Erste Group steigerte Nettoergebnis 2021 auf 1,92 Milliarden Euro

28. Februar 2022 Drucken
Erste Group steigerte Nettoergebnis 2021 auf 1,92 Milliarden Euro
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Die börsenotierte Erste Group hat ihren Gewinn im zweiten Coronajahr 2021 mehr als verdoppelt. Das Nettoergebnis kam bei 1,92 Mrd. Euro zu liegen, nach 783,1 Mio. Euro im Jahr 2020. Unterstützt wurde das Ergebnis von gestiegenen Zinsüberschüssen in Tschechien und Ungarn sowie von niedrigeren Risikokosten.

Die jüngsten Entwicklungen rund um den Krieg Russlands mit der Ukraine schockieren alle, die an die Europäische Idee des Friedens, der Demokratie und des Wohlstands glauben. Der Konflikt wird derzeit noch unabschätzbare Folgen auf dem Kontinent hinterlassen – politisch, wirtschaftlich aber vor allem humanitär. Die Erste Group hat keine Tochterbanken in Russland oder der Ukraine und unser direktes Obligo in diesen Ländern ist gering. Doch die geographische Nähe und tiefe Verbundenheit zur gesamten Region bringen eine humanitäre Verantwortung mit sich. Als Bank im Herzen Europas werden wir den Menschen in der Region mit Unterstützung und Hilfe zur Seite stehen“, so Bernd Spalt, CEO der Erste Group, bei der Präsentation der Ergebnisse der Erste Group.

Die Erste Group konnte das Geschäftsjahr 2021 mit einem Anstieg der Betriebserträge um 8,2 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro abschließen. Das Ergebnis spiegelt laut Spalt einen gestiegenen Zinsüberschuss aufgrund von Zinserhöhungen in Tschechien und Ungarn, ein solides Wachstum des Kreditvolumens sowie einen deutlich höheren Provisionsüberschuss wider. Das günstige Risikoumfeld im vergangenen Jahr ermöglichte zudem eine Reduzierung der Risikokosten von 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 159 Millionen Euro im Jahr 2021. Die Erste Group weise somit für das Geschäftsjahr 2021 einen Nettogewinn von 1,92 Milliarden Euro aus (2020: 783 Millionen Euro, 2019: 1,47 Milliarden Euro).

Stefan Dörfler, CFO der Erste Group: „Wir haben ein bewährtes Geschäftsmodell, eine starke Präsenz in den dynamischen Volkswirtschaften Zentraleuropas und sind solide kapitalisiert. Wir sind zuversichtlich und sehr gut aufgestellt, um auch die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Der starke Wirtschaftsaufschwung unserer Region im vergangenen Jahr hat zu einem soliden Wachstum der Kreditnachfrage geführt. Mit Rekordwerten bei den Provisionserträgen und guter Kostenkontrolle hat das 2021 zu einem Anstieg unseres Betriebsergebnisses geführt. Unsere Risikokosten lagen weit unter den von der Corona-Krise getriebenen Werten für 2020.“

Betriebserträge steigen um 8,2 Prozent

Der Zinsüberschuss stieg insbesondere aufgrund von Zinserhöhungen in Tschechien und in Ungarn, dem starken Kreditwachstum in allen Märkten sowie einem positiven bilanziellen Einmaleffekt im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von TLTRO III in Österreich und in der Slowakei auf 4.975,7 Millionen Euro (+4,2 Prozent; 4.774,8 Millionen Euro). Der Provisionsüberschuss erhöhte sich auf 2.303,7 Millionen Euro (+16,5 Prozent; 1.976,8 Millionen Euro) unterstützt durch die kräftige Wirtschaftserholung und steigende Aktienmärkte. Anstiege gab es in allen wesentlichen Provisionskategorien und Kernmärkten. Das Handelsergebnis reduzierte sich auf 58,6 Millionen Euro (137,6 Millionen Euro), die Position Gewinne/Verluste aus Finanzinstrumenten, erfolgswirksam zum Fair Value bilanziert stieg auf 173,2 Millionen Euro (62,0 Millionen). Die Betriebserträge stiegen auf 7.742,0 Millionen Euro (+8,2 Prozent; 7.155,1 Millionen Euro). Das Betriebsergebnis stieg deutlich auf 3.435,5 Millionen Euro (+17,1 Prozent; 2.934,6 Millionen Euro), die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich signifikant auf 55,6 Prozent (59,0 Prozent).

Nettogewinn profitiert vom Rückgang der Risikokosten

Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten („Risikokosten“) belief sich aufgrund von Nettodotierungen auf -158,8 Millionen Euro bzw. auf 9 Basispunkte des durchschnittlichen Bruttokundenkreditbestands (-1.294,8 Millionen Euro bzw. 78 Basispunkte). Dotierungen von Wertberichtigungen sowohl für Kredite und Darlehen als auch für Kreditzusagen und Finanzgarantien betrafen neben Tschechien auch Rumänien, Kroatien, Serbien und Ungarn, blieben jedoch insgesamt auf sehr niedrigem Niveau. Positiv wirkten sich Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen sowie Auflösungen insbesondere in Österreich (im Segment Sparkassen) aus. In der Vergleichsperiode führte die Berücksichtigung der Verschlechterung der makroökonomischen Aussichten aufgrund von Covid-19 zu hohen Dotierungen von Wertberichtigungen für Kredite und Darlehen sowie für Kreditzusagen und Finanzgarantien. Die NPL-Quote bezogen auf Bruttokundenkredite verbesserte sich mit 2,4 Prozent (2,7 Prozent) auf den historischen Bestwert. Die NPL-Deckungsquote (ohne Sicherheiten) stieg auf 90,9 Prozent (88,6 Prozent).

Der sonstige betriebliche Erfolg belief sich auf -310,5 Millionen Euro (-278,3 Millionen Euro). Diese Verschlechterung war auf Bewertungseffekte und die im sonstigen betrieblichen Erfolg erfassten höheren Aufwendungen für jährliche Beitragszahlungen in Abwicklungsfonds zurückzuführen. Diese stiegen – am stärksten in Österreich und in Rumänien – auf 108,6 Millionen Euro (93,5 Millionen Euro). Die Bankenabgaben gingen auf 73,5 Millionen Euro (117,7 Millionen Euro) zurück, vor allem wegen des Wegfalls der Bankensteuer in der Slowakei sowie geringerer Abgaben in Österreich. Derzeit sind in zwei Kernmärkten Bankenabgaben zu entrichten: In Ungarn entfielen auf die Bankensteuer 15,0 Millionen Euro (14,5 Millionen Euro) sowie weitere 48,0 Millionen Euro (44,0 Millionen Euro) auf die Transaktionssteuer, die Bankensteuer in Österreich lag bei 10,5 Millionen Euro (25,5 Millionen Euro).

Die Steuern vom Einkommen stiegen auf 525,2 Millionen Euro (342,5 Millionen Euro). Das den Minderheiten zuzurechnende Periodenergebnis verbesserte sich infolge deutlich höherer Ergebnisbeiträge der Sparkassen auf den Rekordwert von 484,8 Millionen Euro (242,3 Millionen Euro). Das den Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnende Periodenergebnis stieg dank des starken Betriebsergebnisses und der niedrigen Risikokosten auf 1.923,4 Millionen Euro (783,1 Millionen Euro).

Kreditvolumen steigt um 8,6 Prozent

Das um AT1-Kapital bereinigte gesamte Eigenkapital erhöhte sich auf 21,3 Milliarden Euro (19,7 Milliarden Euro). Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festgelegten Abzugsposten und Filter stieg das Harte Kernkapital (CET1, final) auf 18,8 Milliarden Euro (17,1 Milliarden Euro), die gesamten regulatorischen Eigenmittel (final) auf 24,8 Milliarden Euro (23,6 Milliarden Euro). Das Gesamtrisiko (die risikogewichteten Aktiva), das Kredit-, Markt- und operationelle Risiko inkludiert (CRR final), stieg moderat auf 129,6 Milliarden Euro (120,2 Milliarden Euro). Die Harte Kernkapitalquote (CET1, final) stieg auf 14,5 Prozent (14,2 Prozent). Der Rückgang der Gesamtkapitalquote auf 19,1 Prozent (19,7 Prozent) war durch die Rückzahlung von AT1 Schuldverschreibungen bedingt.

Die Bilanzsumme stieg auf 307,4 Milliarden Euro (+10,8 Prozent; 277,4 Milliarden Euro). Auf der Aktivseite erhöhten sich Kassenbestand und Guthaben insbesondere in Österreich auf 45,5 Milliarden Euro (35,8 Milliarden Euro), Kredite an Banken verringerten sich auf 21,0 Milliarden Euro (21,5 Milliarden Euro). Die Kundenkredite stiegen auf netto 180,3 Milliarden Euro (+8,6 Prozent; 166,1 Milliarden Euro). Passivseitig gab es einen deutlichen Zuwachs bei den Einlagen von Kreditinstituten auf 31,9 Milliarden Euro (24,8 Milliarden Euro), bedingt durch ein höheres Refinanzierungsvolumen bei der EZB (TLTRO III). Die Kundeneinlagen stiegen in allen Kernmärkten – insbesondere in Österreich und in Tschechien – auf 210,5 Milliarden Euro (+10,2 Prozent; 191,1 Milliarden Euro). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis sank auf 85,6 Prozent (86,9 Prozent).

Ausblick

Derzeit sind die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine noch schwer abzuschätzen. Zwar hat sich über die letzten Jahre die wirtschaftliche Rolle Russlands als Exportmarkt für die Länder Zentraleuropas laufend verringert, dennoch sind die meisten Staaten weiterhin abhängig vom Import russischer Energieträger.

Aktuell erwartet die Erste Group für 2022 ein Nettokreditwachstum im mittleren einstelligen Bereich. Beim Provisionsüberschuss wird ein Anstieg im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich erwartet. Für 2022 hat sich die Erste Group das Ziel einer erneut zweistelligen Eigenkapitalverzinsung (ROTE) gesetzt.

Zwar sind genaue Prognosen angesichts der gegenwärtig niedrigen Risikokostenniveaus als auch der aktuellen geopolitischen Entwicklungen schwierig, jedoch geht die Erste Group davon aus, dass sich die Risikokosten 2022 auf unter 20 Basispunkte der durchschnittlichen Bruttokundenkredite belaufen werden. Die NPL-Quote sollte unter 3,0 Prozent liegen.

Die Entwicklung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine hat keine unmittelbare direkte Auswirkung auf die Erste Group, da sie in keinem der Staaten mit lokalen Gesellschaften präsent ist. Das Exposure in beiden Ländern ist unerheblich, derzeit werden keine weiteren signifikanten Risikovorsorgen aus aktuellem Anlass erwartet. Indirekte Folgen, wie etwa Volatilität an den Finanzmärkten oder Auswirkungen von Sanktionen auf manche Kunden oder der Eintritt von Einlagensicherungs- oder Abwicklungsfällen, können jedoch nicht ausgeschlossen werden. (APA/red)