Corona-Erholung: Voriges Jahr mehr Strom- und Gasverbrauch 

08. März 2022 Drucken
Corona-Erholung: Voriges Jahr mehr Strom- und Gasverbrauch 
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Wegen der Konjunkturerholung nach dem Corona-Jahr 2020 ist der Strom- und Gasverbrauch in Österreich im abgelaufenen Jahr gestiegen.

Bei Strom betrug der Zuwachs 3,9 Prozent, bei Erdgas 6,4 Prozent. Elektrizität wurde nach Angaben der Regulierungsbehörde E-Control 2021 mehr importiert als im Jahr davor, bei Gas war es wegen geringerer Transite umgekehrt. Der um 3,9 Prozent oder 2,5 Terawattstunden (TWh) höhere Stromverbrauch glich den Rückgang des ersten Corona-Jahres 2020 von minus 2,2 TWh mehr als aus. Absolut wurden 2021 rund 66,1 TWh an Kunden abgegeben – wie üblich etwa 10 TWh weniger als der gesamte Bruttostromverbrauch, der bei 73,5 TWh lag.

Die Differenz wird für das Stromsystem selbst benötigt, voriges Jahr waren es 5,4 TWh für die Pumpspeicherung, 3,2 TWh an Netzverlusten sowie 1,8 TWh für den Kraftwerkseigenbedarf. Langfristig steigt der Stromverbrauch in Österreich pro Jahr im Schnitt um 1 TWh, prozentuell wird das immer weniger, so E-Control-Experte Johannes Mayer. Von April bis Juni hatte es 2020 wegen Corona die stärksten Verbrauchsrückgänge gegeben, 2021 dann die stärksten Anstiege.

Kaum Stromimport wegen Corona

Dem höheren Strom-Endverbrauch standen höhere Nettoimporte von 5,3 TWh und eine um 2,4 TWh geringere Erzeugung gegenüber. Die Stromeinfuhr legte um 1,9 TWh zu (vor allem aus Tschechien und Slowenien), dagegen sank die Stromausfuhr um 3,4 TWh (primär nach Ungarn und in die Schweiz). Im ersten Corona-Jahr 2020 musste wegen der Krise kaum Strom importiert werden. 2021 war dagegen, was die Importnotwendigkeiten betrifft, wieder ein Normaljahr. Da wuchsen die Exporte nach Deutschland um ein Drittel auf 0,7 TWh, die Importe von dort sanken um 0,7 TWh, erläuterte E-Control-Vorstand Alfons Haber die aktuellen Daten der Elektrizitätsstatistik.

Für die Stromerzeugung war 2021 nur ein unterdurchschnittliches Wasserjahr: Die Laufwasserkraft brachte es auf 97 Prozent des Regelarbeitsvermögens und erzeugte mit 25,2 TWh um 1,6 TWh weniger als 2020, während die Gesamterzeugung um 2,4 TWh tiefer lag. Vor allem die Monate März, April, Oktober und November lagen nahe dem langjährigen Wasserstrom-Minimum. Andererseits wurden heimische Gaskraftwerke um etwa 0,7 TWh mehr eingesetzt. Insgesamt produzierten Wärmekraftwerke um 0,34 TWh mehr als 2020.

Gaskraftwerke sind in der Stromerzeugung wegen der hohen Gasgroßhandelspreise schon gegen Ende vorigen Jahres nicht mehr wettbewerbsfähig gewesen. Da habe sich eine Preisschere aufgetan: Kohlestrom sei plötzlich in ganz Europa viel billiger geworden – „Die Preisdifferenz zwischen Kohle- und Gasstrom war so groß wie noch nie“. Deshalb hätten die Kohlekraftwerke etwa in Deutschland, Polen und Tschechien voll produziert. „Gaskraftwerke werden momentan nur eingeschaltet, wenn es sein muss“, so Mayer, Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Energieregulierungsbehörde E-Control.

Die aktuellen Preiskurven signalisieren, dass Gaskraftwerke eher erst im Jahr 2025 als schon 2024 wieder „in den Markt kommen“. Erst ab 2024 seien wieder Gaspreise von 50 Euro pro Megawattstunde (MWh) zu sehen, für 2025 dann derzeit bei 35 bis 40 Euro je MWh. Der Gaspreis-Anstieg, der voriges Jahr begonnen hatte, plus die Russland-Ukraine-Eskalation würden die Möglichkeiten der Nutzung von Erdgas für thermische Kraftwerke um zwei, drei Jahre nach hinten verschieben. Dabei würden gerade auch kleinere, schnell in die Höhe fahrbare Gasturbinenanlagen für den Systemumbau zur Dekarbonisierung gebraucht. Denn bei diesen reichten ökonomisch oft ein paar hundert oder 1.000 Laufstunden im Jahr, während es bei großen Gaskraftwerken doch 4.000 bis 5.000 Stunden sein sollten.

Gas: Mehr Verbrauch, weniger Importe

Bei Erdgas stieg der Verbrauch in Österreich 2021 um 6,4 Prozent oder um 5,8 TWh auf 96,3 TWh – umgerechnet rund 8,5 Mrd. m3. Saisonal war der Bedarf im Jänner und Dezember mit jeweils etwas über einer Mrd. m3 am höchsten, die tiefsten Werte gab es mit etwa 350 Mio. m3 in den Monaten Juli und August. Der Verbrauch ist vor allem temperaturabhängig, auch laufen Gaskraftwerke im Sommer weniger.

Die Gasimporte sanken das zweite Jahr in Folge stark, 2021 um 8,2 Prozent oder um 40 TWh – ein Rückgang um mehr als 40 Prozent des Inlandgasverbrauchs. Ein Grund war unter anderem, dass es weniger Gastransite durch Österreich gab. Doch gingen die Gasexporte nur um 5,1 Prozent zurück. Unterm Strich gab es einen um 18,4 TWh bzw. um 19 Prozent des Inlandsverbrauchs geringeren Nettoimport. Gedeckt werden konnte der 2021 höhere Gasverbrauch trotz viel niedriger Gasimporte auch mithilfe der Gasspeichervorräte. Voriges Jahr wurden nämlich aus den heimischen Gasspeichern um 41,7 TWh mehr entnommen als eingespeichert, noch einmal eine Ausspeicherung um 24,7 TWh höher als im Jahr davor. (APA/red)