BioNTech-Mitbegründer: Brauchen Forschung zum Problemlösen

29. August 2022 Drucken
BioNTech-Mitbegründer: Brauchen Forschung zum Problemlösen
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Vor dem Alpbacher Kongresszentrum pochte die „Fridays for Future“-Bewegung am Freitag auf ein echtes Angehen der Klimakrise, drinnen wünschte sich Christoph Huber, BioNTech-Mitbegründer, mehr Vertrauen in die Lösungskompetenz der Wissenschaft.

Ohne Expertise aus der Forschungsgemeinde könne man keines der großen Zukunftsprobleme lösen – allen voran auch die Klimaerwärmung, so Christoph Huber, BioNTech-Mitbegründer der ergänzt: „Ich würde hoffen, dass die Gesellschaft an die Wissenschaft glaubt, damit die großen Probleme gelöst werden können“. Die Klimakrise reihte er unter „die apokalyptischen Reiter“ ein. Bei Themen wie Cybercrime und Co. „überall brauchen wir die Wissenschaft. Wenn die Gesellschaft das versteht, die Methodik den Dingen auf den Grund zu gehen, könnten wir einen großen Sprung machen“, zeigte sich der Wissenschafter überzeugt.

BioNTech-Gründer: „Diskussionen ohne faktische Basis“

Viele Diskussionen würden leider nicht auf Basis von Fakten ablaufen, so auch jene um die mRNA-Technologie, die BioNTech unter der Leitung von Ugur Sahin und Özlem Türeci maßgeblich mitentwickelt hat. Dass das Prinzip – über das Einschleusen von mRNA etwa Wirkstoffe oder Antigene direkt im Körper von den Zellen produzieren zu lassen – funktioniert, hat das extrem rasch entwickelte Covid-19-Vakzin gezeigt. Die Möglichkeiten des Ansatzes seien aber noch deutlich weitreichender, meinten Experten aus dem Forschungsfeld.

Gerade in den Lebenswissenschaften hätten vermeintliche Durchbrüche jedoch eine gewisse Tradition, konstatierte die Wissenschaftsforscherin Helga Nowotny. Die mRNA-Technologie sei aber durchaus als „Durchbruch“ anzusehen, bei dem es aber auch noch vieles zu klären und weiterzuentwickeln gebe.

Für den Direktor des Helmholtz Institute for RNA-Based Infection Research in Würzburg (Deutschland), Jörg Vogel, ist dies eine „Plattform-Technologie“, die die personalisierte Therapie näher bringe. Zu Beginn gab es durchaus Geld- und Glaubensmängel in Bezug auf den Ansatz. Im Verlauf der Pandemie standen nun „die Sterne gut“ – zumindest für die mRNA-Technologie.

Die Ressentiments und die oft kontroversen Diskussionen rund um die Ausrollung der Impfkampagnen hätten jedenfalls auch klar gezeigt, wie stark die „Wissenschaft mit der Bevölkerung interagieren muss“. Man habe gesehen, wie viel erklärt werden musste: „Die Menschen wussten teils nicht, was Viren sind“, sagte Ulrike Protzer, Direktorin des Virologie-Instituts am Helmholtz Zentrum in München.

Forscher muss selbst überzeugt sein

Ein Schlüssel zur besseren Kommunikation sei jedenfalls, dass der erklärende Forscher selbst überzeugt davon sein muss. Sehr schnell werde Menschen klar, wenn dem nicht so ist bzw. sich „Experten“ im Zuge der Pandemie vor allem dadurch auszeichneten, dass sie um jeden Preis in die Öffentlichkeit wollten, erklärte Protzer.

Eine Fähigkeit, die die Wissenschaft erst zum Teil etablieren müsse, sei es darzustellen, dass sich der Wissensstand auch ändern kann. Im Umgang mit ambivalenter Information täten sich viele Teile der Bevölkerung und vor allem die Politik aber schwer. Daher fahre man am besten mit dem Hinweis: „Das ist unser Wissen im Moment.“ In der klinischen Forschung dagegen müsse man wiederum wissen, dass etwas funktioniert und sicher ist. (APA/red)