Es gab zwar eine kräftige Belebung der Exporte um rund 16 Prozent auf ein Volumen von 165,5 Mrd. Euro. Doch die Importe gingen um 23 Prozent auf knapp 178 Mrd. Euro noch weitaus stärker in die Höhe. Zu dieser negativen Entwicklung kommt aktuell der eskalierende Krieg in Osteuropa hinzu. Russland und vor allem die Ukraine gehören zwar punkto Außenhandel vom Anteil am Gesamtvolumen zu den kleineren Handelspartnern. Die Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine respektive die westlichen Wirtschaftssanktionen werden hierzulande dennoch durchschlagen, da Österreich bei einigen wenigen Importprodukten überproportional auf diese beiden Länder angewiesen ist – konkret bei Erdgas und bei Erzen.
Der heimische Gasverbrauch wird derzeit zu 80 Prozent mit russischem Erdgas gedeckt. Diese Abhängigkeit verdeutlicht auch die Statistik: Der Löwenanteil aller Importe aus Russland entfiel 2021 mit 86,6 Prozent auf die Produktgruppe Brennstoffe und Energie. Parallel dazu kamen im abgelaufenen Jahr 41,2 Prozent aller Eisenerzimporte aus der Ukraine. Generell waren 61,5 Prozent aller Importe aus dem Land Rohstoffe. Damit stellte die Ukraine 7,8 Prozent der aus aller Welt importierten Rohstoffe in Österreich.
Außenhandel: Deutschland entscheidend
Insgesamt erreichten die Importe aus der Russischen Föderation mit einem Volumen von fast 4,7 Mrd. Euro 2021 einen Anteil von 2,6 Prozent an allen heimischen Einfuhren. Damit rangierte Russland auf Rang zehn der wichtigsten Lieferländer. Aus der Ukraine kamen nur 0,6 Prozent aller österreichischen Importe, sie erreichten rund 1,1 Mrd. Euro.
Bei den Exporten ist Österreich vor allem an Deutschland als Abnehmer gekoppelt – ein Gutteil der Lieferungen geht in das Nachbarland. Beim Anteil an den Gesamtexporten spielt Russland mit 1,2 Prozent (2 Mrd. Euro) eine untergeordnete Rolle, ebenso die Ukraine mit 0,4 Prozent (0,6 Mrd. Euro).
„Wichtigste Exportpartner 2021 waren Deutschland mit 30,1 Prozent, Italien mit 6,8 Prozent und die Vereinigten Staaten mit 6,7 Prozent; die Russische Föderation lag mit einem Exportanteil von 1,2 Prozent auf dem 17. Rang“, fasste Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas zusammen. Nach Russland lieferte Österreich vor allem Maschinen und Fahrzeuge (0,65 Mrd. Euro) sowie chemische Erzeugnisse (0,64 Mrd. Euro).
„Österreichs Außenhandel boomt“, meinte der Statistik-Chef mit Blick auf die starke Belebung der internationalen Handelsaktivitäten im abgelaufenen Jahr. Mit dem Exportplus von 16,1 Prozent gegenüber 2020 übertraf das Volumen auch deutlich das Niveau vor der Pandemie: „Damit lagen die Ausfuhren um 7,8 Prozent auch bereits ein gutes Stück über dem Vorkrisenjahr 2019 – vor allem Straßenfahrzeuge, medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse sowie Metallwaren trugen zum Export bei“, betonte Thomas.
Aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Union importierte Österreich 2021 den Angaben zufolge Waren im Wert von 118,58 Mrd. Euro (plus 20,1 Prozent). Der Wert der in diese Länder exportierten Produkte erhöhte sich gegenüber 2020 um 16,9 Prozent auf 112,64 Mrd. Euro. Das Handelsbilanzdefizit mit der EU hat sich von 2,38 auf 5,94 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Österreich wickelte fast 70 seines Außenhandels mit der EU ab – auf Intra-EU-Importe entfielen 66,6 Prozent, auf Intra-EU-Exporte 68,1 Prozent.
Der Außenhandel mit Drittstaaten legte im Jahresabstand spürbar zu – sowohl bei den Importen (plus 30,1 Prozent auf 59,39 Mrd. Euro) als auch bei den Exporten (plus 14,4 Prozent auf 52,83 Mrd. Euro). Damit drehte der Saldo im Warenaustausch mit den Nicht-EU-Ländern gegenüber 2020 von einem knappen Überschuss in Höhe von 0,52 Mrd. Euro auf ein Minus von 6,56 Mrd. Euro. Über 30 Prozent des österreichischen Außenhandels – 33,4 Prozent der Extra-EU-Importe und 31,9 Prozent der Extra-EU-Exporte – wurden mit Drittländern getätigt.
Maschinen und Fahrzeuge waren mit einem Einfuhranteil von 33,1 Prozent und einem Ausfuhranteil von 37 Prozent auch 2021 wieder die bedeutendste Produktgruppe im heimischen Außenhandel. Der Wert der Importe stieg hier um 16,7 Prozent auf 58,89 Mrd. Euro, das Volumen der Exporte vergrößerte sich um 12,6 Prozent auf 61,28 Mrd. Euro. Wertmäßig ebenfalls wichtige Exportprodukte waren bearbeitete Waren (plus 22,8 Prozent auf 35,29 Mrd. Euro), chemische Erzeugnisse (plus 13,6 Prozent auf 25,19 Mrd. Euro) und sonstige Fertigwaren (plus 10,6 Prozent auf 17,72 Mrd. Euro). 84,3 Prozent der österreichischen Ausfuhren konzentrierten sich 2021 laut Statistik Austria auf diese vier Produktgruppen.
Die Importe von Brennstoffen respektive Energie erhöhten sich ebenfalls deutlich um 68,2 Prozent auf 13,89 Mrd. Euro.
Im Dezember 2021 verschärfte sich der Trend in Richtung vergrößertes Außenhandelsdefizit – die Importe schnellten gegenüber dem Vergleichsmonat im Jahr davor um 32,6 Prozent auf einen Wert von 15,39 Mrd. Euro empor, die Exporte konnten da mit einem durchaus kräftigen Zuwachs von 20,3 Prozent auf 13,73 Mrd. Euro aber nicht mithalten. (APA/red)