Mitarbeiter:innen wollen gehört werden

01. Juni 2023 Drucken
Mitarbeiter:innen wollen gehört werden
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Der Wunsch, gehört und gefragt zu werden, ist bei den heimischen Arbeitnehmer:innen stark ausgeprägt. Rund zwei Drittel stehen Mitarbeiterbefragungen sehr oder eher positiv gegenüber. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Marketagent in Kooperation mit der Brandmeisterei.

Interne Zufriedenheiten steigern, Verbesserungspotenziale heben oder die Teilhabe an Entwicklungen ermöglichen: Alles gute Gründe, um mit einer Mitarbeiterbefragung die Einschätzung des Teams einzuholen. Doch was halten die Befragten selbst von betrieblichen Erhebungen und welche Veränderungen erhoffen sie sich von ihnen? Für drei Viertel der Mitarbeiter:innen stellen sie ein geeignetes Instrument dar, um Probleme im Unternehmen aufzudecken. Das Streben nach Mitwirkung zeigt sich auch deutlich in der Teilnahmebereitschaft an einer zukünftigen Mitarbeiterbefragung.

Während 6 von 10 Respondent:innen auf jeden Fall und knapp ein Drittel eher schon mitmachen würden, lehnen nur 5,6 Prozent eine Beteiligung ab. Diese Teilnahmewahrscheinlichkeit von 94 Prozent bestätigt die tatsächliche Teilnahmequote von 92 Prozent bei der letzten Mitarbeiterbefragung. Hier gilt es jedoch anzumerken, dass bislang nur rund die Hälfte der Respondent:innen (51%) von ihrem Unternehmen schon einmal zu einem internen Survey eingeladen wurden.

In der Gruppe jener, die bisher noch zu keiner Mitarbeiterbefragung eingeladen wurden, äußert wiederum gut die Hälfte den Wunsch, zukünftig die Möglichkeit dazu zu erhalten (52%). Hier sind es besonders die jüngeren Generationen (GenZ 65% und Millennials 57%), die einen starken Drang äußern, mit einbezogen zu werden. Die GenX und die Babyboomer teilen diesen Wunsch mit 42% bzw. 46% in vergleichsweise geringem Ausmaß.

Große Erwartungen, große Enttäuschung?

Österreichs Arbeitnehmer:innen wollen aber nicht nur gefragt, sondern in ihrem Feedback und Anregungen auch ernst genommen werden. 89 Prozent erwarten sich im Rahmen einer Mitarbeiterbefragung echtes Interesse an der Meinung der Belegschaft. 86 Prozent ist es wichtig, dass die Ergebnisse berücksichtigt und Veränderungen initiiert werden. Auch die Kommunikation soll so offen wie möglich sein: Jeweils 83 Prozent wünschen sich, dass der Zweck der Befragung sowie die Ergebnisse kommuniziert werden. Wolfgang Krapesch von der Brandmeisterei fasst das so zusammen: „Eine Mitarbeiterbefragung erzeugt natürlich eine gewisse Erwartungshaltung. Wenn der Arbeitgeber fragt, sollte dieser auch bereit sein zuzuhören. Ernst genommenes Feedback der Mitarbeiter:innen ist an sich schon ein starkes Zeichen der Wertschätzung und bietet darüber hinaus eine enorme Entwicklungschance.“

Jeweils rund ein Drittel der Respondent:innen befürwortet, dass die Mitarbeiterbefragung von einem externen Unternehmen durchgeführt wird (35%), oder dass diese zumindest extern unterstützt wird (38%). „Unternehmen sind gut beraten, die Befragung transparent und anonym durchzuführen. Informationen über die Ziele, die Ergebnisse und auch die weiteren Schritte sind notwendig für das Vertrauen der Befragten in den Prozess“, so Thomas Schwabl, CEO von Marketagent.

Das Feedback von Arbeitnehmer:innen, in deren Unternehmen bereits Mitarbeiterbefragungen durchgeführt wurden, zeigt jedoch, dass viele Arbeitgeber:innen den Erwartungen der Belegschaft noch nicht gerecht werden. Zwar sind mehr als drei Viertel der Befragten der Ansicht, dass die Teilnahme am letzten betriebsinternen Survey unkompliziert war, und für immerhin fast 6 von 10 wurde der Zweck der Befragung ausreichend kommuniziert. Was den Output betrifft, herrscht aber noch Nachholbedarf. Nur jeweils rund die Hälfte ist mit der Kommunikation der Resultate zufrieden (53%) bzw. hat den Eindruck, dass im Rahmen der Mitarbeiterbefragung echtes Interesse an der Belegschaft und ihren Meinungen gezeigt wurde (47%). Ein Ernstnehmen der Ergebnisse und Einleiten von Veränderungen haben nur 4 von 10 wahrgenommen. Da überrascht es wenig, dass die Zufriedenheit mit der letzten Mitarbeiterumfrage alles in allem eher mau ausgeprägt ist. Nur 15 Prozent waren damit sehr, rund ein Drittel immerhin eher zufrieden. Bei einem Fünftel entsprach die Befragung so gar nicht den eigenen Erwartungen.

Positive Auswirkungen und noch viel Potenzial

Dabei sehen Österreichs Arbeitnehmer:innen große Benefits, die Mitarbeiterbefragungen mit sich bringen können. Fast 6 von 10 gehen davon aus, dass diese die Zufriedenheit der Belegschaft steigern können. Rund die Hälfte geht von positiven Effekten auf das Arbeitsklima aus, 43 Prozent erwarten eine gesteigerte Motivation der Mitarbeiter:innen. Auch wenn 61 Prozent der Mitarbeiter:innen angeben, sich aktuell im Unternehmen gehört zu fühlen, zeigen die Ergebnisse klar auf, welches Potenzial hier noch in vielen Unternehmen schlummert.