Sparen für Österreicher:innen trotz Inflation weiterhin wichtig

24. Oktober 2022 Drucken
Sparen für Österreicher:innen trotz Inflation weiterhin wichtig
Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich © Marlena König

Nachdem die Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung das Sparverhalten der Österreicher:innen in den letzten beiden Jahren massiv beeinflusst haben, ist in diesem Jahr eine Trendwende erkennbar.

Für mehr als drei Viertel der Österreicher:innen ist Sparen nach wie vor wichtig, auch wenn die Bedeutung gegenüber dem Vorjahr etwas abgenommen hat. Nach der Bedeutung des Sparens gefragt, geben demnach 77 Prozent an, dass es für sie „sehr“ oder „ziemlich“ wichtig sei. Das bedeutet im Vergleich zu 2021 einen Rückgang um 4 Prozentpunkte, liegt aber immer noch über jener des letzten Vor-Pandemie-Jahres 2019 (76 Prozent). Nachdem der durchschnittliche monatliche Sparbetrag in den letzten beiden Pandemie-Jahren durch den eingeschränkten Konsum überdurchschnittlich stark auf 344 Euro angestiegen war, geht er heuer auf 301 Euro zurück und liegt damit wieder im konstanten Wachstum der letzten zehn Jahre. Damit einher geht auch ein deutlicher Rückgang der Zufriedenheit mit ebenjenem Sparbetrag. Waren 2021 noch 65 Prozent „sehr“ oder „ziemlich“ zufrieden mit der auf die Seite gelegten Summe, sind dies heuer nur noch 50 Prozent.

„Die jüngsten Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank lassen viele Sparer wieder aufhorchen. Aber eines ist weiterhin klar. Das Sparbuch ist für langfristige Vorsorge nicht geeignet und selbst wenn die EZB die Zinsen noch etwas anhebt, ist man mit den hohen Inflationsraten immer noch weit abgeschlagen. Nicht zu handeln ist derzeit sicherlich die schlechteste Lösung, denn am Sparbuch oder Girokonto ist ein Wertverlust des Geldes garantiert. Die Inflationsrate betrug im September über zehn Prozent und im Jahresschnitt 2022 wird diese zwischen sechs und sieben Prozent betragen. Es macht also Sinn, sich über eine Veranlagung wirklich Gedanken zu machen, um den Wert des Ersparten zu erhalten. Wichtig ist, dass man nicht alles auf eine Karte setzt, sondern sich bei der Geldanlage immer breit aufstellt. Am besten bespricht man sich dazu mit seiner Bankberater:in”, so Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich.

Das Thema „Vorsorge“ nimmt bei den Sparzielen der Österreicher:innen eine wichtige Rolle ein:

66 Prozent (keine Veränderung zum Vorjahr) sparen, um einen Notgroschen für spontan anfallende Ausgaben zur Verfügung zu haben, während für 58 Prozent (-2PP) die finanzielle Absicherung, beispielsweise im Falle einer längeren Arbeitsunfähigkeit, im Fokus steht. Um sich später etwas kaufen zu können, stellt hingegen nur noch für 45 Prozent (-7PP) einen Grund zum Sparen dar, während 9 Prozent (-1PP) dies ohne bestimmtes Motiv tun.

Inflation fordert Einschränkungen beim Konsum

51 Prozent der Befragten fühlen sich von der Inflation „stark“ oder „ziemlich“ betroffen. Erweitert man diese Zahl noch um jene, die sie „etwas“ spüren, sind dies schon 82 Prozent. Die Auswirkungen der Teuerung zeigen sich auch beim Spar- und Investitionsverhalten: 29 Prozent geben an, sie würden weniger sparen als noch vor 3-4 Jahren, 13 Prozent hingegen mehr. Mit 58 Prozent legt die Mehrheit jedoch noch immer gleich viel zur Seite. Gerade im Energiebereich, aber auch beim täglichen Einkauf ist die Teuerung bereits persönlich spürbar: „Benzin und Diesel“ (84 Prozent), „Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs“ (82 Prozent), „Strom“ (71 Prozent) und „Brennstoffe wie Öl und Gas“ (57 Prozent) werden hier am häufigsten genannt.

Den Auswirkungen der Inflation und dem geringeren finanziellen Spielraum geschuldet, müssen sich 62 Prozent der Österreicher:innen bereits bei ihren Ausgaben einschränken. 44 Prozent sehen beim „Essen gehen“ und der „geringeren Nutzung des Autos“ Einsparungspotenzial. 42 Prozent wollen beim Urlaub und 29 Prozent beim Einkauf von Kleidung kürzertreten. Bei Elektronikartikel wie Handy, Computer und Fernseher wollen sich 22 Prozent einschränken. Rund ein Viertel der Befragten schränkt sich auch beim „Sparen“ ein und legt weniger zur Seite.

Sparen: Österreicher:innen bleiben Wertpapieren treu

Wenn es um Investitionen und Veranlagungen geht, scheuen Österreichs Sparer:innen weiterhin das Risiko. Vier von fünf sehen sich selbst grundsätzlich als sehr oder eher sicherheitsorientiert, nur 8 Prozent als sehr oder eher risikobereit. Dem entgegen steht, dass die Zahl jener, die das Sparbuch als Anlage- und Investitionsform nutzen, weiter auf 69 Prozent zurückgegangen ist (-5PP). Auch das Bausparen (50 Prozent, -3PP) und Versicherungen (35, -8PP) sinken deutlich in der Gunst der Österreicher:innen. Unverändert zum Vorjahr veranlagt nach wie vor jede:r Dritte in Wertpapieren (33 Prozent), trotz der jüngsten Abwärtstendenz an den Börsenmärkten. Markus Kaller, Wertpapierexperte der Erste Group: „Dass die Österreicher:innen weiterhin auf Wertpapiere setzen, ist erfreulich. Das gegenwärtige Marktumfeld ist für laufendes Ansparen sehr gut. Natürlich sind auch Fondsparer:innen mit dem bereits angesparten Volumen von fallenden Kursen betroffen. Gleichzeitig profitieren sie aber von den schwankenden Märkten, weil mit den weiteren Einzahlungen der Durchschnittskosten-Effekt zum Tragen kommt. Wer es sich also leisten kann, weiter anzusparen, sollte dies auch tun, denn jetzt sind gerade Aktien billiger zu erwerben als noch vor einem Jahr“.