Wie das Österreichische Patentamt in seiner Bilanz über das Jahr 2022 mitteilte, haben Österreicher:innen hierzulande und weltweit 10.816 Patente angemeldet, das sind um zwei Prozent weniger als im Jahr davor. Mit 2.231 Erfindungen gab es auch beim Österreichischen Patentamt weniger Anmeldungen, das Minus gegenüber 2021 betrug dabei zehn Prozent. Die vergangenen Jahre seien für fast alle europäischen Länder schwache Patentjahre gewesen, heißt es in einer Aussendung des Patentamts. Während einige Länder wie Frankreich, Schweden oder Dänemark bereits eine Trendwende geschafft und steigende Anmeldungszahlen hätten, sei „Deutschland so wie Österreich noch auf Krisenniveau“.
Bei den erfindungsreichsten Bundesländern hat sich nichts verändert: Von den 2.231 angemeldeten Patenten entfielen 470 auf Oberösterreich, das damit das Länderranking vor der Steiermark (436) und Wien (345) anführt. Gemessen an der Einwohnerzahl liegt Vorarlberg auf Platz eins. Die größten heimischen Patentanmelder waren 2022 der Grazer Automobilzulieferer AVL List (189 Patente), der Produzent von Möbelbeschlägen Julius Blum (79) und Siemens Mobility Austria (26).
Europäisches Einheitspatent ab Juni
Im Patentamt verweist man auf das europäische Einheitspatent, das ab Juni dieses Jahres Realität wird. Damit können Unternehmer mit nur einer Anmeldung, einer Gebühr und einer Übersetzung beim Europäischen Patentamt den Schutz in 17 Mitgliedsstaaten der EU erlangen. Vor allem kleinere und jüngere Firmen sollen davon profitieren, weil sie die wichtigsten Märkte mit weniger Aufwand und geringeren Kosten abdecken können. Damit KMU bei sichergehen können, dass es auch klappt, hat das Patentamt ein besonderes Angebot. „Wenn Sie Ihr Patent in Österreich anmelden, dann geben wir Ihnen kostenlos eine Recherche vom Europäischen Patentamt mit auf den Weg. Damit wissen Sie, was das Europäische Patentamt von Ihrer Erfindung hält, noch bevor Sie dort anmelden. So gewinnen Sie Zeit und Sicherheit. Das ist wie eine Wettervorhersage für Ihr europäisches Patent – nur stimmt‘s immer“, so Karepova. Dieses Angebot gilt für das klassische europäische Patent wie auch für das EU-Einheitspatent.
Das Einheitspatent „läutet eine neue Ära ein, auf die Europa seit 50 Jahren hinarbeitet: Die EU-Mitgliedstaaten rücken noch näher zusammen und schaffen einen gemeinsamen, einheitlichen Patentraum“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Große Unternehmen mit immer mehr Patenten
Mehr als die Hälfte (53 %) der heimischen Patente gehen auf das Konto von großen Unternehmen – Tendenz steigend. Unter den neuen Kund:innen beim Patentamt sind die Start-ups am besten im Rennen. Laut Start-up-Monitor haben rund ein Viertel der österreichischen Start-ups eigene Patente und knapp 55 % machen Markenanmeldungen. Österreichische Spin-Offs aus Universitäten oder Forschungseinrichtungen fallen dabei besonders auf. Von ihnen haben sogar 50 % ein Patent. Die Zahl der Patente von Neueinsteiger:innen oder Unternehmen, die selten Patente anmelden, ging in der Krise zurück.
„Zuversichtlich“ stimmen Gewessler die vielen Patente im Bereich „Industrie 4.0“: Patentanmeldungen auf diesem Gebiet hätten sich seit 2010 verdreifacht, bei Technologien zum Energieeinsparen, Datenmanagement und Robotik im selben Zeitraum versechsfacht. Besonders viel wird laut Patentamt zu Künstlicher Intelligenz, 3D-Druck und Robotik patentiert. Mit 1.325 Patentanmeldungen (2008-2019) im Bereich sogenannter „Frontier Technologies“ liegt Österreich auf Rang acht der EU27-Staaten. (APA/red)