Trotz stagnierender Wirtschaft und hoher Inflation bleiben die Verbrauchernachfrage und das Beschäftigungswachstum weiterhin stark, die Einstellungsaussichten für Kandidat:innen sind gut und Arbeitgeber suchen in allen Branchen weiterhin Personal. Im ersten Halbjahr wurden österreichweit mehr als 270.000 Stellen ausgeschrieben. Im Vergleich zum letzten Halbjahr 2022 ist das sogar eine leichte Steigerung um 2 Prozent, in einzelnen Branchen wie den technischen Ausbildungsberufen (plus 19 Prozent), Pflege (plus 20 Prozent), Ärzt:innen (plus 14 Prozent) oder Bauwesen (plus 13 Prozent) sind die Stellenausschreibungen sogar deutlich gestiegen. Das zeigt eine Studie der Recruiting Plattform Stepstone.
61 Prozent der befragten Personaler:innen geben an, dass sich durch den Fachkräftemangel die Zeitspanne von der Stellenausschreibung bis zur Besetzung einer offenen Stelle mittlerweile spürbar verlängere. 58 Prozent beklagen unbesetzte Stellen und 65 Prozent spüren die negativen Auswirkungen in der Mehrbelastung des bestehenden Personals.
Die fünf größten Herausforderungen für Recruiter:innen in Österreich
- Talente mit gefragten Fähigkeiten und Skills finden 66 %
- Arbeits-/Fachkräftemangel 63 %
- Mitarbeiter:innen halten und begeistern 50 %
- den wachsenden Anforderungen gerecht werden (New Work, flexibles Arbeiten, etc.) 39 %
- passive Kandidat:innen erreichen & ansprechen 35 %
Vor diesem Hintergrund steigt der Stellenwert von HR. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, dass ihre Abteilung für den reibungslosen Ablauf im Unternehmen wichtig ist und einen hohen Stellenwert im Unternehmen hat (55 Prozent). 51 Prozent geben an, dass ihre Fachabteilung mit dem Fachkräftemangel sogar noch an Einfluss gewonnen hat.
Strategien gegen den Fachkräftemangel
- Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung 67 %
- Verstärktes Employer Branding 59 %
- Nutzung aller zur Verfügung stehenden Recruiting-Kanäle 49 %
- Upskilling bestehender Mitarbeiter:innen 44 %
- Active Sourcing 37 %
- Förderung von Diversität (ältere DN, Menschen mit Behinderung, etc.) 27 %
- Aufbau von Talentpools 26 %
- International Rekrutieren 23 %
Proaktive Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel
Unternehmen ergreifen daher vermehrt proaktive Maßnahmen, um Talente zu binden und zu gewinnen. Sie setzen dabei auf eine Stärkung ihrer Arbeitgebermarke, nutzen alle ihnen zur Verfügung stehenden Recruiting-Kanäle und investieren in die Weiterbildung ihrer bestehenden Belegschaft, um mit dem sich ständig wandelnden Arbeitsmarkt Schritt zu halten. Kleinere Unternehmen konzentrieren sich heute primär auf Online-Kanäle, während größere Unternehmen ein breiteres Spektrum an Methoden einsetzen, um potenzielle Mitarbeiter:innen zu erreichen. Online-Jobportale sind im Allgemeinen das beliebteste Medium und werden unabhängig von der Unternehmensgröße von 95 Prozent der Befragten genutzt.
Was wollen Arbeitnehmer:innen?
Besonders geschätzt werde die flexible Arbeit von zu Hause aus, ebenso wie Verpflegungsangebote und Weiterbildungsmöglichkeiten, davon sind Österreichs Personaler:innen überzeugt. Auch zusätzliche Boni, Gratis-Kaffee und die Übernahme der Kosten für öffentliche Verkehrsmittel kämen gut an. Kleinere Annehmlichkeiten wie Mitarbeiterevents, Gesundheitsförderungsmaßnahmen und zur Verfügung gestellte Snacks würden ein attraktives Angebot für Arbeitnehmer:innen abrunden.
Die Gamechanger im Recruiting liegen den Personaler:innen zufolge jedoch an anderer Stelle: Flexible Arbeitsmöglichkeiten und sinnstiftende Aufgaben werden noch vor einem attraktiven Gehalt als wirkungsvolle Hebel genannt, um Top-Talente zu überzeugen.
- Flexible Arbeitszeiten 25 %
- Sinnstiftende Arbeit 23 %
- Attraktives Gehalt 20 %
„Die Herausforderungen sind groß, bieten aber auch Chancen für diejenigen, die bereit sind, sich anzupassen und Pionierarbeit zu leisten. In diesem dynamischen Umfeld wird der Erfolg denjenigen gehören, die diesen Wandel aktiv gestalten und neu definieren, was es bedeutet, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein“, sagt Nikolai Dürhammer, Managing Director von Stepstone Österreich und Schweiz.