Die Übernahme der Credit Suisse und ihre möglichen Folgen

21. März 2023 Drucken
Die Übernahme der Credit Suisse und ihre möglichen Folgen
© AdobeStock/Yue Lan

Die Übernahme der ins Wanken geratenen Schweizer Großbank Credit Suisse durch die Mitbewerberin UBS zieht weite Kreise. Die Risiken einer Rezession haben zugenommen. Sind die Zinserhöhungen bald vorbei?

Im Bankensektor ist ein turbulentes Wochenende zu Ende gegangen: Am Sonntag willigte die schweizerische Großbank UBS ein, die in Schieflage geratene Konkurrentin Credit Suisse um 3,25 Milliarden US-Dollar zu übernehmen. Wir hatten im Vorfeld über die Liquiditätshilfe für die Credit Suisse berichtet.

Dieser Übernahme-Preis ist nur ein Bruchteil des Schlusskurses der Credit Suisse vom Freitag. Die Aktionär:innen der Credit Suisse müssen deutliche Verluste hinnehmen. Laut Financial Times wird UBS cirka 0,76 Schweizer Franken (SFr) pro Aktie in eigenen Aktien zahlen. Zuvor hatte  der Verwaltungsrat der Credit Suisse ein Angebot von 0,25 SFr. abgelehnt. Dieser Preis liegt weiter unter dem Schlusskurs von 1,86 SFr vom Freitag (17.3.2023). Darüber hinaus wird die Schweizer Nationalbank eine Liquiditätshilfe in der Höhe von 100 Milliarden US-Dollar bereitstellen.

Schweizer Nationalbank als „Strippenzieherin“

Laut Medienberichten befanden sich beiden Seiten seit Mittwoch in Verhandlungen. Nachdem eine Kreditlinie der SNB über 50 Milliarden SFr. nicht ausreichend war, um den Kursverfall der Credit Suisse Aktie zu stoppen und zu verhindern, dass Kund:innen weiter ihr Geld abzogen, schaltete sich die Zentralbank ein, um eine Fusion zu „erzwingen“.

Die Fusion sollte dazu beitragen, den Fall Credit Suisse zu schließen. Dennoch werden die Folgen für die globale Wirtschaft aufgrund der jüngsten Turbulenzen im US-amerikanischen und europäischen Finanzsystem zu spüren sein. Bis vor zwei Wochen schienen die Leitzinsanhebungen der Zentralbanken in den USA und Europa kaum Auswirkungen auf die Wirtschaft zu haben. Die europäische und die US-Wirtschaft entwickelten sich in den letzten Quartalen besser als erwartet. Die von vielen erwartete Rezession blieb aus. Dies änderte sich mit der Insolvenz der Silicon Valley Bank (SVB), der der Abzug von Einlagen und Verluste auf kreditsichere Anleihen zum Verhängnis wurden.

Siehe Blog: Silicon Valley Bank – Auswirkungen auf die Börsen

Erste Asset Management: Langsameres Wachstum

Wir sind der Meinung, dass diese Vorgänge das Wirtschaftswachstum verlangsamen werden und zwar vorrangig über zwei Wirkungskanäle:

  • Zum einen sind die Kapitalkosten für Banken in den letzten Wochen angestiegen. Diese könnten an die Kund:innen weitergegeben werden. Höhere Kreditkosten wirken wachstumsdämpfend.
  • All dies geschieht vor dem Hintergrund, dass die Banken in den letzten Monaten die Kreditvergabe-Standards ohnedies schon verschärft haben. Das bedeutet, dass es schwieriger (teurer) geworden ist, einen Kredit zu erhalten.

Auswirkungen auf die Zinsmärkte

Die Zinsmärkte haben begonnen eine schwächere Wirtschaftsentwicklung einzupreisen. Ein Umstand, den man an den erwarteten Leitzinssätzen ablesen kann: Sie sind in den vergangenen zwei Wochen gesunken. Der Markt preist zwar noch Zinsanhebungen im März und Mai ein. Dann erwarten die Marktteilnehmer:innen deutliche Senkungen (siehe Grafik).

Quelle: Bloomberg
Hinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für künftige Wertentwicklungen.

Niedrigeres Wachstum stellt für die Zentralbanken in Europa und den USA in der letzten Zeit einen akzeptablen „Kollateralschaden“ dar, um die Inflation zu senken. Oder anders ausgedrückt: die Zentralbanken wollen niedrigeres Wirtschaftswachstum. Vor diesem Hintergrund können die Ereignisse rund um SVB und Credit Suisse auch einen positiven Aspekt haben. Denn für den Aktienmarkt im Allgemeinen wäre es wohl besser, wenn sich das Wachstum aufgrund der jüngsten Banken-Turbulenzen verlangsamt, als wenn die US-Notenbank die Zinsen auf über 6% hätte anheben müssen. In beiden Fällen würde sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen, aber zumindest im ersten Szenario wäre der auf die Erträge angewandte Diskontsatz nicht so hoch. Das bedeutet, dass sich der Effekt, den die Renditeanstiege auf die Aktienmärkte hatten, zum Teil umdrehen würde.

Weniger Risiko in den Erste AM-Mischfonds

Aus unserer Sicht haben die Rezessionsrisiken zugenommen. Daher hat die Erste Asset Management die Risiko-Neigung in den Mischfonds gesenkt. Diese vorsichtige Strategie wurde durch den Abbau von Aktien umgesetzt. Die frei gewordenen Mittel werden in geldmarktnahe Veranlagungen und europäische Staatsanleihen umgeschichtet.

Keine AT1-Anleihen bei Publikumsfonds der Erste AM

Hinweis: In den Publikumsfonds der Erste Asset Management sind Direktinvestitionen in AT1-Anleihen (Additional Tier 1 Anleihen) nicht erlaubt und diese sind daher in keinem von uns gemanagten Publikumsfonds enthalten. AT1-Anleihen wurden nach der globalen Finanzkrise 2008 eingeführt, um als Puffer zu dienen, wenn Banken zu scheitern drohen. Sie haben einen eigenkapitalähnlichen Charakter. Sie sollen einen zusätzlichen Puffer bilden, damit Banken Krisenzeiten überstehen können. AT1-Papiere werden in Aktien umgewandelt oder abgeschrieben, wenn die Kennzahlen einer Bank unter eine bestimmte Schwelle fallen. Zum Beispiel wurde bei der Credit Suisse seitens der Schweizer Finanzmarktaufsicht am Sonntagabend entschieden, dass diese Papiere komplett abgeschrieben werden.


(ERSTE AM INVESTMENT DIVISION / ERSTE AM COMMUNICATIONS)

Erläuterungen zu Fachausdrücken finden Sie in unserem Fonds ABC: Fonds-ABC | Erste Asset Management

Wichtige rechtliche Hinweise: Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen.