Mehr als 400 Teilnehmer:innen trafen sich kürzlich in Schladming, um sich bei der ersten Treasury & Finance Convention über die neuesten Trends und Entwicklungen der Finanzbranche auszutauschen.
- Das Wachstumsdifferenzial zwischen CEE und Westeuropa hält an
- Sind Krisen das “New Normal” für CFOs?
- Lieferketten: Digitalisierung, Risk Management und Working Capital
- Nachhaltigkeitsberichterstattung braucht eine Komplexitätsreduktion
- Bründl Sports: Nachhaltigkeit im Markenkern
Das Wachstumsdifferenzial zwischen CEE und Westeuropa hält an
In seiner Key Note Speech bei der #glaubandich Austrian Night hob Erste Group Vorstand für Corporate Banking & Markets Ingo Bleier die enge Vernetzung Österreichs mit CEE hervor. Diese drückt sich auch in vielen Kennzahlen aus, etwa dass über 80 Mrd. Euro an direct foreign investments aus Österreich nach Mittel- und Osteuropa flossen und sich inzwischen mehr als 400 CEE-Headquarters in Wien angesiedelt haben. Insgesamt habe Österreich sehr von der europäischen Integration profitiert, so Bleier.

Die wirtschaftliche Annäherung von CEE an Westeuropa schreitet weiter voran und während viele Teile Europas mit reduzierten Wachstumserwartungen kämpfen – Deutschland sogar erste Zeichen einer Rezession zeigt –, weist CEE weiter eine positive Wachstumsdynamik auf. Weitere Investitionen in CEE sieht Bleier daher als gerechtfertigt an.
In der aktuell schwierigen Situation steht aber so manche Entscheidung auf der Kippe, Investitionen werden aufgeschoben und Projektstarts verzögert. So kann es zur selbsterfüllenden Prophezeiung der Rezession kommen, weshalb der Erste Group Vorstand die anwesenden CFOs und Unternehmer:innen ermunterte, neben den Risiken vor allem die Chancen in Projekten zu sehen.
Sind Krisen das “New Normal” für CFOs?
Liquidität hat wieder einen Preis und ist deshalb eines der wichtigsten Themen für CFOs und Finanzleiter:innen. Darin waren sich Klemens Eiter, Walter Riess, Michael Juen, Stefanie Christina Huber und Hans Unterdorfer beim “CFO-Talk: Krisenherde, Inflation, Rezession – CFOs im Umgang mit ‘The New Normal’” einig. Aktueller hätte die Diskussion kaum sein können, startete sie doch nur 15 Minuten nach der letzten Zinsanpassung der Europäischen Zentralbank (EZB).
Die Unternehmen mussten in den vergangenen Monaten viele Belastungen schultern: Inflation, explodierende Energiepreise, Fachkräftemangel und eine stark eingetrübte Wirtschaft. Ausreichende Liquidität sicherzustellen und entsprechende Absicherungsinstrumente zu implementieren, war daher eine der wichtigsten Aufgaben für die CFOs. Gleichzeitig kommen große Veränderungen bei Lieferkettenmanagement, Digitalisierung und ESG auf die Unternehmen zu.

