Insgesamt liegt der Anteil der Betriebe, die Investitionen getätigt haben, mit 35 Prozent leicht über dem Niveau von 2021, wobei auch vermehrt größere Beträge und weniger Kleinstbeträge (bis 10.000Euro) investiert wurden. Immerhin 4 von 10 Unternehmen hätten (weitere) Investitionen getätigt, wenn die (Finanzierungs-)Bedingungen gestimmt hätten. Das zeigt die diesjährige Finanzierungsumfrage von Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) und Austria Wirtschaftsservice (aws).
„Die vergangenen Krisenjahre haben deutliche Spuren in unseren Betrieben hinterlassen. Der Wirtschaftsstandort hat sich trotz der teils existenzbedrohenden Herausforderungen generell erfreulich gut gehalten, aber klar ist: Die Betriebe sind mit vielen Unsicherheiten konfrontiert – angefangen mit der Teuerung über anhaltende geopolitische Risiken bis hin zu Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Energiepreise“, sagt WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf.
„Die Ergebnisse der Marketmind-Umfrage zeigen: Die Rahmenbedingungen für Innovationsprojekte haben sich 2022 deutlich eingetrübt. Die Finanzierung mittels Bankkredites ist nochmals merkbar zurückgegangen und die Anforderungen an Sicherheiten haben sich deutlich erhöht. So waren fehlende Sicherheiten einer der Hauptgründe, warum Kredite nicht gewährt wurden und somit Investitionswünsche und Investitionsvolumina nochmals reduziert bzw. nicht realisiert werden konnten. Ein wirkungsvolles Instrument, um diesem Trend gegenzusteuern, ist die aws Garantie. Diese Art der Förderung hat sich nicht nur in den Krisen der vergangenen Jahre, sondern vor allem bei Innovations- und Wachstumsprojekten ganz klar bewährt und steht auch für Projekte in den Zukunftsbereichen Nachhaltigkeit und Digitalisierung zur Verfügung“, aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister.
Bei Investitionen Fokus auf Nachhaltigkeit
Dass die Investitionsbereitschaft der Betriebe auf stabilem Niveau bleibt, zeigen die Erwartungen für das laufende Jahr. Trotz der angespannten Situation planen für 2023 immerhin 9,3 Prozent der Befragten größere Investitionen, 28,1 Prozent zumindest mittlere Investitionen. Stark im Fokus ist der Bereich Nachhaltigkeit: 6 von 10 Unternehmen (60,1 Prozent) tätigten 2022 entsprechende Investitionen in Nachhaltigkeit, 63,9 Prozent planen dies auch 2023. Im Vordergrund stehen heuer Ressourcenschonung und die Optimierung von Prozessen.
Die Befragung bekräftigt zudem einmal mehr das drückende Problem des Arbeits- und Fachkräftemangels: Jedes zweite KMU ist akut von Personalmangel betroffen, 34,6 Prozent sogar sehr stark oder stark.
Transformation der Wirtschaft darf nicht an Finanzierung scheitern
Für WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf sind die Ergebnisse ein klarer Auftrag an die Politik, die Investitionsbereitschaft der heimischen Betriebe zu unterstützen: „Wir dürfen es nicht riskieren, dass die nachhaltige Erholung und Transformation der Wirtschaft – Stichwort Nachhaltigkeit und Digitalisierung – an fehlender Finanzierung scheitert. Ein Ausbau der Risikokapitalfinanzierung, z.B. durch die Einführung eines Beteiligungsfreibetrages, die rasche Umsetzung des Wagniskapitalfondsgesetzes oder ein neues Start-up Mitarbeiterbeteiligungsmodell, würde definitiv die Innovationskraft der Wirtschaft und damit die Zukunftsfähigkeit des Standorts stärken.“
Nachdem der Mangel an Sicherheiten nach wie vor ein wesentliches Hemmnis beim Zugang zu Fremdfinanzierungen ist, fordert die WKÖ zudem, dass ergänzend zu den herkömmlichen Garantien für Investitionskredite Garantien für Betriebsmittelkredite bereitgestellt werden. So könnte die notwendige Liquidität etwa bei Ausfällen in den Lieferketten sichergestellt werden.