Das ist der höchste Stand beim Konsumklima in Deutschland seit April 2022. „Die Konsumstimmung liegt aber weiterhin unter dem niedrigen Niveau des Frühjahrs 2020 während des ersten Coronalockdowns“, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl am Donnerstag zu der Umfrage unter 2.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern. Der Konsum werde daher in diesem Jahr wohl als Konjunkturmotor ausfallen.
Gestützt wurde die leichte Erholung von den Einkommenserwartungen, die ebenfalls den achten Monat in Folge zulegten. „Vor allem die Erwartungen an signifikant höhere, tarifliche Einkommenszuwächse sind für das optimistischere Stimmungsbild verantwortlich“, hieß es dazu. „Viele Arbeitnehmer gehen davon aus, dass durch die Lohn- und Gehaltserhöhungen die Preissteigerungen zumindest teilweise kompensiert werden können.“ Damit würden die Kaufkraftverluste weniger gravierend ausfallen als ursprünglich befürchtet. Angeschoben wurde das Konsumbarometer zudem durch eine geringere Sparneigung.
Die Bereitschaft zu größeren Anschaffungen profitierte davon aber nicht. Dieser Indikator gab nach. „Hohe Preise für die Lebenshaltung verunsichern die deutschen Verbraucher“, erklärten die GfK-Experten diese Entwicklung. „Somit bleiben sie weiter überaus zurückhaltend bei ihren Anschaffungen.“ Hinzu komme, dass die Diskussionen um ein neues Heizungsgesetz der Regierung vor allem den Immobilienbesitzern Sorgen bereite.
Rezessionsrisiko für deutsche Wirtschaft stark gestiegen
Es gibt allerdings auch eine Kehrseite der Medaille. Das Rezessionsrisiko für die deutsche Wirtschaft ist dem IMK-Institut zufolge spürbar gestiegen. Für den Zeitraum von Mai bis Ende Juli sei die Wahrscheinlichkeit dafür auf 37,6 Prozent nach oben geschnellt, wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) am Donnerstag mitteilte. Im April lag sie noch bei 26 Prozent.
Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator – in den zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft einfließen – schaltete erstmals seit Jänner von „gelb-grün“ auf „gelb-rot“. „Das außenwirtschaftliche Umfeld ermöglicht der stark exportorientierten deutschen Wirtschaft über die Sommermonate wahrscheinlich nur ein maues Wachstum“, begründete IMK-Konjunkturforscher Thomas Theobald den getrübten Ausblick.
Einige Branchen wie die Automobilindustrie würden noch in nennenswertem Umfang von Lieferengpässen gebremst – auch wenn diese sich nach und nach auflösten. Zunehmend Sorge macht den IMK-Experten das „wenig dynamische außenwirtschaftliche Umfeld“. Die US-Konjunktur schwäche sich aufgrund hoher Zinsen ab, während von der wirtschaftlichen Erholung Chinas anders als früher kaum Impulse für die deutsche Exportwirtschaft ausgingen.
„Umso wichtiger wäre es, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen nicht zu weit in den restriktiven Bereich erhöht und die Binnennachfrage in Abwägung mit dem Ziel der Preisstabilität nicht unverhältnismäßig dämpft“, sagte Theobald. Weitere Zinserhöhungen seien derzeit nicht nötig. (APA/red)