EZB: Inflationsbekämpfung hat Vorrang vor Wachstum

09. September 2022 Drucken
EZB: Inflationsbekämpfung hat Vorrang vor Wachstum
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Die Europäische Zentralbank (EZB) muss aus Sicht des niederländischen Notenbankchefs Klaas Knot bei der Bekämpfung der ausufernden Inflation ein Bremsen der Konjunktur in Kauf nehmen.

Wortwörtklich sagte EZB-Ratsmitglied und niederländischer Notenbankchef Klaas Knot: „Wir erwarten, dass die Inflation in den kommenden Monaten weiter steigen wird. Das heißt, dass wir nur ein Problem auf unserem Tisch haben: die Inflation“. Das werde bedeuten, dass die EZB das Wirtschaftswachstum ein wenig verlangsamen müsse, um die Teuerung zu verringern. Aus Sicht des slowakischen Notenbankchefs Peter Kazimir muss die EZB angesichts der schmerzhaft hohen Inflation auch nach zwei großen Schritten ihren Zinserhöhungskurs beibehalten.

„Die Inflation bleibt unannehmbar hoch“, sagte Kazimir in einem auf der Website der slowakischen Notenbank veröffentlichten Kommentar. „Vorrangig geht es jetzt darum, die Normalisierung der Geldpolitik energisch fortzusetzen“, merkte er an. Bei welchem Niveau die Zinserhöhungen voraussichtlich enden werden, sagte Kazimir nicht. Die Europäische Zentralbank sei immer noch „ziemlich weit“ vom sogenannten neutralen Zinssatz entfernt. Darunter verstehen Volkswirte den Zins, der eine Wirtschaft weder bremst noch anheizt.

EZB: Gefahr einer anheizenden Inflation zu hoch

Die Gefahr einer weiter anziehenden Inflation überwiege, sagte Kazimir. Damit steige auch das Risiko, dass eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt werden könnte. Denn Arbeitnehmer forderten einen Ausgleich für die hohe Inflation. Das Risiko von Zinserhöhungen inmitten einer sich abkühlenden Wirtschaft und einer drohenden Rezession räumte Kazimir zwar ein. Es gebe aber „keinen anderen Weg“, da es die vorrangige Aufgabe der EZB sei, die Inflation unter Kontrolle zu bringen.

Die Teuerung in der Eurozone war im August auf einen neuen Rekordwert von 9,1 Prozent geklettert. Die EZB hatte am Donnerstag im Kampf gegen die Inflation in einem außergewöhnlichen Jumbo-Schritt die Schlüsselzinsen um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Der Leitzins im Euroraum liegt damit künftig bei 1,25 Prozent. Dies war die bisher stärkste Zinserhöhung seit Einführung des Euro-Bargelds 2002. EZB-Chefin Christine Lagarde stellte weitere Zinserhöhungen in Aussicht. (APA/red)