KMU: Externe Faktoren bereiten die größten Sorgen

03. August 2022 Drucken
KMU: Externe Faktoren bereiten die größten Sorgen
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Zwei Jahre Pandemie, weltweite Probleme in den Logistikketten, die angespannte geopolitische Lage und nicht zuletzt die daraus resultierende Teuerungswelle hinterlassen vor allem bei den Kleinunternehmern Spuren. Wo genau ihre größten Sorgen und Ängste liegen, zeigt eine Studie von ProSaldo.net und Erste Bank.

Das Rückgrat der heimischen Wirtschaft: 98,7 Prozent der österreichischen Firmen sind Klein- und Kleinstunternehmen mit bis zu 49 Angestellten. Mit insgesamt rund einer Million Mitarbeiter:innen vereinen sie 41 Prozent aller in Österreich Beschäftigten auf sich. Die Studie zeigt das Stimmungsbild, dass die vorausschauende Wirtschaftspolitik und die umfangreichen Staatshilfen während der Pandemie positiven Einfluss auf die Zufriedenheit mit der aktuellen Auftragslage (Stand Mai 2022) nehmen. Neben der Angst vor dem eigenen Ausfall – bei 71,4 Prozent der Befragten handelt es sich um Einpersonenunternehmen – wiegen bei KMU vor allem Faktoren außerhalb des eigenen Wirkungsbereichs schwer: So sorgen die angespannte geopolitische Lage und die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen in Österreich, hohe steuerliche Belastungen und bürokratische Hürden für die größten Sorgenfalten bei den heimischen Kleinunternehmer:innen.

„Es stimmt zuversichtlich, dass Kleinunternehmerinnen und -unternehmer die aktuelle Auftragslage und ihre künftige Entwicklung als vorsichtig optimistisch bewerten. Dass die größten Sorgen und Ängste in externen Faktoren zu sehen sind, ist ein Weckruf, der nicht überhört werden darf. Vor allem der hohe Bürokratieaufwand wiegt schwer. Hier gelten für kleine Unternehmen mehrheitlich dieselben Regeln wie auch für größere. Nur dass kleinen Unternehmen nicht dieselben Mittel oder personellen Ressourcen zur Verfügung stehen. Hier braucht es dringend faire Rahmenbedingungen, die für einen Ausgleich sorgen und die Dynamik am Wirtschaftsstandort Österreich beflügeln“, so Rainer Haude, Geschäftsführer von ProSaldo.net.

Fairen Rahmenbedingungen gefordert

Rund 65 Prozent der Befragten zeigen sich eher (36,6 Prozent) bis mittelmäßig (28,3 Prozent) zufrieden mit der aktuellen Geschäftslage. Den Blick in die nächsten zwei Jahre bewerten 14 Prozent der Befragten als sehr positiv und weitere 37,7 Prozent als eher positiv. Allerdings bereitet die gesamtwirtschaftliche Lage mit 67,7 Prozent und ihre Auswirkungen auf die finanzielle Situation des eigenen Unternehmens (64,6 Prozent) aufgrund ihrer fehlenden Einschätzbarkeit die meisten Sorgen. Die damit verbundenen Zukunftssorgen (58,6 Prozent) belasten schwer und hinterlassen gleichermaßen bei der körperlichen (25,4 Prozent) als auch der mentalen (24 Prozent) Gesundheit der Befragten Spuren.

Neben der Angst vor dem eigenen Ausfall (52,9 Prozent), Inflation und steigenden Energiekosten (jeweils 51,1 Prozent), sowie den anhaltenden negativen Auswirkungen der Pandemie (38,6 Prozent) wiegt bei den Befragten vor allem die hohe steuerliche Belastung (61,4 Prozent) schwer. 49,1 Prozent wünschen sich zudem eine Reduktion des hohen bürokratischen Aufwands, der die verfügbare Zeit zur Neukundenakquise und Umsetzung von Wachstumsplänen minimiert.

Mehrheitlich zufrieden zeigen sich die Befragten mit Faktoren, die in den eigenen Einflussbereich fallen, wie etwa Produktqualität (79,4 Prozent), Unternehmensstrategie (68,3 Prozent) oder aber das eigene Zeitmanagement (61,7 Prozent). Uneins ist man sich hinsichtlich der aktuellen Auftragslage: Jeweils knapp die Hälfte der Befragten zeigt sich mit der Anzahl bestehender Kunden (49,7 Prozent) und der Produktnachfrage (48,6 Prozent) zufrieden, die andere Hälfte nicht. Einiger ist man sich, wenn es um die Unzufriedenheit mit den Umsätzen (57,7 Prozent) und der Höhe der Mitarbeitergehälter (67,1 Prozent) geht.

Dass sich 80,9 Prozent der Befragten mit der Unterstützung von Kleinunternehmern durch den Staat unzufrieden zeigen, lässt hingegen keinen Interpretationsspielraum. Von ihm wünschen sich die Befragten primär faire Rahmenbedingungen und eine wohlüberlegte Wirtschaftspolitik, zumal stetig steigende Kosten und die Inflation von den Wirtschaftstreibenden selbst nicht beeinflusst werden können.