mist fällt bei seinem Reiterhof mit 30 Pferden ausreichend an. Im Interview verrät der junge Bauer und Co-Founder der Pferdeapfel Naturdünger GmbH, wie er aus Pferdemist ein geruchsneutrales und schön verpacktes Produkt erschuf und wie er mit einer neuen Biogasanlage die Produktion seines Biodüngers nachhaltiger gestalten möchte.
Wie kamen Sie auf die Idee, aus ihrem Pferdemist ein Produkt zu machen?
Bereits seit vielen Jahren leite ich den Reitstall Weber mit 30 Pferden im oberösterreichischen Laakirchen. Bei diesem Job verbringt man unweigerlich viel Zeit mit dem Ausmisten, denn auf meinem Hof fallen pro Jahr rund 100 Tonnen Pferdemist an. Immer wieder sind private Gartenbesitzer zu mir auf den Pferdehof gekommen und haben sich Pferdemist in Kübeln geholt, denn dieser ist ein ausgezeichneter Dünger für Gemüse, Tomaten, Orchideen und natürlich auch für den Rasen. Aber wenn man so eine Fuhre Mist im Auto transportiert, riecht man das auch noch Tage danach. Pferdemist als Dünger hatte also noch Optimierungspotenzial.
Wie kann man ein natürliches Produkt besser machen?
Ich trockne und pelettiere den Pferdemist. Zudem wird dieser noch mit Traubenkernschrot, Lavendel oder Brennnesseln, je nach Einsatzgebiet des Düngers, angereichert und anschließend nachhaltig verpackt. Derzeit bieten wir Gebinde von 200 Milliliter bis zu fünf Litern an. Die Sauerei im Auto ist damit vorbei. Den Dünger „Pferdeapfel“ kann man auch in unserem Online-Shop bestellen und muss ihn nicht mehr am Pferdehof abholen.
Die Idee, aus Pferdeäpfel Dünger herzustellen, ist eingeschlagen und brachte Ihnen den Gewinn des Promotional Gift Award 2021 und des PSI Sustainable Awards „Product of the Year 2021“ ein. Hätten Sie je damit gerechnet?
Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Wir haben das auf gut Glück eingereicht und die Jury hat das sehr spannend gefunden. Es freut uns natürlich, dass unser Produkt so großen Zuspruch findet.
Lohnt sich das Geschäft mit den Pferdeäpfeln?
Wir sind noch in der Aufbauphase und wir machen auch schon einen zufriedenstellenden Umsatz, aber natürlich ist noch deutlich mehr drin. Heute sind wir bereits in regionalen Geschäften mit der Marke „Pferdeapfel Naturdünger“ vertreten, aber wir wollen natürlich überregional expandieren und auch in großen Ketten, wie zum Beispiel in Baumärkten, gelistet werden. Mit einigen sind wir schon im Gespräch.
Wie kommt es, dass Pferdeäpfel heute wieder ein begehrtes Gut sind?
Pferdemist war früher, als es noch Pferdekutschen gab, ein begehrter Dünger. Aber mit der Industrialisierung hat man immer öfter auf Kunstdünger gesetzt. Mit der Grünen Wende hat jetzt aber ein Umdenken eingesetzt und den Menschen ist es wieder wichtig, dass sie auch im Garten oder auch bei den Zimmerpflanzen nachhaltig düngen.
Was waren die größten Herausforderungen, die Sie bei der Umsetzung ihrer Idee bewältigen mussten?
2018 haben wir mit unserem Projekt gestartet. Eine der großen Herausforderungen war die Produktion, also die Trocknung, Pressung und Verpackung des Pferdemists. Es ist ja nicht so, dass man so eine Maschine günstig im Internet findet. Die musste ich mir selbst ausdenken und zusammenschrauben. Mit viel Tüftelei und wenig Budget, haben wir mit einfachen Mitteln eine Produktion auf die Beine gestellt, die sich heute sehen lassen kann.
Was ist eines ihrer großen Ziele 2022?
Wir wollen in der gesamten Produktion CO2-neutral werden und hierfür planen wir eine Biogas-Anlage zu bauen, die wir mit Pferdemist betreiben wollen. Nachdem Pferdemist auch bei der Lagerung klimaschädliches Methan an die Atmosphäre abgibt, haben wir uns gedacht, dass es sinnvoller wäre, den Pferdemist für die Energieerzeugung für die Produktion zu nutzen. Das würde die Umweltbilanz unseres Produktes noch einmal deutlich erhöhen. Wir sind bereits mit einem Hersteller in Verhandlungen und ich bin zuversichtlich, dass das 2022 noch was werden wird. Insgesamt hängt dieses Projekt aber noch am neuen Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), das noch nicht verabschiedet ist.