Arbeitnehmende fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz nicht sicher

13. Juli 2023 Drucken
Arbeitnehmende fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz nicht sicher
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Mehr als die Hälfte der Arbeitskräfte glauben nicht, dass irgendein Beruf den Auswirkungen der wirtschaftlichen Unsicherheit entgehen wird.
Arbeitgeber, die vor der Herausforderung stehen, Talente zu halten, müssen deshalb mehr tun, um ihre Belegschaft zu beruhigen. Zu diesen Ergebnissen kommt der ein Bericht des ADP Research Institute.

Fast vier von zehn Arbeitnehmenden (38 %) fühlen sich an ihrem Arbeitsplatz nicht sicher, was darauf hindeutet, dass Arbeitgeber gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen müssen, um talentierte Arbeitskräfte, die sie gerne halten möchten, zu beruhigen. Das Gefühl der Arbeitsplatzunsicherheit ist bei jungen Menschen am größten. Laut der Umfrage unter mehr als 32.000 Arbeitnehmenden in 17 Ländern gibt die Hälfte (50 %) der Generation Z (18- bis 24-Jährige) an, dass sie sich an ihrem Arbeitsplatz nicht sicher fühlen. Dieser Anteil ist doppelt so hoch wie der Anteil der über 55-Jährigen, die dasselbe sagen (24 %).

Die Ergebnisse kommen zu einem Zeitpunkt, an dem der Abbau von Arbeitsplätzen in vielen Sektoren Schlagzeilen macht, unter anderem bei Technologieunternehmen und professionellen Dienstleistern, und nach anhaltenden Herausforderungen in Branchen, die besonders stark von der Pandemie betroffen waren, wie dem Gastgewerbe. Mit dem Aufkommen neuer KI-Tools, die die Fähigkeiten der künstlichen Intelligenz auf die nächste Stufe heben, sind potenziell weitere Arten von Arbeitsplätzen bedroht.

Insgesamt glauben mehr als sechs von zehn Arbeitnehmenden (62 %), dass kein Beruf von der derzeitigen wirtschaftlichen Unsicherheit unberührt bleiben wird. Und fast jede*r vierte (23 %) glaubt, dass der Einsatz von KI in den nächsten fünf Jahren in der eigenen Branche zur Norm werden und manuelle Aufgaben reduzieren wird.

Arbeitgeber müssen Unsicherheit entgegenwirken

„In diesen herausfordernden Zeiten machen sich die Arbeitnehmenden zwangsläufig Sorgen um ihren Arbeitsplatz, vor allem angesichts der großen Aufmerksamkeit, die in den Medien dem Stellenabbau bei namhaften Unternehmen und der KI, die angeblich die Arbeitsplätze der Menschen übernehmen wird, gewidmet wird“, sagt Thomas Zimmermann, Country General Manager von ADP Deutschland. „Gleichzeitig stehen viele Unternehmen jedoch immer noch vor akuten Problemen bei der Gewinnung und Bindung von Talenten, so dass das Bild nicht so düster ist, wie manche meinen.“

In Anbetracht dieser widersprüchlichen Faktoren müssen die Arbeitgeber nach Möglichkeit mehr tun, um ihren Mitarbeitenden zu versichern, dass sie geschätzt werden, dass ihre Bemühungen anerkannt werden und dass die Aussichten für ihre Karriere im Unternehmen gut sind.

„Es ist nicht unbedingt so, dass ein Stellenabbau in einem Unternehmen bedeutet, dass andere diesem Beispiel folgen werden. Oder dass Automatisierung, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen etwas sind, wovor man sich fürchten muss. Sie könnten die Arbeit der Menschen in der Zukunft tatsächlich einfacher oder befriedigender machen. Wenn das in einem bestimmten Unternehmen oder einer bestimmten Branche der Fall ist, dann sollten Arbeitgeber jetzt mit den Arbeitnehmenden sprechen, um Missverständnisse auszuräumen und unnötige Bedenken zu zerstreuen“ so Zimmermann weiter.

Unternehmenskultur anpassen

„Indem man den Arbeitskräften das Gefühl gibt, dass ihr Arbeitsplatz sicher ist und dass sie die Möglichkeit haben, sich im Unternehmen weiterzuentwickeln, indem man ihnen zeigt, welche Weiterbildungs- und Karrieremöglichkeiten sie haben, können sie sich besser darauf konzentrieren, gute Arbeit zu leisten, ohne sich Gedanken über die Zukunft zu machen. Und wenn Führungskräfte all dies tun können und gleichzeitig sicherstellen, dass sie eine faire Bezahlung und eine integrative, ansprechende Arbeitsplatzkultur bieten, werden die Arbeitskräfte dem Unternehmen wahrscheinlich viel positiver gegenüberstehen. Wenn die Arbeitgeber jedoch nicht dafür sorgen, dass sich die Belegschaft wohlfühlt, laufen sie Gefahr, dass wichtige Fähigkeiten, Erfahrungen und Enthusiasmus verloren gehen, was es schwierig machen könnte, den von den Kunden und Auftraggebern erwarteten Service zu bieten.“

Vor diesem Hintergrund hat einer von fünf Arbeitnehmenden der Generation Z (20 %) in den letzten 12 Monaten einen Branchenwechsel in Erwägung gezogen, und ein Viertel (25 %) hat über die Gründung eines eigenen Unternehmens nachgedacht. Im Gegensatz dazu hat einer von sechs über 55-Jährigen (17 %) darüber nachgedacht, in den Vorruhestand zu gehen, was die so genannte „Grey Resignation“ möglicherweise noch verschärft.