Österreichs Jungunternehmer:innen bleiben weiter vorsichtig bei der Einschätzung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage: 36 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung, 23 Prozent mit einer Verbesserung der Konjunktur. Das zeigt der aktuelle Konjunkturbarometer des market-Instituts im Auftrag gegeben von der Jungen Wirtschaft (JW) in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). „Die Ertragsaussichten sind bei den Jungunternehmer:innen aufgrund der aufeinanderfolgenden Krisen und der hohen Inflation leider nicht besonders gut. Dennoch haben 83 Prozent unserer jungen Betriebe eine klare Vision, wie sie die Zukunft mit ihrem Unternehmergeist gestalten wollen – und das gibt Mut. Jetzt müssen die Voraussetzungen für Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum geschaffen werden“, so Bettina Pauschenwein, Bundesvorsitzende der JW. „Die jungen Betriebe sind nun seit einem Jahr unverändert vorsichtig und halten auch die nächsten Jahre für schwer planbar“, fasst David Pfarrhofer, Vorstand des market-Instituts, die Ergebnisse der jüngsten Konjunkturbefragung zusammen.
Mehr Kosten, weniger Ertrag
Besonders die Kosten machen den heimischen Jungunternehmer:innen Sorgen: 36 Prozent spüren nach eigenen Angaben stark, dass die Kund:innen weniger kaufen. 48 Prozent gehen davon aus, dass sich die Kostensituation für sie selbst weiter verschlechtern wird. Für 40 Prozent wird sich die Ertragslage negativ entwickeln, weitere 46 Prozent gehen in der Folge auch von sinkenden Investitionen aus. „Ertragseinbußen sind für den Großteil der jungen Unternehmen die zentrale Herausforderung der kommenden Monate“, so Pfarrhofer. „Umso wichtiger ist es für die jungen Unternehmen, dass die Politik die Betriebe in dieser Situation entlastet und ihnen nicht neue Hürden und Belastungen aufbürdet“. Von der Bundesregierung erwarten sich die jungen Unternehmer:innen deshalb in erster Linie Entlastung. 66 Prozent sehen Handlungsbedarf bei den Steuern. Insgesamt 87 Prozent wollen als Leistungsanreiz eine Senkung der Lohnnebenkosten. „Steuerliche Entlastung ist der beste Hebel, um der Wirtschaft zum Aufschwung zu verhelfen, das bestätigen auch die Jungunternehmer:innen mit ihren Antworten“, so Pauschenwein.
Klare Positionen gibt es auch bei den in den letzten Wochen wieder politisch diskutierten Themen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und Erbschaftssteuer: 71 Prozent der jungen Arbeitgeberbetriebe sind gegen eine Verkürzung der Arbeitszeit und eine klare Mehrheit der Befragten sprechen sich gegen die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer aus. „Die Politik darf jetzt nichts falsch machen und die Wirtschaft mit weiteren Belastungen oder neuen Steuern lähmen. Das schadet massiv dem Standort und unserer Wettbewerbsfähigkeit. Es zahlt sich für ganz Österreich aus, mehr auf die Jungen in der Wirtschaft zu hören“, ist Pauschenwein überzeugt. „Wir wollen die Zukunft gestalten und anpacken – und wir haben dafür die richtigen Forderungen, Ideen und Lösungsansätze“, so die JW-Bundesvorsitzende.
Mehr Arbeitskräfte durch bessere Vereinbarkeit und steuerliche Anreize
Trotz vorsichtiger Einschätzungen der wirtschaftlichen Zukunft bleiben junge Unternehmen wichtige Taktgeber für den Arbeitsmarkt: 25 Prozent der Befragten planen die Einstellung von Arbeitskräften in den nächsten Monaten. Bei der Lösung des Arbeitskräftemangels ist für
- 58 Prozent der jungen Betriebe die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf das Top-Thema.
- Für 52 Prozent müssen Überstunden steuerlich attraktiver werden.
- Auch Arbeitsmarktreformen sind wichtig. 41 Prozent der Betriebe leiden unter dem Arbeitskräftemangel.
„Der Fachkräftemangel ist ein Dauerbrenner für die heimische Wirtschaft. Mit unserer Forderung nach zehn steuerfreien Überstunden pro Woche könnten die Betriebe deutliche Anreize setzen, den Arbeitskräftemangel zumindest teilweise abzufedern und Fachkräfte im Betrieb zu halten. Denn wer leistungsbereit ist, soll auch stärker profitieren“, so Pauschenwein. Ein neuer Leitfaden der Jungen Wirtschaft liefert außerdem konkrete Tipps, wie Betriebe die Mitarbeiterbindung stärken können.
Kinderbetreuung und nachhaltige Budgetpolitik gefragt
Fairness für die Zukunft ist den jungen Betrieben besonders wichtig: Als wichtige Zukunftsinvestitionen sehen die jungen Betriebe den Ausbau der Kinderbetreuung (72 Prozent) und eine nachhaltige Budgetpolitik (74 Prozent). 52 Prozent sprechen sich für die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags aus. Beim Klimaschutz plädieren 70 Prozent für einen Klimaschutz mit Hausverstand, wo die Klimapolitik unternehmerisch und technologieoffen – und nicht mit Strafen und Verboten – agiert.