Hier kommt auch ein passender Bankenpartner ins Spiel, der in herausfordernden Zeiten auf Augenhöhe zur Seite steht. Gut kapitalisiert, mit starker regionaler Verwurzelung und Kenntnis sowie den Instrumenten und Ressourcen einer internationalen Bankengruppe können Erste Bank und Sparkasse hier auf eine solide Basis aus hohem Kundenvertrauen und starkem Leistungsverbund bauen. Gerade das Wissen um lokale und branchenspezifische Unterschiede ist entscheidend, denn die Auswirkungen der genannten Herausforderungen unterscheiden sich stark, vergleicht man etwa ein Industrieunternehmen mit einem Tourismusbetrieb.
Positiv hoben die beiden Bankenvertreter:innen hervor, dass die Unternehmer:innen trotz aller Unwegsamkeiten an die eigene Zukunft glauben und aktiv daran arbeiten, Chancen zu nutzen, gerade in Bezug auf die grüne Transformation der Wirtschaft und die Digitalisierung von Prozessen und Geschäftsmodellen. Besonders das Thema Nachhaltigkeit sollte in allen Unternehmen genau beleuchtet werden, da es gleichzeitig Herausforderung, etwa bei Berichtsvorgaben oder im Finanzierungsbereich, und Riesenchance, durch die hohen Investitionsvolumen und Fördertöpfe, ist. Zudem bietet die grüne Transformation Unternehmen die Chance, ihr Geschäftsmodell zukunftsorientiert und nachhaltig zu gestalten.
Insgesamt wird es in den kommenden Monaten wohl volatil bleiben. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, die eigenen Finanzen solide und gesund aufzustellen.
Lieferketten: Digitalisierung, Risk Management und Working Capital
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die globalen Lieferketten deutlich verletzlicher sind als zuvor angenommen. Gleichzeitig wurde klar, wie entscheidend funktionierende und zuverlässige Lieferketten für den Erfolg von Unternehmen sind. Daher liegt es nahe, sich dieses Thema genau anzusehen, was Christina Mayer, Vorstand Erste Group Intermarket, und Patrick Götz, Vorstand Tiroler Sparkasse, gemeinsam mit Theodor Uljanov, Felder Group, und Martin Horvath, Neumann Aluminium Industries, im Workshop „Digitalisierung in den Lieferketten und neue Beschaffungsketten für mehr Resilienz“ taten.

Klar war für alle, dass aufgrund der hohen Bedeutung einer guten Supply Chain ein entsprechendes Risikomanagement und Monitoring notwendig sind. Hier gab es in den vergangenen Jahren, auch aufgrund der Krisen, deutliche Fortschritte in den Unternehmen, doch nach wie vor gibt es sehr unterschiedliche Reifegrade und viel Potential.
Ein wesentlicher Punkt der Diskussion war zudem die vermehrte Digitalisierung im Einkauf. Diese kann helfen die Effizienz zu steigern, Prozesse und interne Zusammenarbeit zu beschleunigen und so Procurement-Kolleg:innen mehr Zeit zu geben, sich intensiv mit kritischen Lieferanten auseinander zu setzen. Zudem unterstützen gute digitale Lösungen bei der Erfüllung regulatorischer Anforderungen, die in Bezug auf das Reporting der Lieferkette immer anspruchsvoller werden.
Working Capital ist ein weiteres Thema, dem in Bezug auf die Supply Chain hohes Augenmerk gegeben werden sollte. Um den Bedarf hier zu optimieren, sollte ein guter Finanzierungsmix eingesetzt werden, in dem neben den klassischen Finanzierungsformen auch Factoring eine immer größere Rolle spielt. Factoring kann auch für KMU attraktive Konditionen bieten und gerade in komplexen Lieferketten einen echten Mehrwert und Liquiditätsverbesserungen bringen.
Nachhaltigkeitsberichterstattung braucht eine Komplexitätsreduktion
Das Thema Nachhaltigkeit hat in Unternehmen bereits einiges verändert. Vieles wurde umgesetzt, da sich Unternehmer:innen verstärkt für eine grünere Zukunft engagieren. Ein weiterer Faktor für den Wandel ist der regulatorische Rahmen, der vor allem in Bezug auf die Nachhaltigkeitsberichtserstattung hohe Anforderungen stellt. So müssen Banken bereits seit 2021 ESG-Faktoren in ihren Kreditvergaben berücksichtigen. Ab dem kommenden Jahr gelten für börsennotierte Unternehmen verschärfte Regelung mit erhöhten Rechenschafts- und Governance-Pflichten. Ab 2025 treffen diese Vorschriften auch alle Unternehmen mit über 250 Mitarbeiter:innen bzw. 40 Mio. Euro Umsatz oder 20. Mio. Euro Bilanzsumme.
Ziel des Gesetzgebers ist es, Geldflüsse in nachhaltige Bereiche zu lenken und mehr Transparenz zu schaffen. Die Auswirkungen sind hohe Anstrengungen selbst für kleine Unternehmen, da viele große Betriebe am Ende der Lieferketten genaue Informationen von ihren Zulieferern fordern. Klaus Einfalt, CEO SW Umwelttechnik, Andreas Hauer, ESG-Experte der Erste Group, und Siegfried Huber, Vorstand der Kärntner Sparkasse, beleuchteten diese Auswirkungen im Workshop “Taxonomie & Transformation: Was ändert Nachhaltigkeitsberichtserstattung in Unternehmen & Finanzierung” näher. Eine große Herausforderung, die bereits zu Beginn gelöst werden muss, ist es Klarheit für die Mitarbeiter:innen in Bezug auf Anforderungen und Bedeutung des Themas zu schaffen. Denn sie haben eine Schlüsselrolle, die Daten, Fakten und Zahlen aus allen Unternehmensbereichen zusammenzutragen und korrekt zu reporten.

