Tourismus: Coronakrise hat viele Jobs gekostet

04. Mai 2022 Drucken
Tourismus: Coronakrise hat viele Jobs gekostet
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Die Pandemie hat deutliche Spuren im Tourismus hinterlassen. Der Fachkräftemangel hat sich empfindlich verschärft. Heuer im März waren laut Arbeitsminister Martin Kocher um 9.000 Menschen weniger in der Branche beschäftigt als im März 2019.

Gleich im ersten Coronajahr 2020 kam es zu einem massiven Einbruch. „Etwa 40 Prozent der Beschäftigten waren nicht mehr in diesem Bereich tätig“, berichtete Kocher am Hotelierkongress. „Das zeigt, wie massiv diese Coronakrise sich für den gesamten touristischen Sektor dargestellt hat“, so der Arbeitsminister. „Es war notwendig, dass es mehr Möglichkeiten gibt, Arbeitskräfte in den touristischen Arbeitsmarkt zu bringen.“ Die Kontingente für Arbeitnehmer:innen aus dem Nicht-EU-Raum wurden erhöht, die Bedingungen für Stammsaisonniers erleichtert. Allerdings nur vorläufig. „Das läuft noch dieses Jahr“, so der Minister.

Zwischen März 2012 und März 2019 sei die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Tourismus noch „kontinuierlich gestiegen“ – von rund 190.000 auf 220.000.

Hohe Wechseldynamik schon vor der Coronakrise

Gleichzeitig verwies Kocher auf die hohe Wechseldynamik, die auch schon vor der Pandemie für die Branche kennzeichnend war. Der Tourismus habe „einen relativ großen Durchsatz“ mit relativ vielen Neueinsteigern. Rund 40 Prozent der Beschäftigten würden alle zwei Jahre in den Tourismussektor gebracht. „Das heißt, ich muss alle zwei Jahre neue Arbeitskräfte finden, muss als Arbeitgeber attraktiv sein“, erklärte der Arbeitsminister. Zwischen 2015 und 2017 seien rund 93.000 Menschen neu in die Branche eingestiegen.

Beim Ausstieg aus der Branche habe sich 2019 bis 2021 (also dann auch schon inklusive Pandemie) mit 38.000 Personen „relativ wenig getan“, es sei nur ein bisschen mehr geworden – in den zwei Jahren davor seien es 34.900 gewesen. „Aber es sind um 20.000 Menschen weniger in die Branche eingestiegen, weil eben die Unsicherheit so groß war.“ Das erkläre auch, warum es im Sommer 2021 „so schwer war, Arbeitskräfte am touristischen Arbeitsmarkt zu finden“.

Auslaufmodell Kurzarbeit

Die Kurzarbeit ist für Kocher aber jedenfalls ein Auslaufmodell. „Wir werden strenger sein in nächster Zeit, weil die Betriebe das nicht mehr brauchen.“ In Vollzeitäquivalenten gerechnet befänden sich derzeit über alle Branchen hinweg insgesamt rund 20.000 Menschen in Kurzarbeit. Das sei immer noch „zu viel“. Es gebe 52.500 Voranmeldungen zur Kurzarbeit, 60 Prozent bis zwei Drittel davon würden abgerechnet.

„Die Kurzarbeit hat während der Coronakrise gerade im Tourismus eine ganz wichtige Rolle gespielt“, betonte Kocher auch mit Blick auf den Winter 2020/21, als alles geschlossen war. „7.800 sind jetzt auch noch im April vorangemeldet, aufgrund von fehlenden Großveranstaltungen und fehlenden internationalen Gästen aus Übersee“, berichtete der Minister. „Die Arbeitslosigkeit im Tourismus hat sich verdoppelt.“

In Österreich sind laut Kocher im Moment (April 2022) insgesamt 327.000 Menschen arbeitslos gemeldet, 72.500 davon befinden sich in Schulungen. Das seien weniger als im September 2021 – Tendenz weiter sinkend. „In den nächsten Wochen und Monaten erwarten wir einen weiteren Rückgang, trotz geopolitischer Verwerfungen und der Krise in der Ukraine“, so der Minister. „Die Arbeitslosigkeit wird auf ein Niveau sinken, das fast beispiellos ist.“ Es stehe aber natürlich eine schwierige Phase bevor, mit einer besseren Ausgangsposition. 2016/17 habe es um 100.000 Arbeitslose mehr gegeben. (APA/red)