Die Preise für Energie und Rohstoffe steigen und die Energiekrise der vergangenen Jahre hat uns die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern vor Augen geführt. Gefragt sind deshalb eine höhere Energieeffizienz und ein Umstieg auf nachhaltigere Energiequellen. Eine Umstellung sei zwar schwierig, sie berge aber auch viele Chancen. Zu diesem Schluss kamen die Expert:innen einer Diskussionsrunde, die Anfang Mai im Rahmen der Weinviertler Wirtschaftsgespräche 2023 in Mistelbach, stattgefunden hat. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Unternehmen wir Nachhaltigkeit: Wie sieht unsere Energiezukunft aus?“.
Laut Karina Knaus, Leiterin des Centers für Volkswirtschaft, Konsumenten und Preise bei der Österreichischen Energieagentur, beziehen wir derzeit noch zwei Drittel unserer Energie aus fossilen Rohstoffen. „Energie ist aber ein kostbares Gut, mit dem man möglichst effizient und sorgsam umgehen muss“, so die Expertin in ihrer Keynote. „Der fossile Energieberg ist derzeit sehr groß und wir müssen dafür sorgen, dass er kleiner wird.“ Deshalb werde in der Energieversorgung der Zukunft Strom ins Zentrum rücken. „In Österreich gibt es etwa bei einer Nutzung von 2 Prozent Landfläche ein Potenzial von 83 Terawattstunden pro Jahr an Windkraft“, so Karina Knaus. Um die Energiequellen Wind, Sonne und Wasser bestmöglich zu verarbeiten, müsse jedoch das derzeitige Stromsystem erneuert werden. Deshalb müssen der Netzausbau forciert, die Flexibilität erhöht und Speicherkapazitäten ausgebaut werden. „Wir kennen im Prinzip alle Lösungen für die Zukunft, aber nicht alle sind heute schon serienreif“. Karina Knaus sieht darin eine große Chance für den Wirtschaftsstandort Österreich.
Strom als Faktor für den Wirtschaftsstandort
Eine Möglichkeit der Flexibilisierung bei der Stromverteilung ist das Teilen von Strom: Klara Dimmel ist Co-Gründer:in von eFriends, der größten Energiegemeinschaft Österreichs, bei der die Mitglieder:innen mit PV-Anlagen den erzeugten Strom mit Nichterzeuger:innen teilen können: „Man nutzt nur 30 Prozent einer privaten PV-Anlage selbst, der Rest geht ungenutzt ins Netz. Über unsere Plattform kann man diesen Rest verwerten.“ Dank dieser Art der Direktvermarktung können etwa 70 bis 80 Prozent des Strombedarfs in der Community gedeckt werden.
Dass die Nachfrage nach erneuerbaren Energien steigt, bestätigt Hans Unterdorfer, Firmenkundenvorstand der Erste Bank Oesterreich: „Investitionen in den Bereich der Stromproduktion sind notwendig, da in Österreich bis 2030 rund 30 Terawattstunden Mehrproduktion notwendig sein werden.“ Investitionen würden sich rentieren, da die Effekte schnell sichtbar sind und „jede Photovoltaikanlage den Wert der Immobilie erhöht“. Eine Investition in diesem Bereich sei gleichzeitig ein Beitrag zum Gemeinwohl und für das eigene Unternehmen. „Österreichische Unternehmen waren schon immer Pioniere. Jetzt ist wieder eine Phase, wo man investieren und etwas voranbringen kann“, so Unterdorfer.
Chancen nutzen
Investiert würde vor allem in Wind- und Sonnenenergie und zwar in allen Unternehmensgrößen und Branchen. Die Erste Bank will dabei auch als Beispiel vorangehen: „Wir haben uns als Bank der Nachhaltigkeit verpflichtet und wollen bis 2026 25 Prozent unseres Portfolios dekarbonisieren“, so Unterdorfer. „Das heißt nicht nur unseren eigenen Bankbetrieb, denn der wird schon heuer klimaneutral sein, sondern auch das, was wir finanzieren.“
„Wir haben die Chance uns mit erneuerbaren Energien von den fossilen Energieträgern unabhängiger zu machen“, brachte es Karina Knaus in ihrem Schlusswort auf den Punkt. „Dazu braucht es aber ein koordiniertes Vorgehen in Österreich und in Europa. Die Chancen sind da, wir müssen sie nur nutzen.“