Frauenanteil: Geschlechtergleichstellung in Führungsgremien in weiter Ferne

17. Februar 2022 Drucken
Frauenanteil: Geschlechtergleichstellung in Führungsgremien in weiter Ferne
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Der Frauenanteil in Aufsichtsräten ist im weltweiten Durchschnitt laut einer Studie von Deloitte seit 2019 um lediglich 3 Prozent gestiegen und beträgt aktuell nur 20 Prozent. Beim vorherrschenden Tempo wird erst 2045 eine Gleichheit der Geschlechter in Führungsgremien erreicht.

Auf globaler Ebene ist hinsichtlich der Repräsentanz von Frauen in Aufsichtsräten noch wenig Fortschritt zu verzeichnen. Zwar arbeiten zahlreiche Unternehmen seit Jahren an der Förderung der Geschlechterdiversität in Führungspositionen, dennoch liegt der weltweite Frauenanteil in Aufsichtsräten lediglich bei 20 Prozent. Im Vergleich zur Studie aus dem Jahr 2019 bedeutet das nur eine Steigerung von 3 Prozent. Wenn es auf globaler Ebene in diesem Tempo weitergeht, wird es erst 2045 eine Geschlechtergleichheit in Führungsgremien geben.

Im Vergleich nimmt Europa dennoch eine Vorreiterrolle ein: Frankreich (43 Prozent), Norwegen (42 Prozent) und Italien (37 Prozent) – alles Länder mit hohen Quotenregelungen – weisen international den höchsten Prozentsatz an Frauen in Aufsichtsräten auf. Erst auf Platz sieben findet sich mit Neuseeland (32 Prozent) ein Land außerhalb Europas. Auch in Österreich ist die teilweise verpflichtende Quotenregelung spürbar: Im Durchschnitt sind 28 Prozent der Aufsichtsratsplätze mit Frauen besetzt – damit ist Österreich aber im globalen Vergleich nur im Mittelfeld. Auch ist die Verweildauer von Frauen in diesen Positionen noch viel kürzer als jene von Männern.

„Unsere Analyse belegt: Die Quote greift, aber das reicht nicht. Geschlechterdiversität und Vielfalt müssen in den Unternehmen umfassend gefördert werden“, sagt Gundi Wentner, Partnerin bei Deloitte Österreich. „Themen wie die Nachfolgeplanung sowie diskriminierungsfreie Prozesse in der Rekrutierung und Entwicklung weiblicher Führungskräfte müssten als Fixpunkte auf der Unternehmensagenda stehen.“

Frauenanteil: Deutliche Wirkung der Quotenregelung

Einige Länder setzen für die Förderung von Frauen in Führungspositionen auf die Quotenregelung – und das mit Erfolg. Auch in Österreich gibt es bei Neubestellungen von Aufsichtsräten in börsennotierten Unternehmen sowie in Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten eine verpflichtende Frauenquote von 30 Prozent. Nun werden die ersten positiven Auswirkungen sichtbar: In den heimischen Aufsichtsräten steigt der Frauenanteil – auch über die gesetzlich verpflichteten Unternehmen hinaus. Weibliche Führungskräfte nehmen mittlerweile 28 Prozent der Aufsichtsratsplätze ein.

Gundi Wentner dazu: „Ohne Quote gibt es keine Veränderung. Mehr Frauen im Aufsichtsrat führen zwar nicht automatisch zu mehr Frauen in den anderen Top-Führungspositionen im Unternehmen. Dennoch können Aufsichtsräte den Rekrutierungsprozess von Vorstandspositionen beeinflussen. Strukturierte Auswahlverfahren, bei denen Frauen ihr Potenzial zeigen können, sind daher unabdinglich.“

Kürzere Verweildauer von Frauen im Aufsichtsrat

Laut Studie sticht der große Unterschied zwischen Männern und Frauen bei der Verweildauer in Aufsichtsräten negativ hervor. Während in Österreich Frauen durchschnittlich 4,9 Jahre eine solche Funktion bekleiden, besetzen Männer die Positionen für 7,8 Jahre. Auch auf internationaler Ebene haben Frauen (5,1 Jahre) kürzere Funktionsperioden als Männer (7,6 Jahre). „Im globalen Vergleich ist in Österreich bei der Verweildauer die Kluft zwischen den Geschlechtern noch groß. Es braucht nachhaltige Maßnahmen, um geeignete Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Vollzeitbeschäftigung zu schaffen: Ganztagsschulen, mehr öffentliche Unterstützung in der Angehörigenpflege sowie weibliche Vorbilder helfen bei der Förderung von Frauenkarrieren“, erklärt die Deloitte Partnerin abschließend.