17 Millionen Euro für Wasserstoffforschung in der Steiermark 

15. Juli 2022 Drucken
17 Millionen Euro für Wasserstoffforschung in der Steiermark 
© APA (dpa)

Österreich soll klimaneutral werden: Der Ausbau der steirischen Wasserstoffforschung an den Standorten der Technischen Universität Graz (TU) und der Montanuniversität Leoben (MUL) wird mit einer Einmalzahlung für Infrastrukturinvestitionen seitens der Bundesregierung forciert, hieß es am Freitag an der TU Graz.

Die TU Graz erhält zehn Millionen, die Montanistik sieben Millionen, gesamt 17 Millionen Euro. Mit Wasserstoff soll Österreich mehr Energie-Eigenständigkeit erlangen. Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) betonte gegenüber der APA die Wichtigkeit der Wasserstoffforschung für unsere Zukunft: „Für die Regierung ist Wasserstoff eine der Zukunftstechnologien. Wir brauchen möglichst viel Eigenständigkeit, was die Versorgung mit Rohstoffen angeht und wir wollen in der Wasserstoffforschung unter den Top Fünf europaweit bleiben.“

Die Summe der 17 Millionen Euro großen Einmalzahlung bezeichnete er als Anschubfinanzierung: „Diese Investition wird ein wesentlicher Schub sein, dass über neue Forschungsinfrastruktur weitere Forschungsprojekte und auch weitere Kooperationen mit der Industrie entstehen. Das heißt, das ist eine Anschubfinanzierung, die sich vervielfachen wird mit dem Wert.“ Er erklärte, dass Österreich zur Weltspitze weiterhin dazugehören wolle und es dafür entsprechende Investitionen in der Wasserstoffforschung bräuchte. Auf Nachfrage der APA, ob es über diese Einmalzahlung hinausgehend weitere Investitionen geben werde, gab es von Polaschek keine Auskunft.

Wasserstoffforschung: Ausstattung und Versuchseinrichtungen

́TU-Rektor Harald Kainz erklärte, wofür die investierten zehn Millionen Euro verwendet werden: „Wir werden eine Elektrolysehochdruckenergieanlage Power-to-Gas mit entsprechender Versorgungsinfrastruktur errichten – die Anschlussleistung soll ein Megawatt sein. Wir werden einen Prüfstand für Brennstoffenzellenstacks einrichten. Es kommt eine neue Gasmischstation für Verbrennungskraftmaschinen. Wir werden umfassende Zustandsmesstechnik, aber auch Sicherheitsüberwachung in diesen Bereich investieren und es soll ein ganzes F&E-Zentrum für die Entwicklung neuer Materialien und Katalysatoren eingerichtet werden.“

Auch der Rektor der Montanuni Leoben, Wilfried Eichlseder, gab Beispiele für die Verwendung der sieben Millionen Euro an seiner Forschungsinstitution: „Es geht um Ausstattung, es geht um Versuchseinrichtungen für die Pyrolyse, zum Beispiel. Wir werden auch Untersuchungen anstellen, wie man denn den Wasserstoff speichern kann.“ Gleichzeitig betonte er die Wichtigkeit der an der Montanuni betriebenen Forschung: „Das Energieproblem ist akut geworden. Ich glaube, vor sechs Monaten hat sich noch keiner von uns gedacht, dass das Problem Erdgas entstehen könnte. Da sieht man aber gleichzeitig, wie wichtig es ist, hier schon vorausdenkend in die Forschung hineinzugehen.“

LH Christopher Drexler (ÖVP) hob die Bedeutung der Forschung für die Steiermark hervor: „Ich habe beim Antritt als Landeshauptmann gesagt, dass es mein großes Ziel ist für die Steiermark, an die Spitze des Klimaschutzes zu kommen, aber vor allem an die Spitze der Verbindung Klimaschutz mit wirtschaftlicher Dynamik. Es freut mich sehr, wenn wir bei Wasserstofftechnologie am Puls der Zeit sind und wenn wir hier entsprechende Schwerpunkte setzen können.“

Auch Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) pflichtete Drexler bei: „Die Steiermark hat sich vorgenommen, zur Vorzeigeregion in diesem Zusammenhang zu werden – mittlerweile gehören wir zu den Top drei Forschungsregionen Europas.“ Zur Wichtigkeit dieser Investition fügte sie hinzu: „Wir haben hier die hellsten Köpfe, diese brauchen aber auch das notwendige Werkzeug.“

„Hydrogen-Hotspot“ Steiermark

Aktuell gibt es in Österreich 19 Standorte mit 313 Forschenden, die sich der Wasserstoffforschung widmen. Die Steiermark gilt dabei unter anderem mit der Technischen Uni, dem Hydrogen Center (HyCentA), dem Kompetenzzentrum für Bioenergy and Sustainable Technologies (BEST), dem Large Engines Competence Center (LEC) und der Montanuniversität Leoben als „Hydrogen-Hotspot“. Österreich zählt damit europaweit zu den fünf größten und wichtigsten Forschungsregionen im Bereich von nachhaltigen Wasserstofftechnologien.

Derzeit besteht der eingesetzte molekulare Wasserstoff (H2) weltweit zu 95 Prozent aus fossilen Energiequellen wie Erdgas. Um dieser Problematik ein Ende zu setzen und eine klimafreundliche Alternative zu schaffen, wird an der Verwendung von „grünem“ Wasserstoff aus erneuerbaren Energien wie Solarstrom oder Biomasse geforscht.

Die Herstellung von „grünem“ Wasserstoff ist nach Angaben des steirischen Green Tech Valley, ein Zentrum für innovative Energie- und Umwelttechnik, aktuell noch sehr teuer – er kostet zwei- bis dreimal so viel wie die Produktion von herkömmlichen Wasserstoff. Auch die Speicherung sei aufgrund der geringen Dichte des Gases eine Herausforderung. Um ihn als Energieträger zur Stromerzeugung in Brennstoffzellen oder als Fahrzeugantrieb in Brennstoffzellen oder in Verbrennungskraftmaschinen industriell nutzbar zu machen, müsse die Forschung weiter intensiviert werden.

Wasserstoff ist das in der Natur am häufigsten vorkommende Element und somit theoretisch unbegrenzt verfügbar. H2 könnte deshalb – begrenzt vorhandene – fossile Brennstoffe, die zudem das Treibhausgas Kohlendioxid und verschiedene Schadstoffe wie Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Ruß verursachen, in Zukunft ablösen. Nach Angaben der Website des HyCentA kann er weitgehend schadstofffrei verbrannt werden. (APA/red)