Die zentrale Erkenntnis der Global Automotive Consumer Study des Beratungsunternehmens Deloitte ist: Der E-Auto-Trend kommt nur schleppend ins Rollen. Laut Umfrage wollen die meisten Österreicher:innen beim nächsten Autokauf weiterhin auf Verbrenner setzen. „Im Vergleich zum Vorjahr ist das Interesse an Benzin- und Dieselfahrzeugen zwar um 4 Prozent zurückgegangen, dennoch plant eine Mehrheit von 54 Prozent der Befragten weiterhin den Kauf eines Verbrenners. E-Autos bleiben damit nach wie vor eher Ausnahmeerscheinungen und ein Ende des Verbrennungsmotors rückt in weite Ferne“, erklärt Matthias Kunsch, Partner bei Deloitte Österreich.
Das Interesse an komplett batteriebetriebenen E-Fahrzeugen hat laut Befragung hierzulande sogar leicht abgenommen: Nur 9 Prozent würden für ihr nächstes Auto einen Batterieantrieb wählen – vergangenes Jahr waren es immerhin noch 10 Prozent. Plug-In-Hybride hingegen gewinnen an Beliebtheit: Während diese Antriebsform im Vorjahr nur für 11 Prozent der Umfrageteilnehmer:innen in Frage kam, können sich aktuell 16 Prozent die Anschaffung eines Plug-In-Fahrzeuges vorstellen.
Unsicherheiten überlagern die Vorteile der E-Mobilität
Die Vorteile von E-Autos sind bekannt: So nennen die österreichischen Befragten in erster Linie die geringeren Treibstoffkosten als Hauptmotivation für den Umstieg, gefolgt von Anreizen seitens der Regierung. Für viele spricht auch der Klimawandel für ein Fahrzeug mit E-Antrieb. Allerdings würde mehr als die Hälfte der E-Auto-Interessent:innen ihre Entscheidung überdenken, wenn ein umweltverträglicher, synthetischer Kraftstoff für Verbrennungsmotoren – Stichwort E-Fuel – verfügbar wäre.
Unsicherheiten im Zusammenhang mit Elektrofahrzeugen halten sich hartnäckig. „Die österreichischen Verbraucher:innen machen sich bei batteriebetriebenen Autos am meisten Sorgen um die zu geringe Reichweite, aber auch mangelnde Erschwinglichkeit und Nachhaltigkeitsbedenken wirken abschreckend. Gleichzeitig stellen lange Ladezeiten sowie mangelnde Lademöglichkeiten für viele ein Problem dar“, betont Kunsch.
Unerfüllte Kundenerwartungen bremsen Etablierung
Aktuell werden elektrisch betriebene Fahrzeuge den Bedürfnissen der breiten Bevölkerung noch nicht gerecht. Die meisten Österreicher:innen wollen im Schnitt zwischen 15.000 und 30.000 Euro für ihren PKW ausgeben. Viele E-Modelle fallen hier deutlich aus dem Rahmen. Außerdem erwarten sich 38 Prozent jener Personen, die bislang auf Verbrennungsmotoren vertraut haben, von einem voll aufgeladenen E-Auto eine Reichweite von mindestens 600 km. Nur dann würden sie es als ernstzunehmende Option in Betracht ziehen.
„Die meisten E-Autos können aktuell nur eine Reichweite von rund 400 km bieten. Allerdings ist es an der Zeit, dass die Verbraucher:innen ihre Erwartungen an die technologische Realität elektrischer Antriebe anpassen und Bequemlichkeit ein Stück weit hintenanstellen. Einerseits wird im Alltag meist eine viel geringere Reichweite benötigt, andererseits sollte auch die Verringerung der Emissionen mehr ins Zentrum rücken“, betont der Deloitte Experte.
Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Erfolg unumgänglich
Auch das Thema Ladeinfrastruktur spielt für die breite Etablierung von E-Mobilität eine zentrale Rolle. Ein Drittel der heimischen Interessent:innen würde laut eigenen Angaben vorrangig öffentliche Lademöglichkeiten nutzen. Viele wünschen sich Ladeoptionen an traditionellen Tankstellen, die über grundlegende Annehmlichkeiten wie Getränke, Toiletten und WLAN verfügen.
„Gerade angesichts der längeren Ladezeiten ist der Wunsch nach Lade-Tankstellen nachvollziehbar. An entsprechenden Angeboten mangelt es jedoch noch und vor allem im ländlichen Raum fehlt es grundsätzlich an ausreichend Ladestationen“, so Matthias Kunsch. „Um den E-Auto-Trend schneller voranzutreiben, braucht es Anstrengungen seitens der Hersteller und der Regierung – vor allem hinsichtlich Infrastruktur und Förderungen. Gleichzeitig sind auch die Verbraucher:innen gefordert, sich für neue Technologien zu öffnen – nur so können wir die hoch gesteckten Klimaziele erreichen.“