Psychologen fanden Spuren der Covid-Pandemie in Sprachverarbeitung

22. Juli 2022 Drucken
Psychologen fanden Spuren der Covid-Pandemie in Sprachverarbeitung
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Coronavirus, FFP2-Maske, Isolation, Eindämmungsmaßnahmen oder Contact-Tracing – diese Worte hatten in den vergangenen Jahren unbestritten Hochkonjunktur.

Ein Ende des Höhenfluges der Pandemie-bezogenen Sprachgestaltung ist derzeit auch nicht in Sicht. Forscher aus den USA und Wien fanden nun in einer psychologischen Untersuchung Spuren der Covid-19-Pandemie im Sprachverständnis bzw. in der Sprachverarbeitung. Sie stellten ihre Arbeit kürzlich im Fachblatt „PLOS One“ vor.

Ein Team bestehend aus Daniel Kleinman von den Haskins Laboratories, Adam Morgan von der New York University, Rachel Ostrand von IBM Research (alle USA) und die an der Central European University (CEU) in Wien tätige Eva Wittenberg ging in seiner Studie der Frage nach, wie weit die neue Hochkonjunktur für sonst kaum gebräuchliche Wörter das Sprachsystem schon ein Stück weit verändert hat. Die Covid-Pandemie mit ihren großen Umwälzungen wirke dabei wie ein natürliches Experiment, dessen Wirkung die Wissenschafter anhand von fast 900 Teilnehmern in einer Online-Studie analysierten.

Dabei ging es darum, herauszufinden, ob so rasche Veränderungen in der Verwendung von Worten das Wortverständnis auch längerfristig beeinflussen. Über zehn Monate hinweg im Verlauf des ersten Pandemie-Jahres hörten die US-amerikanischen Versuchspersonen eine Reihe von Wörtern, die allerdings verändert wurden. So wurden einige Wortteile durch Rauschen oder Husten ersetzt. Da Menschen mit derartig undeutlicher Sprache im Alltag sehr oft konfrontiert sind, wird die fehlende Stelle im Gehirn sozusagen aufgefüllt. Das geschieht in der Regel mit jenem Laut, mit dem ein Zuhörer aus seinem lexikalischen Wissen heraus am ehesten rechnet.

Sprachverarbeitung: „mask“ statt „task“

Die Wissenschafter nahmen etwa das englische Wort „mask“ für „Maske“ als Ausgangspunkt. Dann wurde über mehrere Einzelstudien hinweg der erste Laut entweder durch Rauschen oder Husten ersetzt. Das resultierende „ask“ könnte in der Wahrnehmung eben so gut auch mit einem „t“ aufgefüllt werden, und als „task“ – also „Aufgabe“ – verstanden werden. Gegenüber den Kontrollgruppen, die ein anderes, nicht Pandemie-bezogenes manipuliertes Wort hörten, das ebenso leicht auf verschiedene Arten interpretiert werden konnte, zeigte sich, dass es eine statistisch signifikante Verzerrung in Richtung „mask“ gab.

Zusätzlich erhöht war die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein „mask“ wahrnahm, wenn der erste Laut durch ein Husten ersetzt wurde. Die Forscher werten ihre Ergebnisse als Hinweise, „dass schnelle Veränderungen des sprachlichen Inputs zu Veränderungen in der Sprachverarbeitung führen können, die über viele Monate hinweg anhalten. Selbst wenn COVID morgen verschwände, würde unser Sprachsystem die Reaktion auf die Pandemie länger in sich tragen“, so Wittenberg in einer Aussendung der CEU. Das lege auch die Annahme nahe, dass Personen Sprachinhalte, die ihnen in der jüngeren Vergangenheit öfter unterkommen, durchaus auch höher gewichten können als langjährige Erfahrungen, schreiben die Wissenschafter in ihrer Arbeit. (APA/red)

Linksammlung:

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„Modellbasierte Schätzung des Immunisierungsgrades in Österreich“

Die weiteren Prognosen auf sozialministerium.at.

Corona-Panel: https://viecer.univie.ac.at/coronapanel

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