Österreichs Unternehmen stehen vor der großen Herausforderung einer „Twin Transformation“: Zum einen muss die Digitalisierung der Geschäftsprozesse vorangetrieben werden, gleichzeitig soll aber auch ein ökologisch und sozial verträglicheres Wirtschaften gefördert werden, um Klima- und Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Seit dem 01.01.2023 gilt beispielsweise eine verpflichtende EU-Berichterstattung zur Nachhaltigkeit (CSRD) anhand der ESG-Kategorien „Environment“, „Social“ und „Governance“ für größere Unternehmen (mindestens 250 Mitarbeiter:innen, über 40 Millionen Euro Umsatz oder über 20 Millionen Euro Bilanzsumme).
Nachhaltigkeit: Hoher Stellenwert – aber wenig Verantwortliche
Zwar attestieren 8 von 10 Entscheider:innen (79 %) der Digitalisierung eine „sehr große“ oder „eher große“ Rolle in der Erreichung ihrer Nachhaltigkeitsziele. Vier von zehn Unternehmen mit 250 bis 500 Mitarbeiter:innen gaben jedoch an, keinen (Haupt-)Verantwortlichen für die Umsetzung von Nachhaltigkeits-Agenden in ihrem Unternehmen zu haben. Bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter:innen hat etwa ein Viertel (26 %) aktuell keine eigene Jobposition, welche die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen im Betrieb vorantreiben könnte. Zwei Drittel der Befragten führten zudem an, bei Nachhaltigkeits-Agenden mit externen Digitalisierungs-Dienstleistern zu kooperieren, da sie unternehmensintern über zu wenig Ressourcen verfügen. „Diese doch relativ hohen Werte spiegeln wider, dass Österreichs Entscheider:innen die große Relevanz des Themas zwar anerkennen. Die weiteren Antworten zeigen aber, dass es oftmals an Ressourcen, Informationen und Wissen mangelt, wie nachhaltiges Wirtschaften nun tatsächlich vorangetrieben werden kann und welche Rolle dabei die Digitalisierung spielt“, sagt Lukas Keller, Head of Business Development beim Digitalisierungs-Spezialisten Tietoevry Austria.
Fehlende Daten verhindern transparente Nachhaltigkeits-Entscheidungen
Eines der größten Probleme dabei: Einem Drittel der Befragten fehlt eine ausreichende Datenbasis aus den Geschäftsbereichen (wie z.B. Produktion, Energiemanagement, Fuhrpark), um transparente, datenbasierte Entscheidungen beim Thema Nachhaltigkeit fällen zu können. „Einerseits existieren zwar raue Mengen an Daten in den Unternehmen, andererseits ist es für viele noch sehr herausfordernd, Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen und richtig zu interpretieren“, erklärt Keller und empfiehlt: „Daher muss jetzt die digitale Konsolidierung, transparente Visualisierung und Interpretation von Daten forciert werden, um Mehrwerte aus ihnen zu gewinnen und effektive Nachhaltigkeits-Maßnahmen abzuleiten. Sonst wird es für heimische Unternehmen schwer, ihren neuen gesetzlichen Verpflichtungen in den Bereichen ökologische und soziale Verantwortung nachzukommen.“
Digitale Technologien als Treiber für nachhaltigeres Wirtschaften
Von heimischen Unternehmen werden digitale Technologien der Umfrage zufolge derzeit vor allem dazu eingesetzt, die ökologischen Auswirkungen in den Bereichen Ressourcenverbrauch/Energie (79 % der Befragten), Abfälle/Recycling (66 %) und Schadstoff-Emissionen (51 %) zu erfassen. Die Digitalisierung sowie die stärkere Nutzung von Daten bergen jedoch noch große Chancen, nachhaltige Entwicklungen in Unternehmen zu initiieren und zu beschleunigen. „Allein im Bereich des Energiemanagements wird heute nach wie vor viel ungenutztes Potenzial liegengelassen. Wer die Daten aller Verbraucher im Betrieb zentral zusammenführt, via Cloud-Lösung managt und visualisiert, kann unnötige Energiefresser rascher abstellen und gleichzeitig die Energieeffizienz steigern, um erhebliche Einsparungen zu erzielen“, sagt Keller. Damit trägt ein datenbasiertes Energiemanagementsystem auch zur Wirtschaftlichkeit von Unternehmen bei.