Coaches arbeiten mit bestimmten Fragetechniken, kennen Modelle über Persönlichkeiten und Menschentypen, haben ein geschultes Auge für das menschliche Verhalten. Genau diese Fähigkeiten sind auch für Führungskräfte unerlässlich. Viel zu oft liegt in der Praxis dann doch der Fokus auf Zahlen, Daten und Fakten, der Mensch dahinter wird übersehen. Zeit für die nächste „Eruption“ in der Arbeitswelt, die diesmal die Leader trifft? Schlussendlich ist man heute als Führungskraft vor ganz neue Herausforderungen gestellt, denen man durch bessere Menschenkenntnis, Kommunikationsfähigkeit und Coaching-Kompetenz erfolgreich begegnen kann.
Besseres Verständnis und frühe Intervention
Zuhören, Gedankenmuster verstehen und richtig intervenieren: Leadership will gelernt sein. Coaches sind Koryphäen in diesem Bereich, weshalb Coaching und Führung auch näher beieinander liegen, als man oft denken mag. Coaches schaffen es, sehr schnell eine gute Verbindung zu ihrem Gegenüber aufzubauen. Diese führt dazu, dass ihnen Menschen lieber von ihren Problemen und Zielen erzählen und man generell offenere und tiefgehende Gespräche führt. Daraus können Coaches die Persönlichkeit und Gedankenmuster ihres Gegenübers besser verstehen und folglich Interventionen planen. Derselbe Prozess sollte bei guter Führung eingehalten werden.
Leadership: Wissen über die Psyche des Menschen ist gefragt
Gute Führungskräfte brauchen Wissen und Verständnis über die menschliche Psyche: Sie müssen grundlegend verstehen, was Menschen antreibt und was sie bremst. Die Basis dafür ist jedoch immer eine offene und wertschätzende Kommunikation. In geeigneten Ausbildungen lernen Führungskräfte, mithilfe von Kommunikations- und Verhaltensanalyse ihre MitarbeiterInnen besser zu verstehen. Sie lernen, durch strukturierte Fragetechniken die Bedürfnisse und auch individuellen mentalen Hürden herauszufinden. Diese Individualität ist schlussendlich besonders wichtig, weil nicht jeder Mensch gleich ist: Was der einen einfach fällt, ist für den anderen eine große Belastung. Gleichzeitig sind die Lösungen aber zumeist einfache psychologische Kniffe, die dazu führen, scheinbar große Probleme gelassen zu lösen.
Motivation und Konfliktlösung
Doch Coaching-Kompetenz hilft nicht nur, um Probleme und Konflikte effizienter zu lösen, sondern auch MitarbeiterInnen besser motivieren zu können. Denn jeder Mensch richtet seine Handlungen nach den vier individuellen psychologischen Grundbedürfnissen der Sicherheit, Abwechslung, Wertschätzung und Beziehung aus. Während manche also eher nach einem guten Teamgefüge streben, brauchen andere eher individuelle Wertschätzung in Form von Lob. Es gibt keine One-fits-all Lösung. Während Menschen früher zumindest noch durch Karrieremöglichkeiten und höheres Gehalt motiviert werden können, werden vor allem bei der jüngeren Generation individuelle Entwicklungsmöglichkeiten, Work-Life-Balance und ein angenehmes Arbeitsklima immer wichtiger.

Der Autor Mario Grabner ist Kommunikationsexperte, Wirtschaftspsychologe und Gründer von myNLP in Wien. Grabners Kernbereiche umfassen die Themen Leadership, Mitarbeiterkommunikation und persönliche Weiterentwicklung.
© Nadine Studeny