Allerdings gibt es kurz vor Begutachtungsende auch Kritik am Netzinfrastrukturplan, der Ende Juli von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) präsentiert wurde. „Wir begrüßen diesen wichtigen Schritt in Richtung Klimaneutralität“, sagte Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW) in seiner Stellungnahme. Eine intelligente Planung der Energie-Infrastruktur sei der Grundstein für eine umweltfreundliche Energieversorgung. Positiv bewertete der Obmann, dass erstmals die gesamte Strom- und Gasinfrastruktur berücksichtigt werde. Allerdings sei der Bedarf an Biomethan und Wasserstoff – vor allem für die Industrie – zu niedrig angesetzt, so die Kritik des Fachverbands. „Hier sehen wir Lücken und dringenden Verbesserungsbedarf im ÖNIP“, sagte Weinelt.
Laut dem Netzinfrastrukturplan gebe es 2040 einen Bedarf von knapp 40 TWh. Dies liege jedoch unter den Berechnungen der Industrie und dem Klimaministerium selbst. Laut der vom Ministerium beauftragten Studie „Erneuerbares Gas in Österreich 2040″ging man noch von einem Bedarf zwischen 89 TWh bis 138 TWh an gasförmigen Energieträgern aus. Für Weinelt seien diese Werte nachvollziehbar, wenn die österreichische Industrie erhalten werden solle.
Daneben bedürfe es eines Masterplanes für die Umsetzung der Wasserstoffstrategie. Aber auch der Bereich Carbon Capture Storage – die Speicherung von Kohlendioxid in Gaslager – sei vor allem für die Schwerindustrie von wesentlicher Bedeutung. „Es gilt, die bestehende Gasinfrastruktur zu ertüchtigen und Netzteile für den CO2-Transport umzubauen“, sagte der Fachverbands-Obmann.
Netzinfrastrukturplan: Nachbesserungen bei Strom
Aber auch in puncto Strom gibt es offenbar Nachbesserungsbedarf. So sei es dringend nötig, die Netze zügig auszubauen und ein zeitgemäßes E-Wirtschaftsgesetz (ElWG) zu verabschieden, forderte der Bundesverband Photovoltaic Austria in einer Stellungnahme. „Die Bundesregierung muss rasch zeitgemäße rechtliche Rahmenbedingungen schaffen und den dringenden Netzausbau vorantreiben, sonst sehe ich keine Chance die Klimaziele in Österreich zu erreichen“, so Photovoltaic Austria-Geschäftsführerin Vera Immitzer.
Sie forderte daher klare Ausbaupläne auf Verteilnetzebene und die Modernisierung des Stromnetzes sowie klare und leicht zugängliche Informationen, wie viel Energie in das Stromnetz eingespeist werden könne. Notwendig seien auch für die Photovoltaik relevante Ausbaupläne – „und das bedeutet, dass wir einen ähnlichen Planungsprozess wie beim ÖNIP auch auf Verteilnetzebene benötigen, um auch wirklich auf die Anforderungen eines modernen Stromnetzes eingehen zu können und Sicherheit für die nächsten Jahrzehnte zu schaffen“, so Immitzer. Denn die Netzzugänge seien für den Ausbau der erneuerbaren Sonnenenergie in Österreich derzeit das größte Problem. (APA/red)