Die Weltwirtschaft befindet sich inmitten eines Wandels. Das spiegelt sich auch in unserem Kaufverhalten wider, was Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen treffen lässt. Zugrunde liegen dem die zentralen Konsumentscheidungen: Wofür gebe ich wann und wo mein Geld aus? Steigende Preise zwingen Verbraucher:innen dazu, ihre Ausgaben neu zu organisieren. Einen steigenden Anteil ihrer finanziellen Mittel benötigen sie, um ihre Fixkosten zu decken. Für variable Ausgaben steht dadurch weniger Geld zur Verfügung.
Auf manches wird aber dennoch nicht verzichtet. So wurde 2022 beim Reisen nicht gespart. Die weltweiten Flugbuchungen lagen zwischen Mai und August 2022 rund 15 Prozent über dem Niveau von 2019, trotz größerer logistischer Herausforderungen und höherer Preise. Spitzenreiter bei den Buchungen ist Australien mit +230 Prozent. Kurzstreckenflüge trugen 2022 den größten Teil zum weltweiten Wachstum im Reisesektor bei (+20 Prozent im Vergleich zu Langstreckenflügen).
Eine Ausnahme bilden die europäischen Länder. Für kürzere Reisen gibt es hier gute Alternativen zum Flugzeug, die auch genutzt werden. So wurden in Österreich im Prä-Pandemie Vergleich (August 2019 vs. 2022) rund 53 Prozent weniger Inlandsflüge gebucht. Die Zahl der Langstreckenflüge nahm im Gegensatz dazu stark zu und erhöhte sich im selben Zeitraum um rund 90 Prozent.
Restaurantbesuche und Essensbestellungen
Restaurantbesuche und Essensbestellungen werden weiterhin stark nachgefragt. Die Ausgaben in Restaurants waren im August 2022 im Vergleich zum selben Zeitraum im Jahr 2021 weltweit um 25 Prozent gestiegen. Die Ausgaben für Lebensmittel waren – größtenteils aufgrund der Inflation – zum selben Zeitpunkt um rund 14 Prozent höher als noch 2019.
Die Ausgaben für E-Food, also Lebensmittel, die online bestellt werden, sind im Vergleich zum Zeitraum vor Beginn der Corona-Pandemie (August 2019) weltweit um rund 70 Prozent gestiegen. Lebensmitteleinkäufe im stationären Handel sind zwar auch gestiegen, aber lediglich um rund 25 Prozent. Diese Werte belegen die durch die Pandemie ausgelöste Verlagerung in die digitale Welt – ein Trend, der auch nach der Pandemie weiter anhält.
Onlinekäufe nehmen zu
Weltweit gesehen litten kleine Unternehmen besonders unter den pandemiebedingten Geschäftsschließungen. Viele versuchten einen Teil ihres Geschäfts deshalb schnellstmöglich ins Digitale zu verlagern. Große Unternehmen schnitten dabei deutlich besser ab als kleine.
So waren die Umsätze großer Einzelhändler durch E-Commerce im August 2022 weltweit um 66 Prozent höher als im August 2019. Bei kleinen Unternehmen stiegen die Umsätze im selben Zeitraum lediglich um 27 Prozent. Besonders deutlich ist der Unterschied in finanzstarken Volkswirtschaften wie Australien, Deutschland, Hongkong und Singapur.
Ein klares Bild zu mehr Online-Einkäufen zeichnet sich auch in Österreich ab: Große Handelsunternehmen lagen mit ihren Online-Umsätzen 83 Prozent über dem Niveau vor der Pandemie. Kleine Händler verbuchten ebenfalls Gewinne mit +26 Prozent, ebenso wie Online-Serviceanbieter mit +46 Prozent (kleine), +57 Prozent (große). Stationäre Serviceanbieter machten leichte Verluste gegenüber 2019: -12 Prozent (kleine), -2 Prozent (große), der stationäre Handel wuchs leicht mit +12 Prozent (kleine), +28 Prozent (große).
Wann wird gekauft: Vermehrt unter der Woche
Gab es früher festgelegte Tage, an denen Einkäufe erledigt wurden, haben mobiles Arbeiten und die allgemeine Verlagerung vieler Lebensbereiche ins Digitale, die Grenzen verwischt.
Sowohl die Ausgaben für Waren als auch für Erlebnisse verlagern sich auf Wochentage. Weltweit haben sich etwa 5 Prozent der gesamten Wochenend-Ausgaben in Einkaufszentren auf den Wochentag verlagert. Dies entspricht knapp 25 Mrd. EUR des weltweiten Umsatzes in Einkaufszentren.
In Österreich verschoben sich die Tage an denen bestimmte Güter und Dienstleistungen eingekauft werden ebenfalls, jedoch nur geringfügig. Zum Beispiel sanken die Ausgaben für das Kino und andere Veranstaltungen an Sonntagen zwischen August 2019 und August 2022 um 1,5 Prozent, während die Tage Mittwoch bis Freitag um 3,6 Prozent zunahmen.
„Konsument:innen haben einen neuen Lebensrhythmus. Im Zuge dessen haben sich auch ihre Ausgabenpräferenzen verändert“, sagt Bricklin Dwyer, Mastercard Chefökonom und Leiter des Mastercard Economics Institute. „Obwohl die Verbraucher:innen mit steigenden Preisen, Zinsen und wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit zu kämpfen haben, bewerten sie ihre Ausgabengewohnheiten weiterhin danach, welche am besten zu ihrem Leben passen.“