Um die Daten möglichst effizient zu erfassen, bietet die OeKB seit Kurzem eine standardisierte Lösung: Der OeKB ESG Data Hub, an dem auch Erste Bank und Sparkassen mitarbeiten, um ihren Kund:innen über diese wichtige Komplexitätsreduktion das ESG-Reporting an Banken zu vereinfachen.
Einig waren sich die Vortragenden, dass Unternehmen trotz allen Aufwands, Nachhaltigkeit als Chance sehen sollten; gut strukturierte Berichterstattung kann Beziehungen zu Partner:innen stärken. Ohnehin führt an dem Thema kein Weg vorbei, unabhängig von Branche und Größe. Denn Banken werden von den Gesetzgebern in die Pflicht genommen und fehlen die notwendigen Informationen, nimmt die Finanzierungsfähigkeit ab.
Um diesem Risiko entgegenzuwirken, besprechen Erste Bank und Sparkassen mit ihren Kund:innen dieses Thema intensiv und stellen das umfassende Know-How ihrer Expert:innen zur Verfügung.
Bründl Sports: Nachhaltigkeit im Markenkern
Mehr Nachhaltigkeit wird aber nicht nur vom Gesetzgeber gefordert, sondern auch von Kund:innen, erklärte Christoph Bründl von Bründl Sports im Best Practice Talk “Sustainability – Nachhaltigkeit als Kern des Markenauftritts” mit Markus Sattel, Vorstand Salzburger Sparkasse. Der Geschäftsführer eines Familienbetriebs in zweiter Generation entschied bereits 2019, Dinge anders und nachhaltiger zu machen, mit dem Ziel Österreichs erster klimaneutraler Sporthändler zu werden. Die eigene Überzeugung und der Wunsch seiner Kund:innen nach nachhaltigeren Produkten waren dabei die wichtigsten Aspekte.

Bis heute hat sich vieles verändert. Der neue Flagship Store in Kaprun wurde, trotz höherer Kosten, mit regionalen oder widerverwendeten Materialen gebaut und verfügt über eine eigene PV-Anlage. Gemeinsam mit neun anderen Händlern konnte Bründl Sports Zulieferer überzeugen, weniger Plastik und Kartonagen bei der Anlieferung zu verwenden sowie Lieferungen besser zu organisieren – ein wichtiger Hebel in einer Branche, in der 80 % der Emissionen durch Lieferanten entstehen.
Unternehmensintern plädiert Bründl für radikale Offenheit und Ehrlichkeit, flache Hierarchien und respektvolles Miteinander. Als größte Gefahr für das Unternehmensklima sieht er toxische Menschen, die anderen die Energie rauben – hier stellt er gutes Verhalten selbst über Leistung. Vertrauen in Herz und Bauchgefühl sind ihm wichtig und im Zweifelsfall wird etwas einfach probiert, statt lange herumzudiskutieren. Seine Mitarbeiter:innen werden in einer eigenen Akademie geschult, was im Premiumsegment wichtig ist, denn die Kund:innen informieren sich sehr genau über Produkte und erwarten entsprechendes Wissen von den Verkäufer:innen.
Als nächste große Herausforderung sieht er die Vorbereitung der Übernahme des Betriebs. Denn eine reibungslose Nachfolge gehört zu einem nachhaltigen Familienbetrieb.