Österreicher:innen erwarten weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation

12. Dezember 2022 Drucken
Österreicher:innen erwarten weitere Zinserhöhungen im Kampf gegen die Inflation
Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich © Erste Bank / Marion Payr

Mit fast 11 Prozent erreichte die Inflation im November im Vergleich zum Vorjahr einen weiteren Höchstwert. Hauptgrund dieses sprunghaften Anstiegs waren erneute Preissteigerungen für Haushaltsenergie und Treibstoff.

Allerdings breitet sich die Teuerung auch zusehends auf andere Bereiche des Lebens, wie Gastronomie und Bekleidung aus. Auch wenn sich das Tempo der Inflation in den kommenden Monaten etwas beruhigt, halten die hohen Energie- und Lebensmittelpreise sowie die anhaltenden Lieferkettenprobleme die Preise hoch. Deshalb erwarten die Analysten der Erste Group in den kommenden Monaten weitere Zinsanhebungen der Europäischen Zentralbank, die allerdings kleiner als zuletzt ausfallen dürften. Das sehen auch viele Österreicher:innen so: 44 Prozent der Befragten denken, dass die Spar- und Kreditzinsen weiter steigen werden. Mit 6 Prozent ist die Zahl jener, die wieder eine Senkung der Spar- und Kreditzinsen erwarten, vergleichsweise gering, 13 Prozent erwarten keine Änderung der derzeitigen Zinslage.

Inflation: Sparbuch weiter im Abwärtstrend

Obwohl das Sparbuch (50 Prozent, -5 PP) und der Bausparvertrag (32 Prozent, -4 PP) nach wie vor die gefragtesten Anlageformen der Österreicher:innen sind, verlieren sie weiter deutlich an Beliebtheit. Auch Wertpapiere (gesamt: 31 Prozent, -4 PP), wie Fonds, Aktien und Anleihen sinken im Rahmen der jüngsten Abwärtstendenz am Kapitalmarkt in der Gunst der heimischen Anleger:innen. Leicht gestiegen ist die Zahl jener, die in den nächsten 12 Monaten keine Geldanlage planen. Einen deutlichen Sprung machte im Jahresvergleich die Höhe der durchschnittlich geplanten Veranlagungssumme: Sie steigt von rund 4.900 Euro auf 6.800 Euro (+39 Prozent).

„Man muss die Rolle des Sparbuchs neu überdenken. Ein Notgroschen, einen Puffer aufbauen – dafür ist das Sparkonto das Richtige. Darüber hinaus hat das Sparbuch an Attraktivität verloren. Die höheren Zinsen können dem Kaufkraftverlust durch die Inflation nicht entgegenwirken. Das heißt, das Geld am Sparbuch wird immer weniger wert. Da sollte man gegensteuern. Das funktioniert mit alternativen Investitionsmöglichkeiten besser als mit klassischen Sparformen. Nicht zu handeln ist derzeit sicherlich die schlechteste Lösung, Ich werde nicht müde über die Wichtigkeit der finanziellen Vorsorge zu reden und diese voranzutreiben“, sagt Gerda Holzinger-Burgstaller, CEO der Erste Bank Oesterreich.

Durchschnittliche Kreditsumme nimmt deutlich zu

Unverändert im Vergleich zum Vorjahr geben 33 Prozent der Befragten an in den nächsten 12 Monaten eine größere Anschaffung, wie beispielsweise einen Wohnungs- oder Autokauf, zu planen. Wenn es darum geht, wie diese Anschaffungen finanziert werden, wollen das 89 Prozent (+5PP) über eigene Ersparnisse tun. Während im dritten Quartal 2021 noch 21Prozent auf einen Bankkredit oder ein Bauspardarlehen zurückgreifen wollten, sind es 2022 nur 16Prozent. Die durchschnittliche Kreditsumme steigt dabei deutlich von rund 99.500 Euro auf zirka 112.500 Euro (+13 Prozent).

„Aufgrund des steigenden Zinsniveaus und des Kostenanstiegs bei Baumaterialien sehen wir einen deutlichen Rückgang der Nachfrage an Immobilienfinanzierungen. Dazu kommt, dass die seit August geltenden strengeren Kriterien für Kreditnehmer es den Banken erschwert, ihre soziale Verantwortung bei der Finanzierung von Wohnungsbedarf nachzukommen. Es ist aber extrem wichtig, dass Menschen weiterhin die Möglichkeit geboten wird, sich eine Eigentumswohnung oder -haus leisten zu können, weil ein Eigenheim die beste Prävention gegen Altersarmut ist“, so Holzinger-Burgstaller abschließend.